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Eiszeitliche Jäger: Was uns ihre Zähne über Klimawandel lehren

Während der kältesten Periode der letzten Eiszeit, vor etwa 28.000 bis 14.700 Jahren, standen Jäger und Sammler in West- und Osteuropa vor dem Aussterben, was auf dramatische Klimaveränderungen hinweist und uns wichtige Lehren für den Umgang mit gegenwärtigen Umweltproblemen bietet.

Einblick in die Vorgeschichte | 18. August 2024

Wissenschaftler haben auf bedeutsame Weise die Resilienz prähistorischer Jäger und Sammler während der extremen Kälteperioden der letzten Eiszeit untersucht. Diese Funde, die sich auf menschliche Zähne aus dem eiszeitlichen Europa stützen, haben ergeben, dass die Bevölkerung in diesen herausfordernden Zeiten stark schrumpfte. Der Rückgang der Menschenzahl hat sowohl soziale als auch genetische Konsequenzen, die interessante Einblicke in die Anpassungsfähigkeit des Menschen an wechselnde Umweltbedingungen bieten.

Dank der unermüdlichen Arbeit von Forschern ist es ihnen gelungen, eine umfassende Studie zu erstellen, die in der angesehenen Zeitschrift «Science Advances» veröffentlicht wurde. Diese Untersuchung basiert auf bemerkenswerten Funden aus der Region West- und Osteuropa und wirft ein neues Licht auf unsere Kenntnisse über die Lebensweise dieser frühen Menschen.

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Forschung durch moderne Technologie

Die Ausgangsbasis der Forschung war ein neu entwickeltes Verfahren, das auf einem maschinellen Lernalgorithmus basiert. Hannes Rathmann, Studienleiter und Wissenschaftler am Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment der Universität Tübingen, erklärt, dass das Team mit anderen renommierten Universitäten zusammenarbeitete, um die Fossilienanalysen zu optimieren. Durch diese innovative Methode konnte das Team einen beeindruckenden Datensatz von 450 prähistorischen Individuen zusammenstellen, die zwischen 47.000 und 7.000 Jahren vor unserer Zeit lebten.

Ein entscheidender Faktor bei der Analyse war die Untersuchung der menschlichen Zähne. Zähne sind nicht nur das härteste Gewebe im menschlichen Körper, sondern auch die am häufigsten von Archäologen gefundenen Überreste. Rathmann hebt hervor, dass diese Zähne zahlreiche Informationen über die Populationen liefern, einschließlich ihrer genetischen Beziehungen und Vitalitätsmerkmale. Durch die Analyse von Variationen in der Zahnstruktur, wie der Anzahl und Form der Kronenhöcker, konnte ein tiefes Verständnis für die genetischen Verbindungen zwischen den Gemeinschaften erlangt werden.

Veränderungen in der genetischen Vernetzung

Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass es zwischen 47.000 und 28.000 Jahren eine dichte Vernetzung der Gemeinschaften in West- und Osteuropa gab. Dieses vernetzte Leben war wahrscheinlich das Ergebnis der offenen Steppenlandschaften, die den Menschen eine reichhaltige Nahrungsquelle boten, insbesondere durch die Anwesenheit großer Herden von Wildtieren. Diese Bedingungen erleichterten den Austausch von Individuen und Ideen, was für das Überleben von erheblicher Bedeutung war.

Doch dann kam die kalte Periode zwischen 28.000 und 14.700 Jahren, viel kälter als in der vorhergehenden Zeit. In dieser Phase stellte das Forschungsteam fest, dass alle genetischen Verbindungen zwischen den Regionen abbrachen. Diese Isolation führte zu einem dramatischen Rückgang der Population und einer besorgniserregenden Verringerung der genetischen Vielfalt. Der Verlust solcher Diversität könnte dazu beigetragen haben, dass sich die Gemeinschaften in ihrer Überlebensfähigkeit einschränkten, was während extremer klimatischer Bedingungen unbeabsichtigt problematisch war.

Glücklicherweise stiegen die Temperaturen wieder an, und mit dem Rückzug der Gletscher kamen neue Möglichkeiten für das Überleben und die Ausbreitung. Gruppen, die während der Kälteperioden isoliert waren, begannen erneut zu migrieren und ihre Bevölkerung wuchs wieder an, als die Vegetation zurückkehrte. Diese Dynamik könnte uns wertvolle Lektionen für die heutige Zeit anbieten, insbesondere hinsichtlich der Anpassungsfähigkeit und Vernetzung von Gemeinschaften.

Ein Blick in die Lehren der Vergangenheit

Abschließend lässt sich sagen, dass die Forschung nicht nur historische Fakten aufdeckt, sondern auch uns wichtige Lektionen für unsere gegenwärtigen Umweltprobleme lehrt. Hannes Rathmann führte aus: «Wir sollten dringend aus unserer Vergangenheit lernen, wenn wir den komplexen Umweltproblemen der Zukunft begegnen möchten.» Die Herausforderungen, die die Menschen damals bewältigen mussten, sind in vielerlei Hinsicht auch heute relevant. Der enge Zusammenhang von Klimawandel, Vernetzung und Überleben steht als Mahnmal für zukünftige Generationen, die vor ähnlichen Hürden stehen könnten.

Die Analyse der Fossilien hat nicht nur dazu beigetragen, die Entwicklung der Menschheit während der Eiszeit besser zu verstehen, sondern sie wirft auch Fragen zur Anpassungsfähigkeit des Menschen auf. Forscher haben herausgefunden, dass die Jäger und Sammler in der Lage waren, ihre Überlebensstrategien erheblich anzupassen, um den Herausforderungen der extremen klimatischen Veränderungen zu begegnen. Diese Anpassungsfähigkeit könnte ein wichtiger Faktor für das Überleben gewesen sein, was darauf hindeutet, dass der Mensch in der Lage war, umweltbedingte Herausforderungen durch Veränderung seines Lebensstils und seiner Nahrungsaufnahme zu bewältigen.

Zusätzlich zu den Herausforderungen, die durch die klimatischen Bedingungen entstanden, waren die Menschen in der Lage, soziale Netzwerke zu bilden, die ihnen halfen, Wissen und Ressourcen zu teilen. Diese sozialen Strukturen haben wahrscheinlich zur Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaften beigetragen und deren Überlebenschancen erhöht.

Anthropologische Bedeutung der Funde

Die Funde und die daraus gewonnenen Erkenntnisse haben weitreichende anthropologische Implikationen. Sie zeigen, dass die Anpassungsstrategien nicht nur auf individueller Ebene, sondern auch in einem größeren, gemeinschaftlichen Kontext fungierten. Die Vernetzung der verschiedenen Gruppen während der milderen Klimaperioden könnte das Überleben der Menschen in den kälteren Phasen entscheidend beeinflusst haben.

Ein weiterer bedeutender Punkt ist die Rolle der Migration. Wenn die Klimabedingungen günstiger wurden, verließen viele Gemeinschaften ihre vorherigen Lebensräume und suchten neue Gebiete auf, die reich an Ressourcen waren. Diese Wanderungen führten nicht nur zu einer Wiederbelebung der Populationen, sondern auch zu einem Austausch kultureller Praktiken und genetischer Vielfalt. Solche dynamischen Muster der Migration könnten die Grundlagen für die künftige Entwicklung von Gesellschaften in Europa gelegt haben.

Klimawandel und menschliche Resilienz

In einem größeren Kontext betrachtet, lassen die Ergebnisse der Studie Parallelen zu den heutigen Herausforderungen durch den globalen Klimawandel erkennen. Die Fähigkeit unserer Vorfahren, sich an drastische Veränderungen in ihrer Umwelt anzupassen, könnte wertvolle Lehren für die moderne Menschheit bieten. Angesichts der aktuellen globalen Erwärmung und ihrer Auswirkungen auf Ökosysteme und Gesellschaften wird die Erforschung von Anpassungsmechanismen vergangener Populationen an Bedeutung gewinnen.

Wissenschaftler und Klimaforscher wie die Anthropologin Dr. Sarah H. Schwartz betonen, dass das Verständnis, wie alte Gemeinschaften mit Klimawandel umgingen, uns helfen kann, Strategien für das Überleben in der heutigen Zeit zu entwickeln. „Die Geschichte zeigt, dass menschliche Gemeinschaften in der Vergangenheit oft flexibel und innovativ waren, um in wechselnden Umgebungen zu überleben,“ sagt Dr. Schwartz. Solche Einsichten sind entscheidend für die Entwicklung von Politiken und Strategien, die dazu beitragen, die Menschheit kollektiv resilienter gegenüber zukünftigen klimatischen Herausforderungen zu machen.

– NAG

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