Die Diskussion um das Deutschlandticket nimmt Fahrt auf. Robert Niedergesäß, der Landrat des Landkreises Ebersberg und Sprecher der MVV-Landkreise, äußert sich kritisch zur jüngsten Erhöhung des Ticketpreises. Ab Januar kostet die Monatskarte für den öffentlichen Nahverkehr 58 Euro, was eine Aufwärtskorrektur von 49 Euro darstellt. Niedergesäß beschreibt diese Anpassung als „einen Schritt in die richtige Richtung – aber zu klein“.
Er stellt klar, dass die gegenwärtige Finanzierung durch Bund und Länder, die jeweils 1,5 Milliarden Euro jährlich zur Verfügung stellen, nicht ausreicht. „Die tatsächlichen Kosten liegen eher bei vier Milliarden Euro“, erklärt Niedergesäß und bezweifelt, dass der neue Preis hier eine echte Lösung bietet. Die Entscheidung zur Preiserhöhung erscheine ihm eher politisch motiviert als wirtschaftlich begründet.
Kritik an der Infrastruktur
Ein zentrales Anliegen von Niedergesäß ist die Finanzierung der Bahn-Infrastruktur. Er hat bereits zuvor betont, dass die Landeshauptstadt und die Landkreise nicht über eigene Mittel verfügen werden, um etwaige Defizite beim Deutschlandticket zu kompensieren. Sollte es seitens des Bundes und der Länder nicht genügend finanzielle Unterstützung geben, könnte dies zu einem Rückzug des MVV von der einheitlichen Fahrkarte führen. „Wenn kein Geld mehr da ist, gibt es auch das Ticket nicht mehr“, resümiert er strikt. Dabei verweist er darauf, dass dringend in die Infrastruktur investiert werden müsse.
Ein Blick auf die aktuelle Situation der Münchner S-Bahn verdeutlicht die Dringlichkeit: Nur 90 Prozent der Züge erreichen pünktlich ihre Haltestellen. Damit wird ein historisches Tief erreicht, und dies sei das Resultat jahrelanger Unterinvestitionen. Niedergesäß konstatiert: „Die oberste Priorität muss sein, den Bestand zu erhalten und zu erneuern.“ Einige Fortschritte sind sichtbar, etwa die Modernisierung bestimmter Stellwerke oder der Bau neuer Strecken. Jedoch wird es Zeit benötigen, bis sich die Qualität des S-Bahn-Verkehrs messbar verbessert.
Bahnausbau als Herausforderung
Für den Bahnausbau in der Region gibt es bereits ein umfassendes Konzept, welches verschiedene Projekte umfasst. Dazu zählen beispielsweise der viergleisige Ausbau der Strecke nach Markt Schwaben oder der Bau einer zweiten S-Bahn zwischen Riem und Aschheim. Auch die Erweiterung nach Erding und eine neue Regional-S-Bahn nach Kochel am See stehen auf der Liste. Trotz der genehmigten Projekte sind die Umsetzungen verzögert. „Die Bahn fehlt es an Kapazitäten“, erläutert der Ebersberger Landrat. Es stehen nicht genug Planer und Bauunternehmen zur Verfügung, und es bestehen finanzielle Engpässe.
Die gewachsene Mitgliederanzahl des MVV, zu dem mittlerweile zehn Landkreise sowie die Städte München und Rosenheim gehören, verleiht den Kommunen ein stärkeres Gewicht. Dies sollte genutzt werden, um Forderungen beim Freistaat und beim Bund zu platzieren – denn eine unzureichende Zugverbindung könnte dazu führen, dass Passagiere von der Bahn weg zur Autofahrt tendieren.
Abschließend bleibt die spannende Frage, ob die angekündigten Preiserhöhungen und die damit verbundenen Investitionen im langfristigen Sinne ausreichen werden, um die Herausforderungen des Bahnverkehrs sowohl für die Fahrgäste als auch für die Infrastruktur zu bewältigen. Wie bekannt ist, erfordert es für eine positive Entwicklung in diesem Bereich nicht nur höhere Ticketpreise, sondern vor allem ein attraktives und verlässliches Angebot.
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