In der kleinen Gemeinde Matzendorf könnte bald wieder ein Gesundheitsangebot entstehen, auch wenn die Vorgeschichte des Arztes, der es übernehmen möchte, brisant ist. Der 51-jährige Konstantin Sintschikin, der erst vor Kurzem im Arzthaus Aarau als Allgemeinmediziner angestellt wurde, ist in Deutschland wegen Abrechnungsbetrugs verurteilt worden. Nun plant er, das Gesundheitszentrum Thal, das seit Ende Mai 2023 geschlossen ist, wieder zu eröffnen.
Sintschikin äußert sich in einem Gespräch, dass er missverstanden wird. Mit einem starken russischen Akzent erklärt er: „Ich werde als russischer Betrüger dargestellt. Dabei handelt es sich alles um ein Missverständnis.“ Sein Anliegen ist, offen zu kommunizieren und die Hintergründe seiner Verurteilung zu erläutern. Der Arzt wurde Ende Juni dieses Jahres vom Amtsgericht im Raum Ulm, wo er zuvor vier Hausarztpraxen betrieb, zu einem Jahr und drei Monaten auf Bewährung verurteilt. Zudem muss er eine Geldstrafe von 10.000 Euro zahlen.
Die Vorgeschichte von Konstantin Sintschikin
Das Verfahren gegen Sintschikin war vielfältig. Er hatte zwischen 2020 und 2021 eine Vielzahl an Sprechstunden unzureichend dokumentiert und mehrfach über zwölf-Stunden-Arbeitstage abgerechnet. Dies führte zu einem finanziellen Schaden von etwa 96.000 Euro, berichtete die „Südwest-Presse“. Zudem musste Sintschikin aufgrund von Insolvenz seine Praxen schließen und hat private Schulden in Höhe von über zwei Millionen Euro angehäuft.
Mit einer solchen Belastung hat Sintschikin dennoch den Schritt gewagt, sich in der Schweiz neu zu etablieren. Er erklärt, dass er bessere Arbeitsbedingungen und ein höheres Einkommen erwarte. Seine Tochter studiere bereits in der Schweiz, was auch seine Entscheidung begünstige, dort zu bleiben. Den Arbeitserlaubnissen im Aargau und Solothurn war er nachgekommen, und ab Ende Januar 2024 hat er in Aarau angestoßen.
Doch aufgrund seiner Vorstrafe kam seine Anstellung im Arzthaus Aarau schnell zu einem Ende. Nachdem die Aargauer Zeitung über die Verurteilung berichtete, kündigte das Arzthaus ihm wegen Vertrauensverlust und das Gesundheitsamt entzog ihm die Berufsausübungsbewilligung.
Der Plan zur Wiedereröffnung der Praxis
Obwohl sein Aufenthalt in der Schweiz alles andere als einfach ist, bleibt Sintschikin optimistisch. Nachdem er von der Schliessung des Gesundheitszentrums in Matzendorf erfuhr, äußerte er Interesse an einer Wiedereröffnung und bezeichnet die Landmedizin als für ihn ansprechend. „Hier ist man wie eine Familie“, erklärt er.
Die Praxisschließung im Gesundheitszentrum Thal, die der Skandal um den ehemaligen Geschäftsführer ausgelöst hatte, schwingt in der Planung mit. Der Geschäftsführer war aufgrund unzureichender Hygiene, verschwundener Patientenakten und übermäßiger Medikamentenverkäufe in die Kritik geraten. Sintschikin hingegen betont, die Gesundheitsversorgung in der Region voranzubringen.
Das Gesundheitszentrum soll am 1. November 2024 erneut geöffnet werden, wobei Sintschikin versichert, dass der Mietvertrag bei ihm vorliegt, auch wenn noch nichts unterschrieben ist. Eine offizielle Zusammenarbeit mit der Vermieterin, Fluri Real Estate AG, wurde jedoch ausgeschlossen. Sintschikin hofft trotzdem, dass dies nicht das Ende seiner Pläne darstellt. „Es ist immer noch möglich“, sagt er.
Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, ob Sintschikin tatsächlich die Möglichkeit bekommt, in Matzendorf zu arbeiten. Die Gemeinde und die Bevölkerung stehen dem Vorhaben skeptisch gegenüber, da die Schatten der Vergangenheit nach wie vor präsent sind. Ein hohes Maß an Vertrauen wird in dieser Angelegenheit erforderlich sein, um die Kritiker unter den Anwohnern zu überzeugen und die notwendige Genehmigung für die Eröffnung der Praxis zu erhalten.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass Konstantin Sintschikin trotz seiner schwierigen Vergangenheit und der Herausforderungen in der Schweiz, entschlossen ist, eine zweite Chance zu nutzen und in Matzendorf medizinische Dienste anzubieten. Die politische und gesellschaftliche Reaktion auf seinen Plan wird entscheidend sein.
Für detaillierte Informationen zu Sintschikins Situation ist eine Berichterstattung auf www.solothurnerzeitung.ch empfehlenswert.