In der Stadt Grafing wird es ab November keine Stadtführungen mehr von Thomas Warg geben. Der erfahrene Kreisheimatpfleger und Stadtführer aus Ebersberg ist verärgert, nachdem er von der Stadtverwaltung überrascht mit einer Kündigung konfrontiert wurde. Dies geschah in einer E-Mail von Bürgermeister Christian Bauer, die Warg vor drei Monaten erreichte. Die Gründe für die Kündigung liegen in der angespannten finanziellen Lage der Stadt, so Bauer. Warg, der seit neun Jahren Stadtführungen in Grafing anbietet, hatte großen Zuspruch erhalten, sieht sich nun jedoch Enttäuschung und Unverständnis gegenüber.
Bauer hat angeboten, dass Warg weiterhin unter anderen Voraussetzungen arbeiten könne, was für den 1000 Euro pro Monat verdienenden Stadtführer jedoch nicht in Frage kommt. „Das hätte ich fast kostenlos machen sollen“, meint Warg, der zudem auf eine Aufwandsentschädigung von insgesamt 2000 Euro pro Monat aus Ebersberg verweist. Sein Unmut über die Stadt Grafing ist deutlich spürbar: „Ich bin von Grafing schwer enttäuscht“, erklärt er.
Problematik der veränderten Konditionen
Christian Bauer sieht die Situation aus einem anderen Blickwinkel. Nach einer Intervention des Stadtrats habe er den bestehenden Vertrag mit Warg gekündigt. „Die 1000 Euro pro Monat sind nicht mehr gerechtfertigt, da die Konzepte für die Führungen bereits stehen“, gibt er zu Protokoll. Warg sollte stattdessen eine Aufwandsentschädigung pro geleitetem Rundgang erhalten. Das hat die Stadt Grafing vor dem Hintergrund eines knappen Budgets als notwendig erachtet. Bauer bekräftigte: „Ich halte die Führungen für gut, aber nicht zu jedem Preis.“
Warg bietet zwei Arten von Führungen an: offene Führungen zu festgelegten Themen und individuelle Touren für Freundeskreise oder Betriebe, die eine spezielle Vorbereitung erfordern. „Grafing handelt anders als die Nachbarstadt Ebersberg, die die Führungen trotz finanzieller Engpässe beibehalten hat“, betont der Stadtführer. In Ebersberg wurde eine Einigung gefunden, sodass Thomas Warg dort weiterhin geschätzt wird.
Was passiert nun in Grafing? Bürgermeister Bauer stellt klar, dass die Unterlagen und Konzepte zu den Führungen städtisches Eigentum sind. Die Stadt plant, die Führungen fortzuführen – entweder mit ehrenamtlichen Helfern oder gegen Aufwandsentschädigung. Warg bleibt jedoch als Kreisheimatpfleger in der Lage, private Führungen in Grafing anzubieten; jedoch nicht mehr im Auftrag der Stadt. „Das ist dann nicht mehr mein Zugang“, sagt Warg und äußert seine tiefe Enttäuschung über die Entwicklung. Für weitere Informationen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.merkur.de.