Aschaffenburg, eine Stadt, die nicht gerade als Musikmekka bekannt ist, beherbergt einen geheimen Schatz: den Colos-Saal. Dieser Musikclub zieht seit über 40 Jahren Musikliebhaber und renommierte Künstler an. Von Rock über Soul bis hin zu 90er-Jahre-Partys – hier ist für jeden etwas dabei! Jährlich stehen rund 250 Konzerte und 50 Partys auf dem Programm. Der Club, der eine Kapazität von etwa 500 Menschen hat, strahlt eine besondere Atmosphäre aus, die laut Geschäftsführer Claus Berninger Kultur und nicht Schmutz vermittelt. Berninger, der selbst als Jugendlicher in einer Band spielte, hatte die Vision, einen Ort zu schaffen, der den Künstlern und Fans eine Heimat bietet.
Gegründet wurde der Club im November 1984 unter dem Namen „Klimperkasten“. Doch die ersten Konzerte mussten aufgrund baurechtlicher Mängel an der Lüftung auf Februar 1985 verschoben werden. Berninger hätte nie gedacht, dass der Club so lange bestehen würde, geschweige denn, dass eine Pandemie die gesamte Branche erschüttern könnte. „Es hat sich vieles verändert“, sagt er und reflektiert die Anfänge, als die Live-Szene gerade erst aufblühte. Heute ist alles minutiös durchgeplant, und das Publikum hat sich gewandelt: Rockkonzerte ziehen nun oft ältere Generationen an, während die Altersgruppe zwischen 25 und 35 Jahren kaum zu erreichen ist. Steigende Eintrittspreise und berufliche Verpflichtungen könnten dafür verantwortlich sein.
Die Herausforderungen der Musikszene
Die Situation für Newcomer-Bands ist ebenfalls angespannt. „Es ist schwierig, unbekannte Künstler zu buchen, da die klassischen Mischkalkulationen nicht mehr funktionieren“, erklärt Michael Smosarski, Pressesprecher des Livekomm-Verbandes. Viele Clubs fühlen sich existenziell bedroht, da 63 Prozent der Clubs berichten, dass ihre Umsätze schlechter sind als im Vorjahr. Die Zukunft sieht düster aus, besonders für kleine Clubs auf dem Land, die oft als letzte Bastion der Live-Musik gelten. Wenn weitere Spielstätten schließen, könnte Bayern bald leer ausgehen.
Doch es gibt auch Lichtblicke! Berninger sieht positive Entwicklungen im Markt: „Die Rock- und Popszene verkauft aufgrund von Streaming kaum noch Alben und muss daher mehr auftreten.“ Das bedeutet mehr Auswahl für Clubs wie den Colos-Saal. Ein unvergessliches Erlebnis bleibt das Konzert der Prince-Saxofonistin Candy Dulfer im Jahr 2016, als sie an dem Tag, als der Tod von Prince bekannt wurde, eine bewegende Version von „Purple Rain“ spielte. Ein Moment, der den Club und seine Besucher für immer prägen wird.