Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt hat ihre Fakultät für Religionspädagogik in eine innovative Einrichtung umgewandelt. Die „School of Transformation and Sustainability“ fokussiert sich auf gesellschaftliche Veränderungen und nachhaltige Entwicklung. Dies ist nicht nur eine Umbenennung, sondern auch ein deutlicher Schritt in die Zukunft, um die Relevanz des Religionsstudiums angesichts schwindender Studierendenzahlen zu bewahren.
Ein Jahr nach der Gründung zeigen sich bereits die ersten Ergebnisse dieser Transformation, die über die traditionellen Grenzen der Religionspädagogik hinausgeht. Bislang war der Studiengang eine Anlaufstelle für angehende Gemeindereferentinnen und -referenten. Mit dem neuen Studiengang „Transformation, Nachhaltigkeit, Ethik“ wird jetzt ein zeitgemäßer Ansatz verfolgt, der auch eng mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen verknüpft ist.
Auf die Gesellschaft reagieren
Wie Professorin Simone Birkel von der neuen School of Transformation and Sustainability erläutert, besteht eine steigende Nachfrage nach Wissen über religiöse und ethische Fragestellungen, obwohl die absoluten Zahlen an Studierenden in der klassischen Religionspädagogik zurückgehen. „Das zwingt uns, unsere Angebote neu zu denken, um eine breitere Öffentlichkeit anzusprechen und Religion als Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung zu positionieren“, so Birkel.
Ein wichtiger Grund für diese Neuausrichtung ist die sozial-ökologische Transformation. Birkel bezeichnet sie als eine der größten Herausforderungen der Gegenwart, die Offenheit und Flexibilität erfordert. Deswegen ist der neue Studiengang so konzipiert, dass die Studierenden nicht nur Fachwissen erwerben, sondern auch Werte und Orientierungen verstehen, die für eine nachhaltige Zukunft notwendig sind.
Der interdisziplinäre Ansatz
Der neue Studiengang ist nicht auf die Theologie beschränkt; er umfasst auch andere Fachrichtungen wie Wirtschaftswissenschaften und Tourismus. Birkel betont, dass transdisziplinäre Zusammenarbeit unerlässlich ist, um den komplexen Krisen unserer Zeit begegnen zu können. Diese interdisziplinäre Ausrichtung eröffnet den Studierenden die Möglichkeit, verschiedene Perspektiven zu kombinieren und innovative Lösungen zu entwickeln.
Einer der interessanten Aspekte des neuen Curriculums ist ein Orientierungsjahr in den ersten beiden Semestern. In dieser Zeit haben die Studierenden die Gelegenheit, Transformationsprozesse in verschiedenen Kontexten zu beobachten und zu reflektieren. Dabei werden auch konkrete kirchliche Transformationsorte eingebunden, wie zum Beispiel das Kloster Plankstetten. „Das ist eine Praxis, die es den Studierenden ermöglicht, ihre eigenen Ideen zu entwickeln und direkt im Feld zu testen“, beschreibt Birkel den Ansatz.
Für das künftige Berufsleben stellt sich die wichtigste Frage: Welche Fähigkeiten benötigen junge Absolventen, um erfolgreich in kirchlichen und sozialen Kontexten arbeiten zu können? Birkel spricht von „future skills“, also den Fähigkeiten, um in komplexen Situationen eigenständig und erfolgreich handeln zu können. Dazu zählen Gestaltungsfähigkeiten sowie die Fähigkeit zur Exnovation, also dem Abschied von nicht nachhaltigen Praktiken.
Zielgruppen für den neuen Studiengang sind nicht nur Menschen, die bereits in der Kirche tätig sind, sondern auch Quereinsteiger und junge Erwachsene, die auf der Suche nach sinnstiftenden Tätigkeiten sind. Diese Offenheit soll dazu führen, dass unterschiedliche Lebensentwürfe und Erfahrungen in das Studium einfließen, was die gemeinsame kreative Arbeit an neuen Lösungen fördert.
Die Hochschule positioniert sich damit als moderne Ausbildungsstätte, die auch auf globale Herausforderungen reagiert. Mit einem klaren Blick auf die Bedürfnisse der jungen Generation will die KU Eichstätt-Ingolstadt denjenigen ein Rüstzeug mitgeben, die zukünftig als Botschafter des Wandels agieren. „Es ist unser Ziel, dass die Absolventen in sozialen, zivilgesellschaftlichen und kirchlichen Bildungskontexten Veränderungen aktiv begleiten können“, sagt Birkel.
Ein Blick in die Zukunft
Die Entwicklung des neuen Studiengangs und der School of Transformation and Sustainability ist ein vielversprechender Schritt in die Zukunft. Die Verbindung von Religion, Ethik und Nachhaltigkeit in einem interdisziplinären Rahmen hat das Potenzial, junge Menschen zu inspirieren und ihnen die Fähigkeit zu geben, Veränderungen in ihrer Umgebung aktiv mitzugestalten. Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt zeigt so, wie Bildung zu einem Schlüssel für gesellschaftliche Transformation werden kann.
Mit dieser Neuausrichtung wird nicht nur der Herausforderungen der Gegenwart begegnet, sondern auch eine Brücke in eine dynamische Zukunft geschlagen.
Gesellschaftlicher Kontext der Neuorientierung
Die Neuausrichtung der Fakultät für Religionspädagogik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt spiegelt eine breitere gesellschaftliche Entwicklung wider. In den letzten Jahrzehnten hat die religiöse Teilhabe in vielen westlichen Ländern, einschließlich Deutschland, abgenommen. Der Religionsmonitor 2021 zeigt, dass über 50% der Bevölkerung in Deutschland keiner Glaubensgemeinschaft angehören oder sich als religionslos betrachten. Diese Entwicklung hat nicht nur Auswirkungen auf die Kirchen, sondern auch auf die gesamte gesellschaftliche Struktur, was zu einer alternativen Betrachtungsweise der Rolle von Religion in einer zunehmend säkularisierten Welt führt. Quellen: Religionsmonitor.
Interdisziplinarität im neuen Studiengang
Die Entscheidung, einen interdisziplinären Ansatz zu verfolgen, ist ein Reaktion auf die komplexen Herausforderungen, mit denen die Gesellschaft konfrontiert ist. Die Herausforderungen des Klimawandels, sozialer Ungleichheit und einer sich verändernden Werteordnung erfordern Wissen und Perspektiven aus verschiedenen Disziplinen. Die Einbeziehung von Wirtschaftswissenschaften und Tourismus ist ein strategischer Schritt, um Studierenden zu ermöglichen, eine holistische Sichtweise auf soziale Probleme zu entwickeln. Studien zeigen, dass interdisziplinäre Programme dazu beitragen können, kreativer und lösungsorientierter zu denken, was in der heutigen Zeit unerlässlich ist. Quellen: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).
Aktuelle Statistiken zu Bildung und Religionszugehörigkeit
Laut Statista betrugen die Studierendenzahlen in der Religionspädagogik in Deutschland 2022 lediglich etwa 5.500 und sind in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Im Kontrast dazu sind Programme, die interdisziplinäre und transdisziplinäre Ansätze verfolgen, entscheidend für die Anwerbung neuer Studierender. Daten aus den letzten Umfragen zeigen, dass etwa 65% der angehenden Studierenden Interesse an ethischen und nachhaltigen Themen haben. Diese Statistiken verdeutlichen die Notwendigkeit, Bildungsprogramme zu schaffen, die sowohl aktuelle gesellschaftliche Bedürfnisse ansprechen als auch eine breitere Zielgruppe erreichen können. Quellen: Statista.
– NAG