In der Stadthalle von Sigmaringen fand kürzlich eine entscheidende Vollversammlung aller Pfarrgemeinderäte statt. Rund 160 Vertreter waren anwesend, um über die Gründung der neuen Pfarrei Herz Jesu Sigmaringen zu entscheiden. Die Abstimmung erfolgte geheim, und die Mehrheit sprach sich für die Gründungsvereinbarung aus, die Teil eines umfassenden Umstrukturierungsprojekts ist.
Dieses Projekt hat seinen Ursprung vor drei Jahren, als der Wunsch nach einer Neugestaltung der Seelsorgeeinheiten im Erzbistum Freiburg laut wurde. Der Dekan Stefan Schmid und der designierte Referent Frank Scheifers begleiteten die Versammlung mit einem geistlichen Impuls und stellten das ehrgeizige Vorhaben vor. Es handelt sich um die Zusammenlegung mehrerer Kirchengemeinden, darunter bekannte wie die Benediktiner Beuron und die Gemeinden in Gammertingen oder Meßkirch.
Hintergründe der Umstrukturierung
Frank Scheifers stellte dabei einige interessante Informationen vor. Im Landkreis Sigmaringen sind mehr als die Hälfte der Einwohner, genauer gesagt 53 Prozent, katholisch. Die neue Pfarrei wird somit eine Gemeinschaft von etwa 60.000 Katholiken umfassen. Zudem sind rund 4.500 Ehrenamtliche aktiv, die mit den Kirchen eine Vielzahl an Bildungs- und Freizeiteinrichtungen, wie Büchereien und Kindergärten, betreuen. „Wenn die katholische Kirche eine Woche alles dicht macht, sieht es schlecht aus im Landkreis“, stellte Scheifers klar.
Das Konzept der neuen Pfarrei ist nicht ein Produkt einzelner Personen, sondern entstand in einem partizipativen Prozess, an dem viele lokale Koordinatoren sowie eine Steuerungsgruppe beteiligt waren. Die Gründungsvereinbarung formuliert sechs zentrale Ziele, die den Zugang für alle Menschen sichern, Hilfestellung in unterschiedlichen Lebenslagen bieten und die christliche Kultur fördern sollen. Ein bedeutendes Anliegen ist auch die Bewahrung der Schöpfung.
Zukünftig wird es vier Knotenpunkte als pastorale Zentren geben: in Gammertingen, Pfullendorf, Meßkirch und Sigmaringen. Dort sollen verlässliche Ansprechpartner bereitstehen, um den Menschen in der Region zur Seite zu stehen. Dekan Schmid wies auch auf die Herausforderungen hin, die die katholische Kirche in den kommenden Jahren erwarten – etwa die Tatsache, dass bis 2030 voraussichtlich nur noch fünf Priester zur Verfügung stehen werden. Die Versammlung stellte zudem fest, dass jede Seelsorgeeinheit eine Mehrheit für die Vereinbarung benötigte, was letztlich zu der einhelligen Zustimmung führte.