Die Familiendynamik auf dem Nußrainer-Hof in Katterloh zeigt eindrücklich, wie traditionelle Landwirtschaft mit modernster Technologie harmonieren kann. Von außen betrachtet, wirkt der Betrieb in der ruhigen Gemeinde Pastetten klassisch, doch binnen der letzten Jahre hat sich hier viel getan. Die Nußrainers, bestehend aus Hubert, Maria und ihren drei Kindern, haben die landwirtschaftlichen Praktiken nicht nur modernisiert, sondern auch einen bedeutenden Fortschritt in die Tierhaltung eingeführt.
Im Herzen ihres Betriebs steht der Melkroboter, der den Kühen selbstbestimmtes Melken ermöglicht. „Die Kühe sind alle sechs Stunden melkberechtigt“, erklärt Maria und fügt hinzu, dass sie rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr, selbstständig zum Melken gehen können. Diese Innovation ist nicht nur komfortabel für die Tiere, sondern wirkt sich auch positiv auf ihre Gesundheit aus, da der Druck im Euter verringert wird.
Technologie im Kuhstall
Die Einführung dieser Technologie stellt einen erheblichen Wandel in der Landwirtschaft dar. Besonders überraschend ist die Tatsache, dass jede Kuh mit einem Transponder ausgestattet ist, der den Weg zu den Melkständen steuert. Die Nußrainers haben einen neuen Laufstall gebaut, der nicht nur Luft und Licht bietet, sondern auch Platz für die rund 80 Milchkühe und den tierischen Nachwuchs. Maria Nußrainer, selbst ausgebildete Metzgereiverkäuferin, bezeichnet sich als die „Kälbermanagerin“ und kümmert sich um bis zu 20 Kälber, wobei sie stets einen Blick auf deren Bedürfnisse hat.
Sowohl Hubert als auch Maria sind begeistert von den Vorteilen der modernen Sensorik, die es ihnen ermöglicht, das Wohlbefinden der Tiere in Echtzeit zu überwachen. Über ein Smartphone oder einen Computer können sie die Vitalwerte ihrer Kühe einsehen, beispielsweise die Temperatur oder die Bewegungsaktivität. Ein besonderes Gerät – ein Bolus – informiert über wichtige Parameter aus dem Kuhmagen, wodurch sie frühzeitig auf mögliche gesundheitliche Probleme reagieren können.
Doch nicht nur die Technologie hat Einzug gehalten. Ein wärmegesteuerter Ventilator sorgt dafür, dass die Kühe auch an heißen Tagen eine angenehme Umgebung haben. Wenn die Temperaturen auf 19 Grad steigen, springt der Ventilator an, um die Luftzirkulation zu verbessern und somit den Stress der Tiere zu vermindern.
Der Weg in die Zukunft
Die Familie ist nicht nur innovativ, sondern auch verbunden. Hubert und Maria können auf die Unterstützung ihrer drei Kinder zählen. Der 16-jährige Anton plant, in die Fußstapfen seiner Eltern zu treten und die Landwirtschaft nach seiner Ausbildung fortzuführen. Seine Schwester Magdalena hat sich für einen anderen beruflichen Weg entschieden, während der jüngste Bruder Andreas noch seine schulische Ausbildung abschließt. Die Integration der nächsten Generation ist ein Zeichen des Wandels im ländlichen Raum.
In einem weiteren Schritt öffnet die Familie ihren Hof regelmäßig für Besucher, insbesondere Kindergruppen. „Wir möchten den Menschen zeigen, wo ihre Lebensmittel herkommen und das Bewusstsein fördern“, sagt Maria mit einem Lächeln. Dabei bemängelt sie, dass viele den Bezug zur Landwirtschaft verloren haben und oft auf die Landwirtschaft zeigen, wenn etwas in der Lebensmittelproduktion schiefgeht.
Der Wunsch nach mehr Wertschätzung und Verständnis für die Arbeit der Landwirte ist spürbar. Trotz aller technisierten Fortschritte gibt es Herausforderungen. „Wir sind Bauern, keine Büroangestellten“, sagt Maria, die die wachsende Bürokratie anprangert, die sich auf die täglichen Abläufe auswirkt. Es sei wichtig, dass die Gesellschaft die Realität der Landwirtschaft reflektiert und die Herausforderungen akzeptiert.
Auf dem Nußrainer-Hof wird weiterhin ein Weg der Balance zwischen Tradition und Innovation beschritten. Die Vorreiterrolle, die Familie Nußrainer in ihrer Branche einnimmt, zeigt, dass die Landwirtschaft sich im Wandel befindet und zukunftsfähig bleibt.
– NAG