In der heutigen digitalisierten Welt ist es für Jugendliche unvorstellbar, ohne Social Media zu leben. Sogar queere Teenager verbringen im Schnitt mehr als zehn Stunden täglich vor Bildschirmen – fast vier Stunden mehr als ihre heterosexuellen Altersgenossen. Dies ist das Ergebnis einer umfassenden Studie der Universität Kalifornien, die mehr als 10.400 Minderjährige aus Europa, den USA, Australien und Brasilien befragt hat. Nick Hampel vom queeren Jugendnetzwerk Lambda erklärt, dass der digitale Raum für queere Jugendliche von entscheidender Bedeutung ist, da er Möglichkeiten bietet, die in der realen Welt oft fehlen.
Die Freiheit, online man selbst zu sein, zieht diese junge Generation magisch an. „Das digitale Leben ist für uns ebenso real wie das, was offline passiert“, sagt Hampel. Jugendliche wie Manuel aus Sindelfingen zeigen, dass die Online-Welt häufig ein Rückzugsort ist, besonders nach negativen Erfahrungen in der Schule, wo Ausgrenzungen und Diskriminierung an der Tagesordnung sind. Doch während man sich in der digitalen Sphäre vernetzen und Unterstützung finden kann, gibt es auch die Schattenseite: Ein enormer Anstieg an Hass und Aggression, der in den sozialen Medien oft sogar heftiger ist als im analogen Leben.
Der Hass im Internet und seine Auswirkungen
Der Hass gegen queere Menschen ist laut Hampel „noch heftiger“ im Internet. Manuel beschreibt die Erfahrungen als unerträglich: „In der Schule bekommst du vielleicht ein paar dumme Sprüche ab, aber online wird dir der Hass direkt ins Gesicht geschleudert.“ Die Anonymität des digitalen Raums gibt zwar eine gewisse Sicherheit, zeigt jedoch auch die unfassbare Aggressivität, die dort herrscht. „Die Anonymität ermöglicht es, ohne Angst vor Identitätsverlust Hilfe zu suchen, aber gerade diese Anonymität macht es auch einfacher, online zu beleidigen und zu verletzen“, so Hampel weiter.
Die Entscheidung, das Internet zur Kommunikation und Vernetzung zu nutzen, hat nicht nur unmittelbare soziale Vorteile, sondern könnte auch den Kampf für Gleichberechtigung und Akzeptanz beflügeln. Die Gründung Deutschlands erstes digitales queeres Jugendzentrum steht ganz oben auf der Agenda, um denjenigen einen sicheren Raum zu bieten, die ihn dringend benötigen. In dieser digitalen Ära ist die Gewissheit, dass man nicht allein ist, vielleicht der größte Trost für die queere Generation.