Die Schließung der Gießener Bahnhofsmission Ende August hat für Aufregung in der Stadt und sozialen Medien gesorgt. Nach über einem Jahrhundert des Betriebs müssen sich die hilfsbedürftigen Menschen in Gießen nun neuen Herausforderungen stellen.
Die Regionale Diakonie Gießen begründete die drastische Entscheidung aufgrund einer internen Umstrukturierung und dem Verlust wichtiger Gelder, die durch Lotto-Einnahmen finanziert wurden. Diese Änderungen haben dazu geführt, dass die nötigen Mittel zur Aufrechterhaltung der Bahnhofsmission nicht mehr zur Verfügung stehen. Der Sozialdezernent Francesco Arman (SPD) erläuterte nun, dass die bislang unternommenen Rettungsversuche gescheitert sind. Trotz aller Bemühungen der Stadt, eine langfristige Finanzierung zu sichern, blieb das Ergebnis aus.
Gescheiterte Rettungsversuche
Arman äußerte, dass nach Bekanntwerden der Schließungspläne zahlreiche Gespräche mit verschiedenen Akteuren der Zivilgesellschaft, Privatpersonen und anderen Wohlfahrtsverbänden geführt wurden. Der Konsens kam jedoch zu dem Schluss, dass nur die Caritas und die Diakonie die Bahnhofsmission betreiben können, aufgrund von „gewachsenen historischen Strukturen“. Zudem erbat das Bahnhofsmanagement, dass diese beiden Wohlfahrtsverbände die Institution betrieben.
Die Bahnhofsmission hatte zuvor täglich 40 bis 50 Menschen versorgt, die dort eine warme Mahlzeit und Kleidung erhalten konnten. Um die Mission fortzuführen, wären jährlich rund 100.000 Euro notwendig gewesen. Ein Betrag, der unter anderem für die Vergütung einer hauptamtlichen Stelle, Aufwandsentschädigungen für Ehrenamtliche und Materialien verwendet werden sollte. Bisher hat die Diakonie die meisten Kosten getragen, doch eine Unterstützung seitens der Caritas von erst 10.000 Euro war zu wenig.
Trotz des Gespaltenen Engagements beider Wohlfahrtsverbände, war es unmöglich, die erforderliche Summe für den Weiterbetrieb zu gewährleisten. Verschiedene Vorschläge zur Schaffung eines Vereins oder die Initiierung von Spendenaktionen blieben erfolglos, da sie nicht die notwendige verlässliche Finanzierung garantieren konnten. Selbst Gespräche zwischen den Verbänden auf bundesweiter Ebene führten nicht zum gewünschten Erfolg.
Zukunft ohne Bahnhofsmission
In Anbetracht dieser Situation wird die aufsuchende Straßensozialarbeit der Regionalen Diakonie künftig versuchen, die Bedürfnisse der hilfesuchenden Menschen am Bahnhof zu decken. Im Rahmen des Housing-First-Projekts wird eine neue Stelle geschaffen, die von Stadt und Landkreis gemeinsam finanziert wird. Diese Maßnahme soll dabei helfen, die Lücke zu schließen, die durch die Schließung der Bahnhofsmission entstanden ist.
Arman bedauert die Schließung und führt an, dass die Stadt alles daran gesetzt hat, die Bahnhofsmission zu retten. Leider waren die notwendigen Bedingungen dafür nicht gegeben, und letztlich lag die Verantwortung für die missratene Finanzierung nicht in der Hand der Stadt. Die bisherigen Gespräche und Pläne haben nicht den erhofften Erfolg gebracht, und die Bahnhofsmission bleibt somit geschlossen.
Für weitere Informationen über die Hintergründe der Schließung und die Reaktionen aus der Stadtgesellschaft, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.giessener-allgemeine.de.