Im BRK-Kleidermarkt in Geretsried werden Hochzeitskleider angeboten, die nicht nur tragbare Mode sind, sondern auch Geschichten erzählen. Patricia Zeisner, die Marktleiterin, eröffnet im Keller des Kleiderladens eine Welt aus Tüll und Spitze, die häufig mit traurigen Erlebnissen der vorherigen Besitzerinnen verknüpft ist. Während der Suche nach dem perfekten Brautkleid scheuen viele Bräute oft hohe Kosten, denn ein Traumkleid unter 1000 Euro scheint fast unerreichbar. Doch hier in Geretsried gibt es die Möglichkeit, sowohl ehemals getragene als auch nagelneue Kleider zu entdecken.
Die Beziehung der Frauen zu ihren Brautkleidern ist tief und emotional. Zeisner berichtet von bewegenden Geschichten, wie der einer Frau, die ihr Kleid nach dem plötzlichen Tod ihres Verlobten abgab. Unweit davon hängen Kleider, die nie getragen wurden – ein symbolisches Überbleibsel der Hoffnungen, die nicht in Erfüllung gingen. „Wenn ich daran zurückdenke, bekomme ich sofort Gänsehaut“, sagt sie und beschreibt, wie jeder Besuch im Laden nicht nur für die Kundinnen, sondern auch für sie selbst eine emotionale Herausforderung darstellt.
Emotionales Erbe der Brautkleider
Hinter jedem Kleid, das im BRK-Kleidermarkt abgegeben wird, steht eine persönliche Geschichte. „Jede Frau gibt ihr Kleid nicht leichtfertig weg“, erläutert Zeisner. Sie betont, dass es sich dabei oft um eine Art Lebensabschnitt handelt, den die Frauen loslassen. Auch wenn es keine finanzielle Entschädigung für die abgegebenen Kleider gibt, ist es für viele eine Erleichterung, das Erinnerungsstück in vertrauensvolle Hände zu geben.
Das Spektrum der Brautkleider ist vielseitig. Zeisner erzählt, dass neben den besonderen Stücken, die die Bräute abgeben, auch nagelneue Kleider im Laden hängen. Diese stammen oft von Frauen, bei denen es nie zur Hochzeit kam – sei es durch Trennungen oder unerwartete Lebensereignisse. So wird jeder Besuch im Markt nicht nur zu einer Modenschau, sondern auch zu einer Art Beichte für die emotionalen Lasten, die die Frauen mitbringen.
An der Kleiderstange spiegeln sich Glanz und Glamour, doch der Preis für die Kleider ist deutlich reduziert. Viele der ehemaligen Eigentümerinnen können ihre Kleider für etwa 400 Euro, teilweise sogar mit Rabatt für Inhaber von Kundenkarten, verkaufen. Das ermöglicht vor allem bedürftigen Bräuten den Erwerb eines Kleides, für das sie andernorts viel mehr bezahlen müssten.
Kreativität und Nachhaltigkeit
Um den Brautmodetrend nachhaltig zu gestalten, plant Zeisner für den Herbst eine besondere Aktion, bei der Bräute die Möglichkeit haben, ihre Kleider individuell zu gestalten. In Kooperation mit einem örtlichen Blumenladen möchte sie eine kreative Umgebung schaffen, in der die Roben „aufgepimpt“ werden können. „Nachhaltigkeit ist mir wichtig“, sagt sie. „Hier in Geretsried bietet sich die perfekte Gelegenheit, um umweltbewusst zu heiraten und trotzdem den Traum in Weiß zu verwirklichen.“
Die Anlaufstelle in Geretsried ist nicht nur für die Einheimischen gedacht; Bräute aus der gesamten Region kommen hierher, um ihr perfektes Kleid zu finden. Dies liegt vor allem daran, dass im Kleidermarkt in Geretsried eine Auswahl an Hochzeitskleidern existiert, die in anderen Märkten vor Ort nicht zu finden ist. Eine Tatsache, die Zeisner besonders stolz macht und die das Geschäft zu einem kleinen, aber feinen Geheimtipp in der Region gemacht hat.
So entsteht im BRK-Kleidermarkt nicht nur ein Ort der Mode, sondern auch einen Raum der Erinnerungen und des Neuanfangs. Patricia Zeisner gibt den Kleidern und ihren Geschichten Raum, und in jeder Robe verbirgt sich mehr als nur ein schlichtes Stück Stoff. Es sind Erbstücke voller Geschichten, die bereit sind, von neuen Bräuten getragen zu werden.
– NAG
