Die Kühltürme des stillgelegten Atomkraftwerks Grafenrheinfeld wurden im Jahr 2023 gesprengt und hinterließen eine Menge von etwa 55.000 Tonnen zertrümmertem Beton und Stahl. Die Sprengung, die nur 30 Sekunden dauerte, zog Hunderte von Schaulustigen an. Der Bürgermeister von Grafenrheinfeld, Christian Keller, bezeichnete die Kühltürme als bedeutende Landmarke und optischen Ankerpunkt für die Region. Die Entscheidung zur Sprengung wurde damit begründet, dass Platz für die Lagerung der abgebauten Bauteile geschaffen werden musste.
Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege hat nun die Öffentlichkeit eingeladen, über den "bedauernswertesten Abriss des Jahres" abzustimmen. Zur Wahl stehen insgesamt zwölf Gebäude, die 2024 in Bayern abgerissen wurden, darunter auch die Kühltürme. Die Abstimmung läuft bis zum 9. Januar auf der Website des Vereins, und das Ergebnis wird nach diesem Datum bekannt gegeben. Kritisch äußerte sich der Landesverein für Denkmalpflege zur Sprengung der Kühltürme, während Geschäftsführer Rudolf Neumaier die Wichtigkeit der Baukultur betonte und den Abriss als fantasielos kritisierte.
Details zur Sprengung
Für die Sprengung der Kühltürme wurden 1.340 elektronische Zünder sowie 260 Kilogramm Sprengstoff verwendet. Rote Signalleuchten an den Kühlturmumrandungen waren bis zum Morgen aktiv, um auf die Sprengung hinzuweisen. Die Kühltürme hatten unten eine Wandstärke von 75 cm und oben von 16 cm, erreichten eine Höhe von 143 Metern und besaßen einen Basisdurchmesser von 105 Metern sowie einen Durchmesser an der Spitze von 64 Metern. Jeder Turm stand auf 36 Stützenpaaren. Die Sprengmeisterin reiste eigens aus Thüringen an, um die kontrollierte Sprengung durchzuführen. Ein ähnlicher Vorfall fand bereits im Mai 2020 in Philippsburg, Baden-Württemberg, statt, wie BR berichtete.
Der komplette Rückbau des Atomkraftwerks soll bis zum Jahr 2040 abgeschlossen sein. Die "Aktion Abriss des Jahres" wurde 2022 vom Landesverein für Heimatpflege ins Leben gerufen, wobei im Vorjahr die Radrennbahn in Nürnberg und ein Fachwerkhaus in Bayreuth-Rödensdorf als Abrisse des Jahres geehrt wurden, wie idowa vermeldete.
Ort des Geschehens
Details zur Meldung