In der malerischen Region Franken, die als Herzstück des bayerischen Weinbaus gilt, sind die Vorzeichen für die Weinlese in diesem Jahr nicht ganz ungetrübt. In den letzten Wochen hat die Hegwein Winery in Markt Einersheim die Gelegenheit genutzt, um als eine der ersten Betriebe die Ortega-Trauben für den beliebten Fermentierten Weißen zu ernten. Winzer Marcus Hegwein spricht von einer frühen Ernte, die auf die vorteilhafte Lage seiner Weinberge zurückzuführen ist. Trotz der positiven Aspekte sind die Herausforderungen durch Frostschäden und unvorhersehbares Wetter nicht zu übersehen.
Auch wenn die Trauben mit einem Oechsle-Grad von 88 als qualitativ gut gelten, ist der Ertrag stark beeinträchtigt. Hegwein selbst erklärt, dass dieser Ertrag nur etwa die Hälfte des Vorjahres erreicht, was auf die Unwägbarkeiten des Wetters zurückzuführen ist. Die frostigen Nächte und anschließend starke Regenfälle haben vielen Winzern in Franken das Leben schwer gemacht.
Erstklassige Erzeugnisse und Vorfreude
Ein besonderes Highlight der Weinlesesaison ist der Fermentierte Weiße, ein schaumiger Genuss, der aus einer Mischung von Ortega-, Solaris- und Müller-Thurgau-Trauben hergestellt wird. Dieser spezielle Wein wird in der Region traditionell zu Zwiebelkuchen serviert. Als eine Art Vorstufe zum klassischen Wein ist er jünger und noch unfertig, was Kenner und Liebhaber dieser Zeit des Jahres sehnsüchtig erwarten. Die Herstellung erfolgt innerhalb weniger Tage nach der Lese, weshalb der trübe, leicht milchige Drink schnell auf den Märkten erscheint.
Die Winzergemeinschaft Franken (GWF) zählt zu den größten Produzenten des Fermentierten Weißen und produziert jährlich zwischen 90.000 und 110.000 Litern. Dies wird von GWF-Vorstand Martin Geißler bestätigt, der die Stelle im Weinbau als einen der zentralen Produktionsstandorte für diesen ganz speziellen Wein hervorhebt.
In den kommenden Wochen wird die Hauptlese der lagerfähigen Weine beginnen. Der offizielle Lesebeginn wird am 12. September mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber in Hammelburg eingeläutet. Die Winzer hoffen, trotz der schwierigen Bedingungen, die Ernte dennoch erfolgreich zu gestalten.
Herausforderungen für den Weinbau
Die Betrachtung der diesjährigen Ernteschätzungen zeigt, dass trotz aller Vorfreude auch Besorgnis besteht. Die jüngsten Wettersituationen, vor allem die Frostschäden im Frühjahr, erhöhen die Unsicherheit über die kommende Weinsaison. GWF-Vorstand Geißler äußert, dass man mit etwa 80 Prozent der Ertragserwartungen einer normalen Ernte rechnen könne. Es gibt einige Winzer, die stärker betroffen sind und mit noch geringeren Erträgen rechnen müssen.
Die größten Bedrohungen für die Trauben sind Pilzkrankheiten wie Falscher und Echter Mehltau sowie Grauschimmel. Um die Trauben zu schützen, setzen die Winzer auf Pflanzenschutzmittel. Neuere, widerstandsfähige Rebsorten sind dabei im Kommen, da diese weniger anfällig für solche Krankheiten sind und somit eine umweltfreundlichere Anbauweise ermöglichen.
Franken bleibt jedoch als dominierende Weinbauregion in Bayern bestehen und eröffnet mit einer Fläche von rund 6.300 Hektar Weinbergen und etwa 2.900 Winzerfamilien die Möglichkeit, die Tradition des Weinbaus zu pflegen. Jährlich werden hier ungefähr 400.000 Hektoliter Wein produziert, was die große Bedeutung dieser Region für die bayerische Weinwirtschaft eindrucksvoll unterstreicht.
Der Fermentierte Weiße und seine Vielfalt
Die Beliebtheit des Fermentierten Weißen, der nicht ausschließlich aus Ortega-Trauben hergestellt wird, macht die Vielfalt der bayerischen Weinproduktion aus. Auch andere Sorten wie Solaris und Müller-Thurgau können für seine Kreation verwendet werden. In diesem Jahr können die Winzer in Franken mit Leidenschaft und Engagement gegenüber den widrigen Wetterbedingungen dennoch eine heimische Spezialität anbieten, die nicht nur Einheimische, sondern auch Besucher und Weinliebhaber in ihren Bann zieht.
Die Rolle der Winzer in der fränkischen Weinproduktion
Die Winzer in Franken spielen eine entscheidende Rolle in der regionalen Wirtschaft. In einer Zeit, in der Qualität und Nachhaltigkeit immer wichtiger werden, bemühen sich die Winzer, traditionelle Methoden mit modernen Anbaumethoden zu kombinieren. Die Weinproduktion ist nicht nur eine Frage des Handels, sondern auch eine kulturelle Praxis, die eng mit der Identität der Region verbunden ist.
Nach Angaben des Frankenweinbauverbands haben die Winzer vielfältige Herausforderungen zu meistern. Dazu zählen nicht nur Wetterbedingungen, sondern auch der Wettbewerb auf dem internationalen Weinmarkt. Der regionale Weinbauverband setzt sich dafür ein, die Qualität des Frankenweins durch gezielte Schulungen und Vermarktungsstrategien zu fördern. So wird beispielsweise Wert auf die Pflege alter Rebsorten gelegt, die spezielle Aromen und Geschmäcker in die Weine bringen.
Regionale Weinbaugenossenschaften
In Franken sind mehrere Weinbaugenossenschaften aktiv, die den Winzern helfen, ihre Produkte effizient zu vermarkten. Diese Kooperationen ermöglichen es den Mitgliedern, Ressourcen zu bündeln und sich gegenseitig zu unterstützen, insbesondere in schweren Jahren. Der Austausch von Wissen und Techniken unter den Winzern trägt dazu bei, die Qualität des Weins in der Region kontinuierlich zu verbessern.
Die Genossenschaften haben oft eigene Weinfeste und Veranstaltungen, die nicht nur den Verkauf fördern, sondern auch Besucher anziehen, die die Weinkultur erleben möchten. Diese Feste sind auch eine Gelegenheit für die Verbraucher, mit den Winzern in Kontakt zu treten und die Vielfalt der fränkischen Weine zu entdecken.
Ökonomische Bedeutung des Weinbaus in Franken
Der Weinbau hat eine erhebliche ökonomische Bedeutung für Franken. Die Region generiert durch den Weinbau Einnahmen in Millionenhöhe, die sowohl von der Produktion als auch von der Weintourismusbranche kommen. Jährlich ziehen zahlreiche Touristen an die fränkischen Weinlagen, um an Weinproben teilzunehmen und lokale Weine zu genießen. Gemäß Daten des Bayerischen Landesamts für Statistik liegt der Umsatz aus dem Weintourismus in Franken bei rund 150 Millionen Euro jährlich.
Zudem trägt der Weinbau zur Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region bei. In der Landwirtschaft und den damit verbundenen Dienstleistungssektoren sind Tausende von Menschen tätig, vom Anbau und der Ernte bis hin zur Abfüllung und dem Vertrieb. Überdies bieten Weingüter oft gastronomische Angebote, was zusätzliche Arbeitsplätze in der Gastronomie schafft.
Aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen im Weinbau
Der hiesige Weinbau steht gegenwärtig vor mehreren Herausforderungen. Neben witterungsbedingten Ertragsrückgängen müssen die Winzer auch auf die Auswirkungen des Klimawandels reagieren. Dies betrifft insbesondere die Anbaupraktiken und die Auswahl geeigneter Rebsorten. Laut einer Studie des Thünen-Instituts könnte die wachsende Wärme die Anbaugebiete für bestimmte Weinreben verschieben, was langfristig die Qualität und Vielfalt des Weins beeinflussen könnte.
Die Winzer haben mit Experimenten zur Anpflanzung resistenter Rebsorten begonnen, was nicht nur die Erträge stabilisieren, sondern auch den Einsatz von Chemikalien reduzieren könnte. Auch innovative Bewässerungs- und Anbautechniken werden verstärkt erforscht. Auf diese Weise könnte der fränkische Weinbau sowohl ökologisch nachhaltig als auch ökonomisch rentabel bleiben.
– NAG