In den malerischen Gebieten rund um Valbert, zwischen Ebbekamm, der Ortsmitte und dem Ebbebach-Tal, nimmt Barbara Schroeder ihre Beobachtungen vor. Die 23-jährige Tätigkeit der ehemaligen Biologie-Lehrerin beim Deutschen Wetterdienst (DWD) beschäftigt sich intensiv mit der Natur und ihrer Veränderung im Lauf der Jahreszeiten. In dieser Zeit ist ihre größte Herausforderung nicht nur das Aufzeichnen der Pflanzenentwicklung, sondern auch das Erfassen von Anzeichen des Klimawandels, der sich mehr und mehr bemerkbar macht.
Im jetzt herbstlichen Ambiente fährt die 68-Jährige ihre Runden über die gut 7,5 Kilometer lange Strecke mit dem Auto, nachdem sie in früheren Jahren die Beobachtungen zu Fuß unternahm. Dabei notiert sie genau, wann bestimmte Bäume ihre Blätter verlieren, wie der Mais reift oder wie die Früchte an den Bäumen stehen. Ihre Eindrücke und Daten fließen in die Wetter- und Klimaprognosen ein, die eine bedeutende Rolle im DWD-Netzwerk spielen.
Bedeutung der Phänologie
Ein zentraler Aspekt von Barbara Schroeders Arbeit ist die Phänologie, die Lehre von den periodisch wiederkehrenden Erscheinungen in der Natur. Jedes Jahr, am 15. Dezember, müssen sie und 1.050 weitere Ehrenamtliche aus ganz Deutschland ihre gesammelten Daten an den DWD übermitteln. Diese Informationen sind entscheidend für Wettervorhersagen und werden in Klimamodelle integriert. Sie stellen nicht nur aktuelle Wachstumsphasen fest, sondern helfen auch dabei, Trends im Klima zu erkennen.
Ein Beispiel dafür sind die Frühblüher, deren Blütezeit in den letzten Jahren immer früher beginnt. Barbara hat beobachtet, dass Schneeglöckchen jetzt in geschützten Lagen bereits Mitte Januar blühen, während sie früher erst im März zu sehen waren. Das hat bedeutende Auswirkungen auf die Vegetation, da Frostfälle während der Obstblüte zu Ernteausfällen führen können.
Barbara dokumentiert präzise, wann bestimmte Pflanzen wie die Kastanie oder Erle in ihren Wachstumsphasen sind. Dabei muss sie oftmals schwierig zu bestimmende Phasen ins Auge fassen, etwa die Reifezeit der Hagebutte. Durch regelmäßige Beobachtungen und deren Dokumentation hat ihre Arbeit für den DWD großes Gewicht, da diese Daten Aussagen über die Entwicklung des Klimas erlauben.
Mit einem dicken Ordner, der die Merkmale von etwa 150 Pflanzen detailliert auflistet, erkennt sie die verschiedenen Wachstumsphasen. Zudem sind ihre Aufzeichnungen wichtig, um Vergleiche zu ermöglichen und Änderungen im Pflanzenwachstum zu analysieren. Diese Informationen setzen Experten in wichtige Zusammenhänge, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Natur besser zu verstehen.
Erfahrungen und Herausforderungen
Barbara hat eine enge Verbindung zur Natur, die ihr Vater, ein Landwirt, ihr bereits in ihrer Kindheit nahegebracht hat. Als Biologin mit Schwerpunkt Botanik konnte sie nach ihrer Pensionierung ihrer Leidenschaft nachgehen und zugleich einen aktiven Beitrag zur Umwelt leisten. „Ich muss etwas machen“, dachte sie, als sie in einem Gartenmagazin über die Möglichkeit stolperte, Pflanzenbeobachterin beim DWD zu werden. Diese Entscheidung war der Startschuss für eine neue Phase in ihrem Leben, die mit frischer Luft und ausgedehnten Erkundungen in ihrer Heimat einhergeht.
Der Klimawandel ist heutzutage ein drängendes Thema, und Barbara ist sich dessen bewusst. Ob es um die beobachtete Trockenheit oder den Befall von Schädlingen wie der Miniermotte bei Kastanien geht – sämtliche Beobachtungen sind relevant. Sie trägt zur Wissenschaft bei, indem sie Daten zur Verfügung stellt, die für die Phänologen von Bedeutung sind und die in den Klimadiskurs einfließen. Durch ihre gewissenhafte Dokumentation hat sie nicht nur einen Einfluss auf die wissenschaftliche Gemeinschaft, sondern auch auf die nachfolgende Generation, die auf die Herausforderungen des Klimawandels besser vorbereitet werden soll.
Die Natur um Valbert bleibt für Barbara eine ständige Quelle der Inspiration und der Forschung. Ihre akribischen Aufzeichnungen sind ein wertvoller Beitrag zur phänologischen Arbeit, die sich über ein ganzes Land erstreckt und auch in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird. Die Erfassung der Pflanzenentwicklung ist nicht nur eine Leidenschaft von Barbara, sie ist auch ein entscheidender Teil unserer Bemühungen, die Umwelt zu verstehen und auf die Herausforderungen durch den Klimawandel zu reagieren.
Mit jeder Beobachtung liefert Barbara Schroeder einen kleinen, aber bemerkenswerten Beitrag zum kollektivem Verständnis der Natur, das letztlich für künftige Generationen von enormer Bedeutung sein könnte. Ihre Tätigkeit mag bescheiden wirken, doch das System der Phänologie, in dem sie arbeitet, zeigt klar, wie wichtig und nützlich solche Daten im Kontext von Klimaforschung sind.
Für weitere Informationen über die Phänologie und deren Auswirkungen auf unser Klima, bietet der DWD detaillierte Berichte und Einblicke an. Näheres darüber findet sich hier.