Aichach-Friedberg

„Neue historische Einblicke: Wilhelm von Sandizell und sein Rom-Abenteuer“

Im Jahr 1527 spielte der bayrische Hauptmann Wilhelm von Sandizell aus dem kleinen Wasserschloss Großhausen eine entscheidende Rolle beim Sturm auf Rom, indem er sich als Papst verkleidete und eine bizarre Inszenierung inszenierte, die bis heute für Aufsehen sorgt.

Im Landkreis Aichach-Friedberg erscheint seit über zwei Jahrzehnten die Heimatbuchreihe „Altbayern in Schwaben“. Die neueste Ausgabe überrascht zahlreiche Leser mit historischen Details, die bisher weitgehend unbekannt waren. Allen, die sich für die Geschichte des Wittelsbacher Landes interessieren, bietet sich hier die Gelegenheit, tiefer in die Vergangenheit einzutauchen.

In dieser aufregenden Ausgabe wird das Augenmerk auf Wilhelm und Hans von Sandizell gelegt, die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts im kleinen Wasserschloss Großhausen ansässig waren. Das Werk von Wilhelm Liebhart beleuchtet deren Rolle im Schatten größter politischer Umbrüche, die sich bis nach Baden-Baden und Rom erstrecken. Das Wasserschloss in Großhausen, das heute zur Marktgemeinde Kühbach gehört, stellt einen bedeutsamen Ausgangspunkt der Geschichte dar.

Die Sandizeller Familie und ihre Verzweigungen

Historisch betrachtet war Großhausen der Sitz einer Nebenlinie der Sandizeller Adelsfamilie. Diese Verbindung brachte zahlreiche faszinierende Persönlichkeiten hervor, einschließlich Wolfgang von Sandizell, der als „Klostergründer“ von Altomünster bekannt wurde. Bei den Nachkommen des Sandizeller Paares sticht insbesondere der Söldnerhauptmann Wilhelm hervor, der in der Geschichte Roms einen ratheramanauglichen Ruf erlangte. Wilhelm erblickte vermutlich in Großhausen oder Dasing das Licht der Welt und wurde damit Teil einer großen, historischen Erzählung.

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Eine der besonders skurrilen und symbolischen Geschichten, die Liebhart anspricht, bezieht sich auf Wilhelm von Sandizell und den berühmten Plünderungsakt von Rom 1527, bekannt als der „Sacco di Roma“. In dieser chaotischen Zeit soll Wilhelm sich in Papstgewänder gehüllt haben, nur um dann einen schockierenden Scherz zu machen: Er ließ sich von seinen Kriegsanhängern, die sich als Kardinäle verkleidet hatten, die Füße und Hände küssen. Dies, gepaart mit einem feierlichen „Segen“ über einem Glas Wein, war eine groteske aber auch bemerkenswerte Darstellung, wie man es sich nur in den verworrenden Tagen der Geschichte vorstellen kann.

Das Erbe von Wilhelm von Sandizell

Die inszenierte Entblößung der Klerikalen erregte in der Bevölkerung großes Aufsehen und wurde mit militaristischen Trommel- und Pfeifenklängen untermalt, wodurch jede noch so kleine Ehrerbietung verschmockt wurde. Die zahlreichen historischen Vorkommnisse, gerade im Kontext von Wilhelm von Sandizells Aktionen, laden ein, über das komplexe Zusammenspiel von Macht und Hohn in einer Krise nachzudenken, die nicht nur die Stadt Rom, sondern auch das gesamte politische Gefüge Europas beeinflusste. Diese Ausführungen finden sich detailliert im Jahrbuch „Altbayern in Schwaben 2023“, das sowohl im Buchhandel als auch direkt beim Landratsamt erhältlich ist (ISBN 978-3-9824401-1-8).

Die Faszination dieser historischen Erzählungen bleibt ungebrochen, denn sie zeigen, wie das Leben vergangener Zeiten nicht nur von großen Kriegen, sondern auch von Männern geprägt war, die inmitten all dieser Umwälzungen ihren eigenen Weg fanden. Wer sich für die vielfältige Geschichte Bayerns interessiert, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, in die lebendige Erzählung von Wilhelm Liebhart einzutauchen.

– NAG

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