In der Marktgemeinde Meitingen stand ein ganz besonderer Ehrentag an: Ernst Kukula feierte seinen 90. Geburtstag im Kreise von Familie und Freunden. Der Jubilar blickt auf ein bewegtes Leben zurück, beginnend in der mährischen Stadt Müglitz an der March, wo er auf einem Bauernhof aufwuchs. Seine Kindheit war stark vom Zweiten Weltkrieg geprägt. „Die Angst vor der Sudetenkrise vor dem Münchner Abkommen im Jahr 1938 hat meine frühkindlichen Erfahrungen stark beeinflusst“, erzählt er und erinnert sich an die militärischen Vorbereitungen, die er 1939 beobachtete, als die deutschen Truppen in Polen einmarschierten. Die Familie Kukula erlitt schließlich die Vertreibung, als die Rote Armee 1945 ins Sudetenland einmarschierte. Am 1. Mai 1946 erreichte sie nach einer Woche im Lager Meitingen per Viehwaggon, zusammen mit etwa 200 anderen Vertriebenen, und wurde in der Gemeindehalle untergebracht.
Ernst Kukula fand Unterstützung durch den Pfarrer der Katholischen Jugendfürsorge, der ihm eine Lehrstelle als Rechtsanwaltsgehilfe in Augsburg verschaffte. Nach seinem erfolgreichen Abschluss im Fachoberschulstudium arbeitete er in den verschiedensten Bereichen der Gerichtsbarkeit, unter anderem als Rechtspfleger beim Amtsgericht Augsburg, wo er auch administrative Aufgaben übernahm. „Die Arbeit hat mir immer Freude gemacht“, reflektiert er.
Ein glückliches Leben in Meitingen
Eine nicht weniger bedeutende Wende in Kukulas Leben war die Liebe. Bei einem Besuch seiner Schwester in Neumarkt in der Oberpfalz traf er Rosemarie, die Freundin seiner Schwester, und es war „Liebe auf den ersten Blick“. 1989 gaben sich die beiden das Ja-Wort. Vor Stolz erzählend, hebt er hervor, dass seine Frau aktiv in einem Kirchenchor mitwirkte, was ihr half, schnell neue Bekanntschaften in Meitingen zu schließen. Er betont, wie wichtig diese sozialen Verbindungen für das Zusammenleben in der neuen Gemeinde waren.
Sein 90. Geburtstag war nicht nur ein persönliches Fest, sondern auch eine Gelegenheit für die Gemeinde, ihm Anerkennung zu zollen. Unter den Gratulanten befanden sich auch prominente Persönlichkeiten wie Meitingens Bürgermeister Michael Higl und Elisabeth Holzapfel von der örtlichen Kirchengemeinde. Auch der Obst- und Gartenbauverein sowie der TSV Meitingen schickten Glückwünsche. Besonders hervorgehoben wurden die postalischen Grüße von Ministerpräsident Markus Söder und Landrat Martin Sailer, die die Verdienste von Kukula würdigten.
Ernst Kukulas Lebensgeschichte ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Menschen außergewöhnliche Herausforderungen bewältigen und sich in einer neuen Heimat ein Leben aufbauen können. Seine Erinnerungen an die schwere Zeit der Vertreibung und den Neuanfang in Meitingen stehen symbolisch für viele, die ähnliche Wege gegangen sind. „Wir waren die Letzten und kamen nach Langenreichen“, fasst er seine Erlebnisse zusammen, was den gewaltigen Umbruch in seinem Leben veranschaulicht.
Bis heute beeinflussen seine persönlichen und beruflichen Erfahrungen sein Leben. Ernst Kukula ist ein lebendiges Beispiel für Resilienz und die Fähigkeit, das Beste aus einem schwierigen Anfang zu machen. Seine positive Haltung und die tiefen Wurzeln in der Gemeinschaft sind inspirierend für jüngere Generationen, die von seinen Geschichten lernen können.
Vor diesem Hintergrund zeigt sich, dass die Feierlichkeiten nicht nur eine Hommage an den Jubilar waren, sondern auch eine Erinnerung an die Geschichte, die die Menschen in dieser Region geprägt hat. In Meitingen bleibt Ernst Kukula eine wichtige Persönlichkeit, deren Lebensweg diesen Samenkorn für die nachfolgenden Generationen gnädig säen wird.
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