Im Landkreis Aschaffenburg gibt es seit Kurzem eine neue Anlaufstelle für junge Menschen mit Behinderung und deren Angehörige. Die Einführung des Begriffes „Verfahrenslotse“ beschreibt eine zentrale Dienstleistung, die den Betroffenen hilft, sich durch den komplexen Dschungel der Eingliederungshilfe zu navigieren. Patrick Beeger ist der neue Verfahrenslotse beim Landratsamt und erläutert, welche Aufgaben und Herausforderungen diese Position mit sich bringt.
Die Idee hinter dem Verfahrenslotsen ist, jungen Menschen von der Geburt bis zum Alter von 26 Jahren Unterstützung und Orientierung zu bieten. „Verfahren“ bedeutet, dass amtliche Leistungen beantragt werden, während „Lotse“ die Rolle beschreibt, als Begleiter durch unbekannte Gewässer zu führen. Beeger betont, dass seine Beratung sowohl unabhängig als auch anonym ist und somit eine Vertrauensbasis ermöglicht.
Hintergrund der Einrichtung
Die Schaffung dieser Stelle wurde durch das Sozialgesetzbuch angestoßen, das zu Jahresbeginn eine neue Regelung eingeführt hat. Das Landratsamt verfolgt zudem das Ziel, die Servicequalität kontinuierlich zu verbessern. Beeger bringt umfangreiche Erfahrungen aus zehn Jahren in der Eingliederungshilfe mit und ist daher mit dem wichtigen Netzwerk vertraut, das die Unterstützung für Betroffene bereithält. Diese ersten Wochen haben bereits gezeigt, dass der Bedarf nach solch einer Beratungsstelle enorm ist.
Anfragen richten sich an eine breite Zielgruppe: Von Familien mit Neugeborenen bis hin zu jungen Erwachsenen, die Hilfe aufgrund einer körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderung suchen. Beeger steht den Interessierten zur Seite, um herauszufinden, welche Maßnahmen ergriffen werden können, damit die Betroffenen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Konkrete Herausforderungen und Lösungen
Zu den Fragen, mit denen sich die Menschen bereits an Beeger gewandt haben, zählen alltägliche Herausforderungen. Beispielsweise haben Eltern von autistischen Kindern Fragen zur Schulbeschulung oder zur Bereitstellung von Schulbegleitungen aufgeworfen. Es geht häufig um Unterstützung in Bildungseinrichtungen, wie etwa die benötigte Integrationshilfe in Kitas sowie den Zugang zu Hilfsmitteln wie Rollstühlen oder digitalen Lernwerkzeugen. Beeger hat zwar nicht die Autorität, diese Hilfen selbst zu genehmigen, aber er hat das Wissen, um die Betroffenen zu den richtigen Ansprechpartnern zu leiten.
Obwohl es bereits bestehende Bildungseinrichtungen und Beratungsstellen gab, waren viele Ratsuchende oft auf sich allein gestellt, was an den komplexen ‚Schnittstellenproblemen‘ im Jugendbereich liegt. Dies bedeutet, dass Hilfesuchende zunächst an die falschen Stellen verwiesen wurden und viel Zeit verloren haben, um die richtige Unterstützung zu finden. Der Verfahrenslotse soll hier Abhilfe schaffen und direkt mit den Betroffenen arbeiten, um Hindernisse abzubauen und schnelle Lösungen anzubieten.
Das nationale Sozialsystem kann als sehr unübersichtlich und kompliziert wahrgenommen werden, besonders wenn Menschen versuchen, ihre Ansprüche geltend zu machen. Der Gesetzgeber hat komplexe Strukturen geschaffen, um auf die individuellen Lebenslagen der Menschen einzugehen. Beeger sieht seine Rolle als einen Schlüssel dazu, diesen Herausforderungen effektiver zu begegnen, indem er alle Fragen und Unsicherheiten, die Betroffene haben, offen adressiert.
Beegers Anstellung als Verfahrenslotse ist aktuell bis Ende 2027 befristet, aber er ist zuversichtlich, dass er auch über diesen Zeitraum hinaus wertvolle Erfahrungen ins Landratsamt einbringen kann. Parallel zur Maßnahme im Landkreis Aschaffenburg hat auch die Stadt Aschaffenburg einen Verfahrenslotsen etabliert, Jan Serba. Die beiden stehen im ständigen Austausch, um eine nahtlose Unterstützung für die jungen Bedürftigen in der Region anzubieten.
Interessierte können die beiden Verfahrenslotsen direkt kontaktieren, um Hilfe zu erhalten. Patrick Beeger ist unter der Telefonnummer 0 60 21/394 41 14 oder per E-Mail verfahrenslotse@lra-ab.bayern.de zu erreichen. Jan Serba in der Stadt Aschaffenburg steht ebenfalls unter der Nummer 0 60 21/330 19 00 zur Verfügung.
– NAG