In einer nostalgischen Reise durch die Geschichte des Kinos in Cham beleuchtete Stadtarchivar Timo Bullemer am Dienstag im Cordonhaus die aufregende Entwicklung des Films von seinen Anfängen bis zur Blütezeit in den 1940er bis 1950er Jahren. Die Veranstaltung zog ein interessiertes Publikum an, insbesondere ältere Einwohner, die sich an die goldenen Zeiten des Kinos erinnerten, in denen Persönlichkeiten wie Hans Moser und Johannes Heesters in Cham anwesend waren und die Zuschauer mit ihrem Charme verzauberten.
Bullemer präsentierte eine Vielzahl faszinierender Geschichten sowie historische Fotos und Dokumente, die den Wandel des Kinos dokumentierten. Zu Beginn wurde das Filmmedium als eine Art Kuriosität wahrgenommen. Im 19. Jahrhundert fanden die ersten Filmvorführungen oft auf Jahrmärkten statt, wo Schausteller sowohl die „Laterna magica“ als auch den Bioscop präsentierten. Diese frühen Vorführungen zogen Zuschauer an, die sich von simplen Effekten begeistern ließen, was damals ein ganz neues Erlebnis darstellte. Im Jahr 1899 fand in Cham die erste Kinovorstellung im Saal des Gasthauses Jesuiten statt, die einen Eindruck von der filmischen Unterhaltung vermittelte, die zuvor nur in größeren Städten wie München und Nürnberg zu sehen war.
Die Filmwirtschaft erblüht
Mit der Zeit wuchsen die Ansprüche des Publikums, und die Filmvorführungen zogen in besser ausgestattete Räumlichkeiten um. Anfang des 20. Jahrhunderts begannen die ersten Kinobetreiber ihren Platz in Cham zu finden. Michael Wittmann eröffnete 1908 einen großen Veranstaltungssaal, während seine Nachfolger die „Chamer Lichtspiele“ und das „Welt-Kino“ ins Leben riefen. Die Vorführungen der Filme wurden von Livemusik begleitet, und das Kino erlebte eine Etablierung als bedeutende Form der Unterhaltung. Ein Wendepunkt war der Debüt des Tonfilms am 31. Oktober 1930 mit dem Film „Atlantik“, gefolgt von der Einführung des Farbfilms 1939. In dieser Zeit begann das Kino, nicht nur als ein Ort der Unterhaltung, sondern auch als ein Instrument der Beeinflussung während der NS-Zeit zu dienen.
Die Popularität des Kinos hielt in Cham weiterhin an. 1940 startete der Umbau der „Chamer Lichtspiele“, und ab 1950 wurde im Hotel Greß die „Stadt-Lichtspiele“ eröffnet. Diese wechselnden Spielstätten boten eine Vielzahl von Filmen, darunter Klassiker wie „Der blaue Engel“ mit Marlene Dietrich und „Es lebe die Liebe“ mit Johannes Heesters.
Doch das Kino war mehr als nur ein Vergnügen; es war ein Ort kultureller Ausdruckskraft. Bullemer hob hervor, dass Filme in Cham nicht nur Unterhaltung boten, sondern auch einen einzigartigen Blick auf lokale Geschichten und Ereignisse erlaubten. Filme wie „Die Brücke“ wurden vor Ort gedreht und boten einen Einblick in die Region, während Schauspieler, die in Cham auftraten, unvergessliche Erinnerungen hinterließen.
Der Abend verdeutlichte die Wandlung des Kinos von einem bescheidenen Freizeitvergnügen hin zu einem kulturellen Phänomen, das die Menschen in Cham über Jahre hinweg zusammenbrachte. Timo Bullemer gab dem Publikum nicht nur Informationen über die Kinogeschichte, sondern erweckte auch Erinnerungen an eine Zeit, als das Kino ein unentbehrlicher Bestandteil des Lebens war und die Menschen nicht nur zum Konsum, sondern zu einem gemeinsamen Erlebnis zusammenbrachte. Für viele Anwesende war dies eine Gelegenheit, in Erinnerungen zu schwelgen und die Relevanz des Kinos im kulturellen Gedächtnis von Cham zu feiern.
Wie Bullemer abschließend feststellte, ist das Kino heute bedeutend anders, geprägt durch Streamingdienste und modernes Entertainment. Es bleibt abzuwarten, wie die gegenwärtigen Technologien das Kinoerlebnis in der Zukunft weiter verändern werden, doch die Wurzeln und die Geschichte der Kinematografie in Cham werden immer einen besonderen Platz im Herzen der Stadtbewohner haben.