Die Bayreuther Festspiele, ein herausragendes Ereignis in der Welt der Oper, stehen vor tiefgreifenden Veränderungen, die für Aufregung unter den Künstlern sorgen. Gestern verkündete die Leitung des Festspielchors während einer Besprechung nach der letzten Aufführung der Saison, dass die bisherigen Mitgliedskriterien für den Chor nicht mehr gelten werden. Ab dem nächsten Jahr müssen sich alle Sänger*innen, die Teil des Chores werden möchten, bis Ende Oktober bewerben und an Vorsingen teilnehmen. Diese Entscheidung lässt viele Fragen offen: Stehen Einsparungen im Vordergrund oder soll eine flexiblere Handhabung des Chores erreicht werden?
In der vergangenen Woche wurde der neue Chorleiter Thomas Eitler-de Lint vorgestellt, der zuvor als Chordirektor an der Oper Leipzig tätig war. Eitler-de Lint betrachtet die anstehenden Umstrukturierungen als Schritt in die richtige Richtung. Er tritt die Nachfolge des langjährigen Leiters Eberhard Friedrich an, der aus Altersgründen und nach eigener Kündigung zurücktritt. Friedrich äußerte sich besorgt über die Veränderungen und warnte davor, dass die künstlerische Qualität und der Klang des Festspielchors unter den neuen Bedingungen leiden könnten.
Das Ziel der Umstrukturierung
Bereits Ende 2023 hatte der Verwaltungsrat des Opernfestivals Schritte zur Kostensenkung beschlossen, was direkt mit den stark steigenden Ausgaben für Energie, Material und Personal zusammenhängt. Die Vereinigung deutscher Opern- und Tanzensembles (VdO) warnte vor einem „Stellenkahlschlag“, da die Zahl der festen Chormitglieder um 40 Prozent auf 80 reduziert werden könnte. Die Festspiele hingegen betonten, dass diese Umstellungen in einen Haupt- und einen Sonderchor eingeteilt werden sollten. Bei allen großen Choraufführungen bleiben die gewohnten 134 Chormitglieder erhalten.
Die Diskussion um die Zukunft des Bayreuther Festspielchors ist ein Spiegelbild der Herausforderungen, mit denen sich viele Kunst- und Kulturinstitutionen in Deutschland konfrontiert sehen. Die finanzielle Situation in der Kulturszene ist angespannt, und immer mehr Festivals und Opernhäuser sehen sich gezwungen, ihre Strukturen zu überdenken, um weiterhin bestehen zu können. Während die Veränderungen im Festspielchor insgesamt als notwendige Anpassung betrachtet werden könnten, bleibt abzuwarten, wie sich diese Veränderungen auf die Qualität der Aufführungen und das Engagement der Sänger*innen auswirken werden.
Die Bayreuther Festspiele haben eine lange Geschichte und sind bekannt für ihre innovativen Ansätze in der Opernwelt. Es wird interessant sein zu beobachten, ob die neuen Änderungen den gewünschten Effekt bringen oder ob sie möglicherweise zu einem Rückgang der künstlerischen Exzellenz führen. Die Sänger*innen und die Fans der Oper werden auf die kommenden Auditionen und die neue Struktur des Chores gespannt blicken müssen, da sie eine zentrale Rolle in den Festspielen einnehmen.
– NAG