In Schwäbisch Gmünd sorgt das Schattentheater-Festival für fesselnde Momente, und eine Installation namens Zo-on sticht dabei besonders hervor. Diese innovative Kunstform, von Antje Töpfer und Florian Feisel, Professor an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, beleuchtet existenzielle Fragen und fördert das Verständnis über unseren Platz im großen Ganzen. Das Festival, das am Freitag, 11. Oktober, eröffnet wurde, läuft bis Donnerstag, 17. Oktober.
Im Fokus der Installation steht ein riesiger Ballon. Mit acht Eingängen, die den Besuchern ermöglichen, darin einzutauchen, lädt er dazu ein, für einen Moment das eigene Ich hinter sich zu lassen und in eine andere Dimension der Wahrnehmung einzutauchen. Besucher sind eingeladen, sich in unterschiedlichen Stationen, die auf dem Weg zum Ballon liegen, mit Fragen auseinanderzusetzen, die das eigene Selbstverständnis auf die Probe stellen. So wird bereits an der ersten Station das Bewusstsein angestoßen: „Wenn ich meinen Körper transformiere, wer wäre ich dann?“
Der Weg zum Ballon
Wer sich auf die Installation einlässt, muss sich klein machen und Demut ausüben, indem er sich herabbeugt, um die Fragen aus den farbenfrohen Kugeln zu hören. Diese Fragen sind nicht nur rhetorisch; sie zwingen zur Reflexion über Identität und Selbstwahrnehmung. Der Eintritt in den Ballon selbst, eine intime Erfahrung, beschränkt die Teilnehmerzahl auf maximal acht Personen. Ein Gefühl der Enge und Intimität bildet sich, während die Besucher zusammen in eine imaginäre Welt eintauchen.
Drinnen im Ballon scheint die Welt draußen zu verschwinden. „Hier gibt es nur Schatten“, sagt eine Besucherin beeindruckt. Alles außer dem Kopf bleibt draußen, was das Gefühl des Schwebens verstärkt und das Augenmerk auf das Wesentliche lenkt – die fantastischen Schattenumrisse, die die Wände des Ballons füllen. Mikroskopische Lebewesen werden plötzlich übergroß projiziert, und es entsteht eine neue Perspektive auf die Natur, gepaart mit Fragen, die sich auf das Ich beziehen. „Was wäre, wenn ich ein Bärtierchen wäre?“, wird gefragt. Die Entfaltung dieser Gedanken lässt die Teilnehmenden über den eigenen Platz im Ökosystem nachdenken.
Der Mensch im Kosmos
Im Rahmen der Zo-on-Installation wird die Sichtweise auf den Menschen als Krone der Schöpfung hinterfragt. Stattdessen wird der Mensch als Teil des belebten Kosmos wahrgenommen. Diese radikale Umorientierung ist auch dem geplanten Umdenken geschuldet. „Engen wir unsere Sichtweise weiter ein“, wird in einer der Kugelfragen formuliert und lenkt so den Fokus auf ökologische Verantwortung. Der Dialog darüber, wie zukünftige Verluste die Wahrnehmung unserer Welt beeinflussen müssen, wird durch die Darbietungen im Ballon verstärkt.
Einen zusätzlichen künstlerischen Höhepunkt bietet die Performance von Schlagzeuger Augustin Lipp, der mit seinem Spiel den Ballon umkreist und somit zum Dialog zwischen dem visuellen und auditiven Erlebnis beiträgt. Das immer wiederkehrende Thema der Verbindung zwischen Mensch und Natur, analog zu dem Gedanken, dass alles Leben im Kreislauf von Werden und Vergehen existiert, wird durch diese Dynamik verstärkt.
Die Installationen und Aufführungen finden weiterhin an verschiedenen Tagen statt, wobei die nächste Gelegenheit zur Teilnahme am Sonntag, den 13. Oktober, von 11 bis 13 Uhr und von 14 bis 16 Uhr besteht. Der Besucher erlebt nicht nur eine Aufführung, sondern wird Teil eines philosophischen Austauschs über Identität und unsere Rolle in der Natur.
Für Kunst- und Theaterliebhaber ist dieser Ausdruck von Schattenkunst mehr als nur ein visuelles Erlebnis; es wird eine intime und nachdenkliche Auseinandersetzung geboten, die zum Reflektieren anregt. Der Gedanke, dass wir alle miteinander verbunden sind und Teil eines größeren Ganzen, zieht sich durch die gesamte Veranstaltung wie ein roter Faden.
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