München – Ein brandaktuelles Forschungsprojekt könnte bald die Kfz-Kennzeichen in Deutschland, insbesondere in Bayern, aufmischen. Der Fokus liegt auf der Wiedereinführung von Ortskennzeichen für kleinere Städte und Gemeinden, die seit Jahren darauf hoffen, ihre Identität auf den Nummernschildern zu zeigen. Seinen Anstoß nahm das Projekt von Professor Dr. Ralf Bochert an der Hochschule Heilbronn, der mehr als 320 Städten und Gemeinden mit über 20.000 Einwohnern neue Kennzeichen ermöglichen möchte.
Historisch betrachtet, ist das Kennzeichensystem in Deutschland seit der Einführung des ersten Autos im Jahr 1896 ein Thema von großer Bedeutung. Bei der Wiedervereinigung 1990 wurde das Kennzeichensystem der ehemaligen Bundesrepublik auch auf die neuen Bundesländer ausgeweitet. Dies führte dazu, dass viele kleinere Orte ihre eigenen Kennzeichen verloren und diese durch die der größeren Städte ersetzen mussten. Nun gibt es eine erneute Diskussion darüber, wie man diesen Verlust der lokalen Identität rückgängig machen kann.
Die Idee hinter der Kennzeichenliberalisierung
In dem Rahmen des Projekts „Kennzeichenliberalisierung“ zielt Professor Bochert darauf ab, den 10,5 Millionen betroffenen Bürgern ein neues Zuhause für ihre Autos zu bieten. „Die Einführung neuer, lokaler Kennzeichen ermöglicht eine stärkere Identifikation der Bürger mit ihrer Heimat,“ erklärt er. Dies sei eine unbürokratische Lösung, die zudem keinen erheblichen zusätzlichen Aufwand verursache. Es könnte eine einfache und effektive Möglichkeit sein, den Menschen ein Stück ihres Heimatgefühls zurückzugeben.
Ein Blick auf die potenziellen neuen Kfz-Kennzeichen in Bayern lässt erkennen, welche Städte von dieser Initiative profitieren könnten. Orte wie Gauting, Geretsried und Germering stehen bereit, neue Identitätszeichen in Form von eigens für sie ausgegebenen Nummernschildern zu erhalten. Die Liste umfasst insgesamt 16 Stadtteile, die sich zum Teil in der Nähe größerer Städte befinden, jedoch eine eigene Identität bewahren möchten.
Stadt | Einwohnerzahl | Kennzeichen |
---|---|---|
Gauting | 21.276 | GAT |
Geretsried | 25.623 | GRD |
Germering | 41.355 | GMR |
Gersthofen | 23.274 | GEH |
Haar | 22.555 | HAA |
Herzogenaurach | 24.404 | HZA |
Karlsfeld | 22.069 | KFD |
Königsbrunn | 28.231 | KÖB |
Neufahrn bei Freising | 20.590 | NFA |
Neusäß | 22.872 | NÄS |
Olching | 27.927 | OLC |
Ottobrunn | 22.430 | OTB |
Puchheim | 21.420 | PUC |
Senden | 22.896 | SEN |
Traunreut | 21.102 | TRT |
Unterhaching | 25.873 | UHA |
Unterschleißheim | 29.523 | USH |
Vaterstetten | 25.530 | VAT |
Waldkraiburg | 24.488 | WKB |
Zirndorf | 26.234 | ZIR |
Die Bürgermeister der betroffenen Städte, wie Michael Müller aus Geretsried, zeigen sich begeistert von dieser Initiative. Er hebt hervor, dass die neuen Kennzeichen nicht nur einen besseren Eindruck nach außen erzeugen, sondern auch das Zugehörigkeitsgefühl der Einwohner zu ihrer Stadt stärken könnten. „Wir sehen die neuen Kennzeichen doppelt positiv: in der Wahrnehmung unserer Stadt nach außen, aber auch in der Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit der eigenen Kommune,“ äußerte sich Müller gegenüber einer Zeitung.
Auf die Frage, was eine Einführung kosten würde, antwortet Professor Borchert, dass die Realisierung mehrere Kennzeichen in einem Landkreis meist kostenfrei möglich sei, während Autofahrer, die sich ein Heimatkennzeichen wünschen, höchstens zehn Euro dafür zahlen müssten. Angesichts dessen könnten in naher Zukunft Autos mit neuen Kfz-Kennzeichen wie KFD für Karlsfeld oder VAT für Vaterstetten auf den Straßen Bayerns zu sehen sein.
Ein weiterer Grund für diese Reform ist es, den bürokratischen Aufwand so gering wie möglich zu halten. Die Einführung neuer Kennzeichen erfordert eine Anpassung der Fahrzeugzulassungsverordnung, die von den Bundesländern in die Wege geleitet werden muss. Um dies zu ermöglichen, müssen sich die Bürgermeister in den verschiedenen Bundesländern zusammenfinden und den notwendigen Druck auf die Landesregierung ausüben.
Mit all diesen Plänen könnte eine Art von Lokalpatriotismus entstehen, die den Städten und Gemeinden nicht nur mehr Sichtbarkeit gibt, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl stärken könnte. Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf www.merkur.de.