Die Pläne für den umstrittenen „Surfgarten“ in Stade, ein Freizeitpark mit künstlichen Wellen, nehmen eine unerwartete Wendung. Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg hat den Baustopp für das Projekt nun erneut verlängert, nachdem der Umweltverband BUND rechtliche Schritte gegen den Bebauungsplan eingeleitet hatte.
Hamburg taz | Der Traum von Wellenreiten am Stadtrand von Stade rückt in weite Ferne: Das Gericht stellte fest, dass der ursprüngliche Bebauungsplan „Gewerbe- und Surfpark Stade“ nicht alle notwendigen Vorgaben des Regionalen Raumordnungsprogramms berücksichtigt hat. Dies hat zur Folge, dass der Bau weiterhin ruhen muss.
Der Surfgarten, ein innovatives Konzept der Brüder Jan und Dirk Podbielski, soll ideale Surfbedingungen in einem künstlich geschaffenen Gelände bieten. Ohne Wind und das Meer können hier unterschiedliche Wellentypen erzeugt werden. Die Brüder, beide erfahrene Surfer und Experten in ihren Bereichen, hatten ursprünglich mit Nachhaltigkeitsversprechen geworben, die jedoch nun auf dem Prüfstand stehen.
Rechtswidrige Planungen und Kritik
Bereits seit Mai ruht die Baustelle aufgrund eines Eilantrags des BUND, der auf Unstimmigkeiten im Bebauungsplan hinwies. Der Gerichtsbeschluss, der einen verlängerten Baustopp am 2. Oktober 2023 bestätigte, unterstützt die Bedenken des BUND, der die Stadt Stade für ihre fehlerhafte Einschätzung der Umweltauswirkungen kritisiert. Insbesondere sei eine fehlerhafte Prüfung des Landschaftsbildes und ein mangelnder Ausschluss von Bordellbetrieben beanstandet worden.
Die Stadtverteidigt ihr Vorgehen jedoch energisch. Lars Kolk, Erster Stadtrat von Stade, zeigt sich optimistisch und betont, dass fast alle vom Gericht festgestellten Mängel beseitigt werden können. Er sagt: „Wir sind erleichtert, dass das OVG keine gravierenden Auswirkungen auf den Arten- und Klimaschutz sieht. Das gibt uns die Möglichkeit, die Fehler schnell zu beheben und das Projekt fortzusetzen.“
Die Idee des Surfparks hatte zunächst viel Zuspruch in der Lokalpolitik gefunden. Bürgermeister Sönke Hartlef bezeichnete das Projekt als eine Chance, die Stadt als attraktiven Wohn- und Arbeitsort zu positionieren. Doch nicht alle Bürger sind mit dieser Vision einverstanden. Eine Bürgerinitiative mit dem Titel „Surfpark – Nein Danke!“ hat sich gegründet, um den Bau zu stoppen. Skeptiker äußern, dass das Konzept ökologisch nicht tragbar sei und die Zahlen bezüglich voraussichtlicher Besucher sowie der Wasser- und Energieverbrauch unrealistisch erscheinen.
Inga Niederhausen vom BUND bringt es auf den Punkt: „Ein Konzept dieses Ausmaßes, mit immensem Flächen-, Energie- und Wasserverbrauch, kann nicht nachhaltig sein.“ Dabei wird die Frage aufgeworfen, wo die benötigten 200.000 jährlichen Besucher tatsächlich herkommen sollen und ob eine Stunde Surfen für 60 Euro tatsächlich attraktiv genug ist, um diese Zahl zu erreichen.
Die Glaubwürdigkeit der Stadt
Die anhaltende Diskussion spiegelt den stark gespaltenen Eindruck in der Stadtgesellschaft wider. Während der Rat der Stadt mehrheitlich dem Bebauungsplan zugestimmt hatte, berichten Kritiker von einem Mangel an öffentlicher Unterstützung. Der Erste Stadtrat Kolk versteht diese Kritik nicht: „Die, die gegen das Projekt sind, sind meiner Wahrnehmung nach in der Minderheit.“ Er sieht die Befürworter jedoch nicht organisatorisch stark genug, um ihre Sichtweise in der Öffentlichkeit zu vertreten.
Trotz der Rückschläge durch das Gericht hat die Stadt Stade große Pläne. Kolk ist zuversichtlich, dass durch die Behebung der vom OVG angeprangerten Fehler der Surfpark schnell Realität werden kann. Die Stadt selbst habe, so ergäbe es aus ihren Rechnungen, die gesetzlichen Vorgaben erfüllt. „Wir freuen uns darauf, das Projekt bald fortzuführen“, so Kolk. Dennoch lässt das Gericht offen, wie stark Fragen des Klimaschutzes und des Artenschutzes das endgültige Urteil beeinflussen werden, was die langfristige Perspektive für das Projekt noch unsicherer macht.
Sowohl Vertragsparteien als auch Kritiker werden daher die kommenden Entwicklungen genau beobachten, nicht zuletzt, um zu verstehen, wie mögliche rechtliche Vorgaben in zukünftigen Planungen besser berücksichtigt werden können. Angesichts der Umweltbedenken könnte diese Geschichte jedoch noch lange nicht zu Ende sein, wie taz.de berichtet.