Ein sommerlicher Abend in der Stadt Tuttlingen hätte wenig Anzeichen für ein gefährliches Vergehen geboten, bis ein Fahrzeug auf der Donaueschinger Straße mit schockierenden 216 km/h erfasst wurde. Dies geschah am 17. September um 20.45 Uhr, wo das Tempolimit auf 50 km/h festgelegt ist. Laut Benjamin Hirsch, dem Leiter des Fachbereichs Bürgerdienste und Bevölkerungsschutz, hat der Raser damit einen „traurigen Rekord“ aufgestellt, denn solch hohe Geschwindigkeiten waren im Stadtgebiet bislang unbekannt.
Besonders die Donaueschinger Straße, eine ehemalige Trasse der B 311, ist aufgrund ihrer Schnurgeraden und des reduzierten Verkehrsaufkommens in den Abendstunden zu einer beliebten Rennstrecke für Geschwindigkeitsliebhaber geworden. Lokale Anwohner haben wiederholt auf die Gefahren hingewiesen, die von den nächtlichen Rasern und ihren dröhnenden Motoren ausgehen. Diese häufigen „Raserrennen“ scheinen besonders nachts an Intensität zuzunehmen.
Technische Herausforderung bei der Verkehrsüberwachung
Obwohl der Fahrer mit einer extremen Geschwindigkeitsüberschreitung konfrontiert hätte werden müssen, bleibt der Vorfall ohne Konsequenzen. Ein Bußgeld von 850 Euro, zwei Punkte in Flensburg und ein drei Monate langes Fahrverbot wären die regulären Strafen für solch ein Vergehen. Allerdings ist der Fahrer unbekannt und wurde nicht durch einen mobilen oder festen Blitzer erfasst, sondern von einem statischen Verkehrsüberwachungsgerät, das normalerweise zur Verkehrsplanung dient.
Diese Geräte, auch bekannt als SDR traffic Seitenradarmesssysteme, sind nicht primär für die Bestrafung von Rasen gedacht, sondern sammeln Daten über das Verkehrsaufkommen und Geschwindigkeiten. Hirsch betont, dass die Stadt diese Daten nutzen wolle, um die Verkehrssituation zu analysieren und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen. Leider forderten die gesammelten Informationen nun die Notwendigkeit einer besseren Kontrolle auf der Donaueschinger Straße.
Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit
Um der Problematik gerecht zu werden, wurde kürzlich der mobile Blitzanhänger an der Donaueschinger Straße positioniert. Damit die Maßnahme effektiver werden kann, plant die Stadt Tuttlingen, ein weiteres, weniger auffälliges mobiles Messgerät einzusetzen. Hirsch erklärt, dass festsitzende Blitzer oft weniger effektiv sind, da Raser in der Regel nur im Auge des Blitzers langsamer fahren und danach sofort wieder beschleunigen.
Die CDU-Fraktion des Ortschaftsrats Möhringen nimmt ebenfalls Stellung zu diesem Thema und hat einen Antrag eingereicht. Sie fordert von der Stadt eine umfassende Prüfung von „verkehrsrechtlichen Maßnahmen“, um den Rasen und die damit verbundenen Risiken einzudämmen. Ihrer Ansicht nach haben sporadische Kontrollen wenig bis gar keinen Erfolg gezeigt.
Der Vorfall verdeutlicht die Herausforderungen der Verkehrsüberwachung in Stadtgebieten, in denen Tempolimits bei geringer Verkehrsdichte nicht eingehalten werden. Die Situation auf der Donaueschinger Straße wird in den kommenden Monaten vermutlich weiter im Fokus stehen, während die Stadt Tuttlingen nach Lösungen sucht, um insbesondere die nächtlichen Rasern Einhalt zu gebieten. Mehr zu diesem Thema bietet www.schwaebische.de.