In Heilbronn beobachtet man eine steigende Herausforderung im Umgang mit verfügbaren Flächen. Der Plan des Landes Baden-Württemberg, bis 2050 den Flächenverbrauch auf Null zu reduzieren, stößt auf Schwierigkeiten. Täglich werden nach wie vor fast fünf Hektar für neue Siedlungen und Verkehr in Anspruch genommen. Eine Vielzahl von Faktoren, unter anderem geopolitische Krisen, erhöht den Druck auf die begrenzte Fläche, da Lagerhaltung und eine Rückverlagerung der Produktion in den Fokus rücken. Gleichzeitig fordert die Energiewende weitere Flächen für Windräder und Photovoltaikanlagen.
Der stellvertretende Direktor des Regionalverbands Heilbronn-Franken, Christof Krämer, merkt an: „Das Thema Wohnraumbedarf ist ja allgegenwärtig.“ Seit geraumer Zeit sei die Minimierung des Flächenverbrauchs und die Nutzung innerstädtischer Potenziale ein zentrales Thema in der Regionalplanung. Dies führt dazu, dass alle neu geplanten Gebiete kritisch hinterfragt werden, insbesondere in Bezug auf den tatsächlichen Wohnraumbedarf. Hierbei sind die festgelegten Mindest-Bruttowohndichten für Wohnbauflächen von Bedeutung.
Vergleich der Flächenverbräuche
Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass im Stadtkreis Heilbronn, mit einer Bevölkerungsdichte von 13 Einwohnern je Hektar, weniger Fläche beansprucht wird als im Nachbarort Möckmühl. Trotzdem sind die geforderten Zielwerte für die Dichte von neu zu schaffenden Wohngebieten viel höher. Heilbronn, eine Oberstadt, verlangt 70 Einwohner pro Hektar. Bei im Regionalplan festgelegten Werten sieht es für Mittelzentren wie Neckarsulm mit 60 Einwohnern und kleinere Gemeinden mit 40 bis 45 Einwohnern anders aus.
Krämer weist darauf hin, dass bestehende Eigentumsverhältnisse ein erhebliches Hindernis darstellen. „Die meisten Grundstücke sind privat besessen und werden häufig nicht verkauft“, bedauert er. Um neuen Bauflächen zu schaffen, ist ein Eintrag in den Flächennutzungsplan nötig. Fachplaner in Möckmühl haben einen Bedarf von fast zehn Hektar ermittelt, da die Prognosen eine Bevölkerungszunahme von 800 Menschen vorhersagen. Dies erfordere unter den Vorgaben von 45 Einwohnern pro Hektar insgesamt 18 Hektar Wohnfläche.
Im Gegensatz dazu plant Heilbronn bis 2035 einen Flächenbedarf von etwa 120 Hektar. Die Planung der Stadt ergibt dazu, dass nur 0,01 Prozent der gesamten Fläche beansprucht werden müssen, was im Vergleich zu Möckmühl recht niedrig erscheint. Diese Zahl reduziert sich sogar auf rund 40 Hektar, wenn bereits ausgewiesene Baugebiete berücksichtigt werden.
Um den Herausforderungen des Wohnraummangels in Heilbronn und Umgebung zu begegnen, wurde das Handlungsprogramm „Wohnen in Heilbronn“ eingeführt, das eine klare Unterstützung für den Geschosswohnungsbau ausspricht. Auch in Neckarsulm ist man auf die Innenentwicklung fokussiert. Das unterstreicht der aktuelle Landschaftsplan, der eine verstärkte Nutzung von innerstädtischen Flächen betont, bevor neue Erschließungen am Ortsrand erfolgen. Das Prinzip lautet, Baulücken vorzuziehen.
Die Thematik ist komplex, doch die Notwendigkeit, realistische Lösungen für den Wohnraummangel zu finden, ist offenbar dringlicher denn je. Die Herausforderung liegt nun weniger im Mangel an Ideen, sondern vielmehr in der Umsetzung und Überzeugungsarbeit, um private Eigentümer von ihrer Mitwirkung zu überzeugen. Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, ob die ambitionierten Ziele zur Flächennutzung und Wohnraumschaffung in Heilbronn und in angrenzenden Regionen erreicht werden können.
Für mehr Details zu diesem Thema, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.stimme.de.