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Metzger in Langenbach kämpft gegen Abstellung seiner Solaranlage

Ein Metzger aus Langenbach, Augustin Keller, kann aufgrund von Netzüberlastungen seiner Photovoltaikanlage nicht selbst erzeugten Strom nutzen, was ihn finanziell belastet und ihn in einen rechtlichen Kampf gegen die Überlandwerke verwickelt; dies geschah im August 2024 und wirft Fragen zur Effizienz und Fairness der aktuellen Energiewende auf.

Ein Metzger aus Langenbach steht vor einem unerwarteten Problem, das mit seiner vor kurzem installierten Photovoltaikanlage zusammenhängt. Augustin Keller investierte eine stolze Summe von 250.000 Euro in diese Anlage, um seinen eigenen Strom zu erzeugen und Betriebskosten zu senken. Doch die Realität sieht anders aus: Jedes Mal, wenn die Sonne besonders hell scheint, muss seine Solaranlage aufgrund drohender Netzüberlastungen abgeschaltet werden. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf seine Stromrechnung, sondern auch auf seine wirtschaftliche Planung.

Keller betreibt seinen Metzgereibetrieb mit 216 Kilowatt Leistung der Anlage, die jährlich etwa 200.000 Kilowattstunden Strom generiert. Die ersten Monate schienen vielversprechend, da er seine Stromkosten von 8.000 Euro auf 3.000 Euro senken konnte und zudem Einnahmen durch die Einspeisung des überschüssigen Stroms in das öffentliche Netz erzielte. Dieser positive Trend hat sich jedoch stark gewandelt, was ihn zunehmend frustriert.

Überlastungen im Stromnetz

Das Problem mit der Abstellung der Solaranlage lässt sich durch die steigende Anzahl von Photovoltaikanlagen in der Region erklären. Bayernwerk, der zuständige Netzbetreiber, berichtete von einem Anstieg auf 500.000 PV-Anlagen, von denen 88.000 im letzten Jahr neu installiert wurden. Dies führt dazu, dass das Stromnetz an sonnigen Tagen überlastet ist, weshalb Keller und viele andere Betreiber zur Sicherstellung der Netzstabilität benachrichtigt werden müssen, ihre Einspeisung einzustellen.

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„Wir hatten in diesem Jahr bereits etwa 30 solcher Anordnungen“, erklärt ein Sprecher von Bayernwerk, der betont, dass nicht jede betroffene Anlage gleich behandelt wird. Statistisch gesehen kommen mehr als 10.000 Megawatt Leistung durch die PV-Anlagen zusammen. Der Netzausbau ist auf einem Rekordniveau, aber es dauert, bis er mithalten kann mit der rasanten Zunahme der PV-Anlagen.

„Rechtlich ist es erlaubt, die gesamte Anlage abzustellen“, so Marian Rappl, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft. „Aber es fühlt sich für die Betreiber alles andere als optimal an.“ Für Augustin Keller bedeutet dies einen Verlust an Einnahmen. „An jedem Tag, an dem meine Anlage abgestellt wird, verliere ich rund 500 Euro, weil ich stattdessen teuren Netzstrom einkaufen muss“, erklärt er frustriert.

Fehlende Unterstützung und Lösungen

Keller hat zahlreiche Gespräche mit den Überlandwerken geführt, jedoch blieb er ohne nennenswerte Unterstützung. Nur die Grünen reagierten auf seine Anfragen und informierten ihn über mögliche Entschädigungen, allerdings ohne detailreiche Auskunft darüber, wie er diese erhalten könnte. „Ich bin Metzger, kein Jurist“, merkt Keller an. Diese Situation empfinden viele Betreiber von großen PV-Anlagen als enorm belastend.

Das Problem ist jedoch nicht isoliert, wie Keller feststellt. „Viele Unternehmer in ähnlicher Lage haben sich bereits bei mir gemeldet“, sagt er. Der Eindruck, dass die Steuerung und Optimierung solcher Anlagen sehr komplex ist, spiegelt sich in den Aussagen von Rappl wider. Netzbetreiber müssen eingreifen, um große Stromausfälle zu verhindern, was bedeutet, dass kurzfristig Entscheidungen getroffen werden müssen, die nicht immer für die Betreiber von Vorteil sind.

Trotz all der Herausforderungen hat Keller seine Investition nicht bereut. Er sieht die Erzeugung von Solarstrom als die richtige Entscheidung an und hofft, dass in Zukunft Lösungen gefunden werden, die es ihm und anderen ermöglichen, ihren eigenen Strom effizienter zu nutzen. „Jeder Sonnentag ist eine Chance, meinen selbsterzeugten Strom zu verwenden,“ resümiert er optimistisch und gibt damit den Gedanken an zukünftige Verbesserungen nicht auf.

Ein Blick in die Zukunft des Stromnetzes

Die Prognosen zum Ausbau der benötigten Infrastruktur sind vor dem Hintergrund der rasant wachsenden Zahl an erneuerbaren Energien wie Sonnen- und Windkraft durchaus optimistisch, doch es bleibt abzuwarten, wie schnell diese Maßnahmen greifbare Ergebnisse liefern werden. Laut Rappl ist ein kombinierter Ausbau der Speicherkapazitäten, der über die derzeit installierten Batteriespeicher hinausgeht, erforderlich, um eine langfristige Lösung zu finden.

Man kann nur hoffen, dass die rasante Entwicklung der Technik und innovative Ansätze zur Netzregulierung künftig auch die Herausforderungen, vor denen Metzger wie Augustin Keller stehen, überwinden werden. Bis dahin bleibt abzuwarten, welche politischen und wirtschaftlichen Schritte unternommen werden, um die Situation für die Betreiber von Solaranlagen zu verbessern.

Wachstum der Photovoltaikanlagen in Deutschland

In den letzten Jahren hat der Ausbau von Photovoltaikanlagen in Deutschland enorm zugenommen. Laut dem Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW) waren im Jahr 2023 insgesamt über 2,6 Millionen Solaranlagen in Betrieb, die mehr als 74 GW installierte Leistung erbrachten. Diese Entwicklung zeigt das wachsende Interesse an erneuerbaren Energien und der verstärkten Nutzung von Solarstrom in privaten und gewerblichen Anwendungen.

Die Bundesregierung hat durch verschiedene Förderprogramme, wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), Anreize geschaffen, um den Ausbau von Photovoltaikanlagen zu unterstützen. Darüber hinaus haben sich Umweltbewusstsein und Kosten für Solartechnologien verringert, was zu einer steigenden Anzahl von Installationen beiträgt. Dennoch führt das schnelle Wachstum auch zu Herausforderungen in der Netzinfrastruktur, wie sie Augustin Keller erlebt hat.

Technologische Herausforderungen und mögliche Lösungen

Die Abstellung von Photovoltaikanlagen in Zeiten von Netzüberlastungen hat die Diskussion über die notwendige Weiterentwicklung der Netztechnologien neu entfacht. Die aktuelle Infrastruktur ist oft nicht in der Lage, die volatilen Einspeisungen von Solar- und Windkraftanlagen effizient zu managen. Experten schlagen vor, die Integration von intelligenten Stromnetzen (Smart Grids) zu fördern, um die Anforderungen an die Netzstabilität besser zu erfüllen.

Zusätzlich zu den Smart Grids wäre der Ausbau von Speichermöglichkeiten ein zentraler Aspekt, um überschüssigen Solarstrom zwischenzuspeichern und bei Bedarf abzugeben. Der Einsatz von neuartigen Batteriespeichern, Pumpwasserspeichern und anderen Technologien wird als entscheidend angesehen, um die Spitze der Einspeisungen auszugleichen und den Betreibern ihrer Anlagen eine zuverlässige Stromnutzung zu ermöglichen.

Regulierung und politische Maßnahmen

Die Herausforderungen, mit denen Betreiber von Photovoltaikanlagen konfrontiert sind, erfordern auch politische Lösungen. Aktuell gibt es Bestrebungen auf politischer Ebene, die Rechte von PV-Betreibern zu stärken und klare Entschädigungsmechanismen zu schaffen, um die betroffenen Unternehmer zu unterstützen. Hierbei wird diskutiert, wie eine Reform des Einspeisegesetzes geschehen könnte, um die unternehmerischen Risiken bei Netzüberlastungen zu verringern und die Nutzung des selbst erzeugten Stroms zu optimieren.

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung wurde festgehalten, dass der Ausbau erneuerbarer Energien forciert werden soll, um die Klimaziele zu erreichen. Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für den Betrieb von PV-Anlagen zu verbessern, um die Akzeptanz und den wirtschaftlichen Erfolg der Betreiber zu sichern. Solche politischen Maßnahmen sind entscheidend, damit die Energiewende in Deutschland fortschreiten kann.

– NAG

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