In Geretsried gibt es ernsthafte Probleme in einigen Vereinen, die mit Überalterung und dem Mangel an Nachwuchs kämpfen. Diese Herausforderungen sind nicht neu, jedoch wird die Dringlichkeit seit Jahren immer sichtbarer. Während einige Vereine kurz vor dem Aus stehen, gibt es dennoch erfreuliche Beispiele, wie sich bestimmte Gruppen erfolgreich an die veränderten Umstände anpassen.
Die Probleme sind vielfältig und betreffen zahlreiche Organisationen in der Region. So steht beispielsweise der Verein Seniorenfreizeit Isar-Loisach, der vor allem für seine beliebten Busausflüge bekannt war, vor einer schwierigen Zukunft. Nach elf Jahren seiner Existenz hat der Verein Schwierigkeiten, Mitglieder zu finden, um das Leitungsteam zu unterstützen. Dr. Sabine Gus-Mayer, die Vorsitzende des Vereins und auch aktiv in der Kommunalpolitik, hat bereits viele Versuche unternommen, neue Ehrenamtliche zu gewinnen, jedoch ohne Erfolg. „Ohne Unterstützung ist die Organisation nicht mehr zu schaffen“, erklärt Gus-Mayer und macht deutlich, dass die Ausflüge zu den Höhepunkten im Alltag der Senioren zählen.
Überalterung bei den Eigenheimerverbänden
Vereine sind oft Werte- und Wissensbewahrer, aber ohne ein aktives, junges Publikum fallen diese Traditionen leicht weg. Aus diesem Grund hat sich der Verschönerungsverein Geretsried, der 51 Jahre lang bestand, Ende 2021 aufgelöst, da die wenigen verbleibenden Mitglieder aufgrund von Alter und Gesundheit nicht mehr in der Lage waren, die Arbeit zu leisten.
Erfolgreiche Anpassung: Die Isartal-Wanderer
Während einige Vereine schrumpfen, gibt es positive Beispiele für die Bewältigung dieser Herausforderungen. Die Isartal-Wanderer, unter der Leitung von Norbert Wendel, haben mit unterschiedlichen Ansätzen die Mitgliederzahl von 25 auf 72 erhöht. Wendel erklärt, dass die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt wird, was das Engagement entlastet. Zudem wurden die Wanderungen so gestaltet, dass auch weniger mobile Personen teilnehmen können. „Jeder läuft in seinem Tempo“, betont Wendel, und die Gruppe achtet darauf, nicht nur die Bewegung, sondern auch Gemeinschaft durch gemeinsame Einkehr und Besichtigungen zu fördern.
Die Veranstaltungen sind so konzipiert, dass sie für alle Altersgruppen ansprechend sind, was offensichtlich funktioniert. Der jährliche große Wandertag wurde zwar gestrichen, jedoch gibt es günstigere Reisen mit modernen Bussen zu lokalen Zielen. Die Isartal-Wanderer zeigen somit, dass eine flexible und zugängliche Struktur für eine positive Entwicklung der Mitgliedschaft entscheidend sein kann.
Zusätzlich gibt es im historisch orientierten Arbeitskreis in Geretsried eine interessante Wendung: Obwohl die Gründer, die alle in ihren Achtzigern sind, beabsichtigen, ihre Positionen niederzulegen, gibt es bereits jüngere Geschichtsinteressierte, die bereit sind, nachzurücken. Dr. Wolfgang Pintgen, einer der Gründer, zeigt sich optimistisch und glaubt, dass es auch in Zukunft Personen geben wird, die bereit sind, sich langfristig zu engagieren.
Die Herausforderung der Ehrenamtlichkeit
Die generelle Schwierigkeit, neue Ehrenamtliche zu finden, zieht sich durch viele Vereine und Organisationen. „Heute will sich kaum mehr jemand längerfristig an ein Ehrenamt binden“, sagt Pantgen und unterstreicht, dass während es bei Projekten einfacher sei, Menschen zu gewinnen, bei den Führungspositionen stark abgenommen hat. Dies ist eine Herausforderung, die nicht nur in Geretsried beobachtet werden kann, sondern ein weit verbreitetes Phänomen darstellt.
Die laufenden Schwierigkeiten im Ehrenamt in Geretsried spiegeln sich in vielen Gemeinden wider. Dennoch zeigen die Beispiele erfolgreicher Vereinsführung und beratender Unterstützung, dass mit Anpassungsfähigkeit und Innovation der Erhalt und die Förderung von Vereinsleben möglich sind.
Die Chancen stehen also sowohl günstig als auch herausfordernd für die Mitglieder der zahlreichen Vereine in Geretsried und darüber hinaus, und es bleibt zu hoffen, dass kreative Ansätze und gemeinschaftliche Anstrengungen zu positiven Entwicklungen führen können.
Herausforderungen für Vereine in Geretsried
Die Situation der Vereine in Geretsried ist nicht einzigartig, sondern spiegelt eine übergreifende Herausforderung wider, mit der viele Gemeinschaftsorganisationen in Deutschland konfrontiert sind. Die Überalterung der Mitglieder und der Mangel an ehrenamtlichen Nachfolgern sind beunruhigende Trends. Laut einer Studie des Deutschen Jugendinstituts von 2021 zeigt sich, dass in Deutschland ein Rückgang der ehrenamtlichen Tätigkeiten bei den jüngeren Generationen zu verzeichnen ist, während die ältere Generation zunehmend in Leitungspositionen verweilt, ohne dass neue Mitglieder nachkommen.
Gleichzeitig ist die Konkurrenz durch neue Freizeitangebote, insbesondere digitale Freizeitaktivitäten, gestiegen. Jüngere Menschen bevorzugen oft sportliche, kulturelle oder digitale Angebote, die flexibler sind und weniger langfristige Verpflichtungen erfordern. Dies hat zur Folge, dass traditionelle Vereinsstrukturen in ihrer bisherigen Form überdacht werden müssen, um attraktiv zu bleiben.
Beispiele erfolgreicher Rekrutierung neuer Mitglieder
Einige Vereine haben innovative Strategien entwickelt, um neue Mitglieder zu gewinnen und bestehende Mitglieder aktiv in die Vereinsarbeit einzubeziehen. Der Fußballverein FC Bayern München beispielsweise hat mit seinem Programm „FC Bayern Erlebniswelt“ erfolgreich jüngere Menschen angesprochen, indem er Fans und Jugendliche aktiv in das Vereinsleben einbindet. Dies zeigt, dass eine Anpassung an die Bedürfnisse und Wünsche einer jüngeren Zielgruppe notwendig ist, um das Überleben und die Relevanz von Vereinen zu sichern.
- Offene Veranstaltungen: Viele Vereine organisieren Schnupperkurse oder offene Tage, um Interessierte für ihre Angebote zu begeistern.
- Soziale Medien: Die Nutzung von sozialen Medien als Plattform zur Anwerbung neuer Mitglieder wird zunehmend häufiger. Vernetzung und Kommunikation funktionieren über digitale Kanäle heute schneller und effizienter.
- Kooperation mit Schulen: Gemeinschaftsprojekte mit Schulen und Jugendeinrichtungen fördern das Interesse der jüngeren Generation an Vereinsaktivitäten.
Der Einfluss der demografischen Entwicklung
Die demografische Entwicklung in Deutschland spielt eine wesentliche Rolle in der Zukunft von Vereinen. Laut dem Statistischen Bundesamt wird der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung weiter zunehmen. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Mitgliedszahlen, sondern auch auf die Art der Vereinsangebote. Seniorenvereine wird es schwerer fallen, jüngere Mitglieder zu integrieren, wenn die angebotenen Aktivitäten nicht altersgerecht gestaltet sind.
Ein verstärkter Fokus auf intergenerationales Lernen und Zusammenarbeit könnte eine Lösung darstellen. Vereine, die nicht nur auf ältere Mitglieder abzielen, sondern aktiv Maßnahmen ergreifen, um jüngere Generationen zu integrieren, könnten von einem lebendigeren Vereinsleben profitieren. Die Herausforderung liegt darin, ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen aller Altersgruppen zu finden.
– NAG