Die Geschichtsschreibung der Autobahnen ist tief mit politischen Strömungen und kulturellen Entwicklungen verwoben. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der ersten Autobahn in Italien, stellen sich viele Fragen zu den Wurzeln dieses wichtigen Verkehrsnetzes. Die erste Autostrada wurde eröffnet, als der damalige italienische König Vittorio Emanuele III. seine Fahrt gleichsam als Symbol für den Fortschritt in der Automobiltechnik und der Infrastruktur inszenierte. Berichte der damaligen Zeit, wie aus „La Tribuna di Roma“, beschreiben die Fahrt auf der bemerkenswert glatten Fahrbahn, die damals als revolutionär galten und voller Visionen steckten.
Die Gründung der italienischen Autostrada war jedoch nicht ohne Hindernisse. anfänglich wurde mit lediglich 1.000 Fahrzeugen pro Tag gerechnet, tatsächlich waren es oft nur einige Dutzend, was unter anderem an der nächtlichen Schließung der Straßen lag. Diese Eröffnungsfahrt von Mailand nach Varese hilft, die Rolle Italiens als Vorreiter dieser Straßenart im Kontext europäischer Entwicklungen zu betrachten.
Die Anfänge der deutschen Autobahn
Im Gegensatz zu Italien ging die Entwicklung der deutschen Autobahn einen etwas anderen Weg. Das erste Teilstück, das im August 1932 zwischen Köln und Bonn freigegeben wurde, fand in einer Zeit statt, als Adolf Hitler inhaftiert war. Erst nach seiner Machtergreifung 1933 kam das Thema Autobahn bei ihm auf die Agenda. Sein Programm für die sogenannten „Straßen des Führers“ verschleierte, dass die ursprünglichen Pläne bereits in den 1920er Jahren geschmiedet worden waren.
Eine der auffälligsten Beobachtungen ist der Wettbewerb zwischen den Diktaturen Berlins und Roms, wobei Mussolini die Aufmerksamkeit auf die „Errungenschaften“ der italienischen Infrastruktur lenkte. Seine Propaganda sah die Autobahnen als ein Zeichen des ingenieurtechnischen Könnens Italiens. Historiker argumentieren jedoch, dass Hitlers Autobahnprojekte in Größe und Inszenierung weit über die italienischen Vorbilder hinausgingen.
Autobahnen im internationalen Kontext
Weltweit gab es bereits vor den Autobahnen einige vergleichbare Konzepte. In den USA zum Beispiel bestand seit 1908 der Long Island Motor Parkway, der aber hauptsächlich als Rennstrecke diente. Auch in Deutschland wurde 1921 die Avus eingeweiht, eine Straße, die sich an wohlhabende Autofahrer richtete. Ein Unterschied zu heutigen Autobahnen lag in der Art ihrer Nutzung und Zugänglichkeit.
Die Vorstellung eines erschwinglichen und weit verbreiteten Autobahnnetzes fand jedoch bereits in den 1920er Jahren in Italien ihren Ausdruck. Die Mautgebühren lagen zwischen 9 und 60 Lire, was im Vergleich zu den späteren Gebühren für deutsche Autobahnen recht günstig war. Zu den Feierlichkeiten dieser Jubiläumsfahrt waren vergangene Automobile und Zeitzeugen eingeladen, um eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart herzustellen.
Das Momentum der Autobahn entsteht nicht nur aus der technischen Machbarkeit, sondern auch durch die Frage, wie sich Mobilität über die politischen Grenzen hinweg entwickelte. Diese Festlichkeiten eröffnen einen Raum für Diskurse über Fortschritt, Freiheit und die Schatten, die über solch großen Projekten liegen. Das 100-jährige Bestehen dieser Infrastruktur ist somit nicht nur ein Anlass zum Feiern, sondern auch zur Reflexion über deren komplexe Geschichte, die bis in die Anfangstage des Automobils zurückreicht.
Weitere Details zu den Feierlichkeiten und historischen Erkenntnissen über die Autobahnen finden sich in einem Artikel auf www.np-coburg.de.