Bad Kissingen

Biberplage in Großbardorf: Bürgermeister fordert sofortige Maßnahmen

Teaser: In Großbardorf kämpfen Bürgermeister Josef Demar und sein Stellvertreter Klaus Dahinten gegen die verheerenden Auswirkungen der Biberansiedlung, die durch massive Staunässe landwirtschaftliche Flächen unbrauchbar macht und die Sicherheit der Dorfbewohner gefährdet.

Im beschaulichen Großbardorf kämpft die Gemeinde gegen die Auswirkungen der Biberpopulation, die das Landschaftsbild und die landwirtschaftlichen Flächen erheblich verändert haben. Bürgermeister Josef Demar und sein Stellvertreter Klaus Dahinten machen ihren Unmut deutlich, da die vom Biber verursachte Staunässe bereits zur Unbrauchbarkeit von Feldern und Wiesen führt. „Das ist die moderne Zwangsenteignung“, bringt Dahinten es auf den Punkt und zeigt auf die Folgen, die die neugestaltete Natur mit sich bringt.

Am Struthgraben, wo die Biber aktiv sind, kann das Wasser nicht abfließen, was zu massiven Schwierigkeiten in der Bewirtschaftung führt. In einem flachen Gelände wie in der Großbardorfer Flur hat das zur Folge, dass landwirtschaftliche Flächen unter Wasser stehen und somit wertlos werden. Das Problem ist nicht neu, doch die Dringlichkeit hat in letzter Zeit zugenommen.

Die Anzeichen der Problematik

Bei einem Rundgang durch die Umgebung wird die Problematik noch offensichtlicher. An einem Abschnitt des Albachs in Richtung Maria Bildhausen sieht man eine Biberburg und bereits angestautes Wasser. „Hier stehen Bäume, die durch das überall präsent gewordene Wasser absterben“, erklärt Dahinten und weist auf die Nagespuren der Biber hin. Diese Spuren sind zeugend für die massiven Eingriffe, die die Tiere in die Natur vornehmen. Die beunruhigende Möglichkeit, dass ein umstürzender Baum auf einen Radweg fallen und einen Radfahrer verletzen könnte, ist eine zusätzliche Sorge.

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Die Herausforderung, die Bäume aus dem Wasser zu entfernen, erweist sich als nahezu unmöglich. „Es ist zu gefährlich, Gemeindearbeiter dafür einzusetzen“, sagt Demar. In den letzten fünf Jahren hat sich die Situation zunehmend zugespitzt, die Biber haben sich stark vermehrt und gefährden nicht nur die landwirtschaftlichen Flächen, sondern auch die Sicherheit der Dorfbewohner. Hilferufe an die Behörden, speziell an das Landratsamt Rhön-Grabfeld, blieben bislang unbeantwortet.

Ein drängendes Problem für die Landwirtschaft

Die Wasserverhältnisse haben nicht nur Auswirkungen auf die Leidenschaft der Landwirte, sondern auch auf das gesamte Ökosystem. Rund 20 bis 25 Hektar angrenzende Flächen könnten bald unbrauchbar werden, weil die Bewirtschaftung immer schwieriger wird. „Wir haben bereits mit den Biberbeauftragten gesprochen und auch das Landratsamt kontaktiert, aber ohne nennenswerte Veränderungen“, berichtet Demar frustriert.

Ein wesentlicher Punkt in der Diskussion ist die Forderung von Demar und Dahinten, den Biberbestand zu kontrollieren. „Wir müssen den Bestand regulieren, ähnlich wie man es bei anderen Wildtieren wie Rehen macht“, sagt Dahinten. Diese Maßnahme soll nicht nur die landwirtschaftlich genutzten Flächen retten, sondern auch die Bäume und andere Pflanzen vor dem Absterben schützen. „Hunderte von Erlen sind bereits unter Wasser und sterben ab“, ergänzt Demar besorgt.

Ein weiteres Problem ergibt sich an der Wasserbaustelle, wo der Biber gefährlich aktiv ist. Stöcke und Blätter, die der Biber nutzt, um seine Aktivitäten zu verstärken, haben mittlerweile auch die Wasserzufuhr geregelt, wodurch es zu weiteren Komplikationen in der Wasserversorgung kommt. „Starkregen könnte uns ernsthaft treffen, wenn das Wasser nicht richtig abfließen kann“, sagt Demar und appelliert an die Naturschutzbehörden, schnellstmöglich zu handeln.

Der Weg nach vorne

Pferde im Schlamassel: Die Stadtverwaltung sieht sich mit einem zunehmenden Problem konfrontiert, das nicht nur die tägliche Arbeit beeinträchtigt, sondern auch die Sicherheit der Bürger gefährdet. Die Lösung? Ein koordiniertes Vorgehen gegen die Biberpopulation, um die natürliche Balance in der Umgebung wiederherzustellen und den Landwirten eine nachhaltige Bewirtschaftung ihrer Flächen zu ermöglichen. “Wir müssen uns jetzt entscheiden, sonst ziehen uns die Arbeitsbelastungen und die Unsicherheiten in den Strudel”, sagt Demar, und hofft auf baldige Unterstützung von den entsprechenden Behörden.

Einblick in die Biberpopulation in Deutschland

Die Biberpopulation in Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen. Der Biber, der in den 19. Jahrhundert beinahe ausgerottet wurde, hat sich durch gezielte Naturschutzmaßnahmen und gesetzliche Schutzbestimmungen stark erholt. Laut dem NABU (Naturschutzbund Deutschland) gibt es mittlerweile schätzungsweise 25.000 bis 30.000 Biber in Deutschland. Diese Population führt jedoch in einigen Regionen, wie in Großbardorf, zu Konflikten zwischen Naturschutz und landwirtschaftlicher Nutzung.

Die Rückkehr des Bibers hat in vielen Gebieten positive ökologische Auswirkungen, da er dazu beiträgt, Feuchtgebiete zu schaffen und Biodiversität zu fördern. Dennoch sehen sich viele Landwirte und Kommunen mit den negativen Folgen seines Verhaltens konfrontiert. Insbesondere in gebirgigen oder feuchten Gebieten kann es zu erheblichen landwirtschaftlichen Verlusten und infrastrukturellen Gefahren kommen.

Rechtslage und Rahmenbedingungen

In Deutschland unterliegt die Jagd auf den Biber strengen gesetzlichen Regelungen. Er steht unter dem Schutz des europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) und darf nur unter bestimmten Bedingungen bejagt oder umgesiedelt werden. Diese Regelungen sind darauf ausgelegt, den Fortbestand der Art zu sichern und gleichzeitig die Interessen von Landwirten und Anwohnern zu wahren. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft betont die Notwendigkeit eines ausgewogenen Ansatzes, der sowohl den Naturschutz als auch die landwirtschaftliche Nutzung berücksichtigt.

Da der Biber als „nützlicher Schädling“ gilt, liegt es oft in der Verantwortung der Kommunen und Landwirte, Maßnahmen zu ergreifen, um Schäden zu minimieren. Dies kann die Errichtung von speziellen Schutzmaßnahmen oder die Anpassung der landwirtschaftlichen Praktiken umfassen. Die Herausforderung liegt dabei, geeignete Lösungen zu finden, die sowohl dem Schutz der Art gerecht werden als auch die Interessen der Landnutzer berücksichtigen.

Ökologischen Nutzen des Bibers

Trotz der aktuellen Konflikte ist es wichtig, die ökologischen Vorteile des Bibers nicht zu vergessen. Biber graben Gräben und Dämme, um ihre Lebensräume zu schaffen, was zur Bildung von Teichen und zur Erhöhung der Gewässerqualität beitragen kann. Solche Feuchtgebiete sind wichtig für zahlreiche andere Tier- und Pflanzenarten und fördern die Biodiversität in der Region. Laut einer Studie der Deutschen Botanischen Gesellschaft haben Biber dabei geholfen, über 400 verschiedene Pflanzen- und Tierarten in ihren Lebensräumen zu erhalten.

Außerdem können durch das Schaffen von Überschwemmungsgebieten während starken Regenfällen die Folgen von Hochwasserereignissen gemildert werden. Die Natur hat ihren eigenen Mechanismus zur Wasserspeicherung, und ein gesundes Ökosystem kann die Auswirkungen von Extremwetterereignissen verringern.

Präventionsmaßnahmen und Lösungen

Um die Konflikte zwischen Bibern und landwirtschaftlicher Nutzung zu minimieren, gibt es verschiedene Ansätze, die in Betracht gezogen werden können. Dazu gehören unter anderem die Errichtung von Schutzzäunen um empfindliche Felder, die Anpassung von Bewirtschaftungspraktiken sowie das Monitoring der Biberpopulation. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bietet zahlreiche Informationen und Hilfestellungen für Kommunen und Landwirte, um geeignete Maßnahmen zur Koexistenz zu entwickeln.

Zusätzlich ist eine Zusammenarbeit mit Fachbehörden und Naturschutzorganisationen unerlässlich, um langfristige Lösungen für die Biberproblematik zu finden. Ein strategisches Management der Population, möglicherweise unterstützt durch Monitoring-Systeme, könnte helfen, die negativen Auswirkungen der Tierart zu kontrollieren und gleichzeitig ihren ökologischen Wert zu erhalten.

– NAG

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