München – Das Oktoberfest, auch bekannt als Wiesn, ist nicht nur ein Treffpunkt für Bierliebhaber, sondern auch ein Ort, an dem sich Flirts und Romanzen entfalten können. Stefanie Baumann, eine erfahrene Kellnerin, die seit vielen Jahren auf dem Fest arbeitet, hat in einem Interview spannende Einblicke in die Flirtkultur während der Festtage gegeben. In ihrem Buch „Deutschland im Bierzelt. Die Leiden und Freuden der Oktoberfest-Kellnerinnen“ schildert sie ihre Erlebnisse und die Herausforderungen, die sich durch alkoholbedingte Unvorhersehbarkeiten ergeben.
Die Atmosphäre auf dem Oktoberfest ist für viele Besucher anziehend. Baumann beschreibt, wie die bunten Lichter und der Duft von gebrannten Mandeln das ideale Setting für unbeschwerte Bekanntschaften schaffen. Zudem hebt sie hervor, dass kleinere Zelte oft bessere Gelegenheiten bieten, um ins Gespräch zu kommen, während die großen Festzelte für die ersten Annäherungen geeignet sind.
Flirtverhalten auf der Wiesn: Männer meist schüchtern
Eine interessante Beobachtung von Baumann ist das Flirtverhalten deutscher Männer auf dem Oktoberfest. Sie beschreibt diese als eher zurückhaltend und berichtet, dass viele Männer sich meist in Gruppen zusammenfinden, um Frauen anzusprechen. „Die Herren müssen sich auch immer erstmal ein bisschen Mut antrinken, um überhaupt in Bewegung zu kommen“, erklärt sie. Diese Einschüchterung kann eine Mauer zwischen ihnen und den Frauen schaffen.
Im Vergleich dazu verhalten sich Männer aus Südeuropa, wie Spanier oder Italiener, oft aktiver und selbstbewusster. Ihnen fällt es leichter, Frauen anzusprechen, selbst wenn sie nüchtern sind. „Man könnte sagen, sie haben mehr Ehrgeiz oder mangelnde Distanz“, gibt Baumann zu bedenken, wobei sie auch auf die kulturspezifischen Unterschiede beim Flirten hinweist.
Natürlich gibt es auch unvergessliche und zum Teil fragwürdige Flirtgeschichten, die die Kellnerinnen amüsieren oder schockieren. Baumann erinnert sich an eine besonders heftige Episode: „Ein Paar hat wild auf der Bank herumgeknutscht, und die Frau musste sich übergeben. Danach machte das Paar einfach weiter. ‚Brutal, sowas‘,“ zitiert sie sich selbst aus ihrem Alltag im Festzelt.
Die Schattenseiten des ausgelassenen Flirtens
Während die Wiesn für viele ein Ort des Vergnügens ist, weist Baumann auch auf die dunklen Seiten des Festes hin. Obwohl Flirts oft lustig und unbeschwert anzufangen scheinen, können die alkoholisierenden Effekte schnell zu unangenehmen Situationen führen. Es ist eine dünne Linie zwischen Einvernehmlichkeit und Übergriffen. Laut Baumann ist diese Problematik leider nicht zu unterschätzen, und die Erfahrungen von Kellnerinnen, die sich mit unhöflichen oder sogar aggressiven Gästen auseinandersetzen mussten, sind alarmierend. Eine Wissenschaftlerin der Hochschule München hat diese Übergriffe und ihre Häufigkeit dokumentiert, was das Ausmaß des Problems verdeutlicht.
Der Genuss von Alkohol kann in der vermischten Atmosphäre der Wiesn sowohl die Stimmung heben als auch schnell in unangemessene Verhaltensweisen umschlagen. Baumann warnt: „Nicht zu viel trinken, sonst können die Flirts nach hinten losgehen.”
Zusammenfassend zeigt sich, dass das Oktoberfest weit mehr ist als ein reines Bierfest. Es ist ein Ort voller Emotionen, Begegnungen und Geschichten, die sowohl unterhaltsam als auch nachdenklich stimmen. Die Balance zwischen Feiern und Achtsamkeit bleibt eine Herausforderung, die es zu meistern gilt, um die fröhliche Atmosphäre zu bewahren.
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