In der Welt der Barbershops und Herrenfriseure gibt es anscheinend Überraschungen, die das Bild der Branche trüben. Ein aufschlussreicher Fall aus Ulm zeigt, wie tiefgreifend die Probleme in dieser Branche sind: Eine Rentnerin, die als Chefin eines Barbershops fungieren sollte, war in Wirklichkeit nur eine Strohfrau. Trotz ihrer Qualifikation als Friseurmeisterin hatte sie den Salons, die sie leiten sollte, nie einen Besuch abgestattet. Diese und andere Irregularitäten rücken die Praktiken in Barbershops ins Licht und wurden nun von den Zollbehörden genauer unter die Lupe genommen.
Das Hauptzollamt in Ulm hat in den letzten Monaten insgesamt 13 Barbershops kontrolliert, wobei bei fünf davon erhebliche Verstöße gegen die Vorschriften zur Schwarzarbeit, illegalen Beschäftigung und Einhaltung des Mindestlohns dokumentiert wurden. Dies führte zur Einleitung weiterer Ermittlungsverfahren. Die erheblichen Mängel werfen Fragen über die Standards und Praktiken in dieser spezifischen Branche auf.
Die Rolle der Handwerkskammer
Zusätzlich zu den Zollkontrollen waren auch Vertreter der Handwerkskammer Ulm present. Sie berichteten, dass nur eine der geprüften Betriebe ihre Betriebsleiter persönlich vor Ort hatte, während die anderen abwesend waren. Gemäß der Handwerksordnung muss jedoch ein ausgebildeter Friseurmeister die Aufsicht führen, um die fachliche Anleitung der Mitarbeiter sicherzustellen, sowie um Verbraucherschutz und Ausbildung zu gewährleisten. „Wenn man jemanden nur pro forma als Betriebsvorsteher einsetzt, dieser jedoch nie im Geschäft auftaucht, dann verstößt man aktiv gegen die Vorschriften“, sagte ein Sprecher der Kammer.
Die gegenwärtigen Kontrollen decken grundlegende Probleme auf, die in Barbershops weit verbreitet sind. Statistiken belegen, dass von 56 Betrieben, die seit 2010 aus dem Register gelöscht wurden, 29 im Friseurhandwerk zu finden sind. Somit ist der Friseurberuf besonders anfällig für Regelverstöße.
Mindestlohn und transparente Buchhaltung
Ein Sprecher des Hauptzollamts Ulm wies darauf hin, dass nicht alle Barbershops unter Generalverdacht stehen sollten; es gibt einige, die sich vorbildlich verhalten und faire Löhne zahlen. Dennoch seien die Tricks, die bei Lohnzahlungen angewendet werden, häufig. Dazu zählen falsche Abrechnungen von außergewöhnlich hohen Stunden oder die Auszahlung von Löhnen in bar – Methoden, die letztlich den Mindestlohn untergraben.
„Es klingt bürokratisch, aber ohne eine genaue Stundenaufzeichnung kann der Mindestlohn nicht korrekt ermittelt werden“, erklärt der Zollsprecher. Daher ist eine saubere Buchführung unverzichtbar. In der Gastronomie und Friseurbranche ist es jedoch schwierig, über den Mindestlohn hinaus zu zahlen, was die Anfälligkeit für Schwarzarbeit verstärkt.
Die Handwerkskammer führt regelmäßig Kontrollen durch, um sicherzustellen, dass ein ausgebildeter Meister im Betrieb anwesend ist. Verpasst der Meister mehrere Anrufe, wird eine eingehendere Überprüfung gestartet und ein Nachweis über die Erstattung von Gehältern verlangt. Kann dieser nicht erbracht werden, kann das zu einem Betriebsuntersagungsverfahren führen.
Für Verbraucher bietet die Kammer den Rat an, beim Besuch eines Friseursalons nach dem Meister zu fragen. Nur wenn dieser vor Ort ist, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Dienstleistung fachgerecht ausgeführt wird. All diese Entwicklungen unterstreichen die Wichtigkeit der Einhaltung von Vorschriften, um Transparenz und Fairness in der Branche zu sichern.
Mehr Informationen zu den Skandalen in der Friseur-Branche sind in einem aktuellen Artikel auf www.schwaebische.de zu finden.