Im vergangenen April sorgte die Ankündigung von Kendrion, sich von der Mehrheit seiner Automotive-Sparte zu trennen, zunächst für Verunsicherung unter den 180 betroffenen Mitarbeitern in Villingen. Doch nun herrscht eine spürbare Aufbruchstimmung. Der Grund: Seit dem 1. Oktober ist Solero Technologies, ein US-Unternehmen, neuer Eigentümer der Mehrheit der Kendrion-Automotive-Sparte.
Die Führung von Solero, einschließlich des Eigentümers Cyrus Nikou, fand den Weg nach Villingen und machte den Mitarbeitern bei einer Feier ihre ambitionierten Pläne deutlich. Am 14. Oktober schworen sie ihr Team auf neue, herausfordernde Ziele ein, und der Enthusiasmus war während der Veranstaltung förmlich greifbar.
Optimismus und neue Ziele
Ralf Wieland, der neue Chief Operating Officer von Solero, sprach bei dieser Gelegenheit über den langen Weg, der hinter dem Unternehmen liege. „Gott sei Dank ist sie vorbei“, sagte er und ermutigte die Belegschaft, die Magnetventile in unterschiedlichen Ausführungen herstellt. Mit dem Verkauf ist die Übergangsphase, in der der Verkaufsbereich als Koper GmbH firmierte, nun abgeschlossen. Der Name „Koper“ bedeutet im Niederländischen „Käufer“ und war nur eine vorübergehende Lösung.
Cyrus Nikou betonte, dass man nicht leichtfertig gehandelt habe, sondern von einer gewinnbringenden Investition überzeugt sei. Vor der Übernahme habe man zahlreiche Deals genauer untersucht. Dies unterstreicht das langfristige Engagement von Solero in Europa, wo das Unternehmen plant, seine Marktstellung zu stärken.
Wachstum und Herausforderungen
Donald James, der CEO von Solero Technologies, legte den Mitarbeitern die Zukunftsstrategie des Unternehmens dar. Das Ziel ist es, den jährlichen Umsatz von derzeit 500 Millionen auf eine Milliarde Euro zu steigern und in die Top Drei der Automobilzulieferer vorzustoßen. Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, will James insbesondere die Geschäftsfelder Elektronik und Hydraulik im Bereich Getriebe und Elektrofahrzeuge weiter ausbauen.
Allerdings bringt diese Planung auch Herausforderungen mit sich. Die derzeitige Krise, mit der viele europäische Automobilhersteller, darunter führende Marken wie Mercedes und Volkswagen, konfrontiert sind, stellt ein potentielles Risiko dar. Doch Ralf Wieland ist optimistisch, dass Solero aufgrund einer besseren Balance für die Zukunft gut aufgestellt ist.
Im Rahmen des Betriebsfestes, das aus fröhlichen Ansprachen und dem gemeinsamen Feiern bestand, kamen erfreuliche Gesichter und ein starkes Gemeinschaftsgefühl zum Vorschein. Mitarbeiter in T-Shirts des Unternehmens mussten sich mehrfach dem Applaus der Belegschaft stellen, inmitten von Präsenten, die das Management mitgebracht hatte.
Mit der Übernahme von Kendrions Automotive-Sparte ist Solero Technologies nun nicht nur in Villingen vertreten, sondern hat auch seine Mitarbeiterzahl von 500 um weitere 1000 auf 1500 erhöht. Der Standort Villingen, der ursprünglich aus dem Familienbetrieb Binder-Magnete hervorging, bleibt somit ein wichtiger Knotenpunkt für beide Unternehmen, Kendrion und Solero.
Auffällig ist, dass Kendrion trotz der Veräußerung weiterhin in Villingen präsent ist. Der Industriebereich – unter dem andere Produkte wie magnetische Bremsen für Aufzüge gefertigt werden – zählt nach wie vor 440 Mitarbeiter, von denen 180 zur verkauften Sparte gehörten. Das Firmenzeichen an der Unternehmenszentrale unterstreicht die starke Doppelpräsenz beider Firmen.
Die nächsten Monate werden zeigen, ob die erhofften Synergien zwischen Kendrion und Solero tatsächlich realisiert werden können und inwieweit sich die Strategie des Unternehmens in einem krisenbehafteten Markt bewähren wird. Für weitere Informationen zu diesem Thema und den aktuellen Entwicklungen schauen Sie bei www.suedkurier.de vorbei.