In der ruhigen Gemeinde Schonach, hoch im Schwarzwald, entdecken Besucher zwei besondere Tage der „Gläsernen Produktion“ am 25. und 28. September. Diese Initiative ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen eines örtlichen Bauernhofs, der auf einer bemerkenswerten Höhe von über 1000 Metern betrieben wird. Dies wirft die Frage auf, welche Herausforderungen sich für die Landwirte in solch einer anspruchsvollen Umgebung ergeben.
Der Hummelhof, der von Manuela und Günter Hummel geleitet wird, ist ein Beispiel für einen Nebenerwerbsbetrieb, der sich in diese anspruchsvolle Landschaft integriert hat. Die Hummels halten Freilandputen und Rinder, die direkt vermarktet werden. Diese Form der Landwirtschaft ermöglicht es, eine enge Verbindung zwischen Erzeuger und Konsument herzustellen, was in der heutigen Zeit immer wichtiger wird.
Besuch der örtlichen Erzeugnisse
An beiden Tagen der Veranstaltung können Interessierte von 14 bis 17.30 Uhr an der Bauerngartenroute teilnehmen. Es ist keine vorherige Anmeldung erforderlich, was die Teilnahme noch einfacher macht. Besonders spannend wird es für die Besucher, die mehr über die bäuerliche Gastronomie erfahren wollen, die im umgebauten Kuhstall des Hummelhauses untergebracht ist. Hier können die Gäste bei einem Bauernhofbrunch oder einem Bauernhoffrühstück, einmal im Monat wechselnd angeboten, eine Vielzahl von überwiegend eigenen Produkten oder regionalen Spezialitäten genießen. Diese kulinarischen Angebote stellen nicht nur die Vielfalt der Landwirtschaft dar, sondern fördern auch den lokalen Zusammenhalt.
Die Exkursion durch den Bauernwald steht ebenso im Fokus und beginnt jeweils um 14 Uhr. Der Weg, der etwa 1,5 Kilometer lang ist, erfordert festes Schuhwerk, da das Terrain nicht nur abwechslungsreich, sondern auch herausfordernd sein kann. Auf dieser Wanderung erhalten die Teilnehmer Informationen über die Waldbewirtschaftung und den Borkenkäfer, ein Problem, das viele Waldgebiete in Deutschland betrifft. Durch diese Führungen wird deutlich, wie wichtig der Wald für die lokale Landwirtschaft und die gesamte Ökologie ist.
Wer die Wanderung nicht teilnehmen möchte, kann ab 15 Uhr auf dem Hof beim offenen Gartennachmittag bereit stehen. Hier gibt Manuela Hummel ihre umfangreichen Gärtnerkenntnisse weiter. Um 15.30 Uhr führt Günter Hummel die Gäste über sein Anwesen und stellt die Nischen in der Landwirtschaft vor, die durch die Putenhaltung im Freiland repräsentiert werden. Diese Einblicke helfen, ein besseres Verständnis für die Herausforderungen und Freuden einer kleinbäuerlichen Landwirtschaft zu gewinnen.
Das Programm endet traditionell mit einer geselligen Kaffeepause, in der die Besucher bei Kaffee und Kuchen entspannen können. Die Veranstaltung findet im Rahmen der landesweiten Aktion „Gläserne Produktion“ in Kooperation mit dem Amt und der Fachschule für Landwirtschaft des Landratsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis statt. Die Kosten sind mit 15 Euro für die Exkursion und Hofführung und 3 Euro jeweils für die Garten- und Hofführung erschwinglich, was die Teilnahme an diesem besonderen Erlebnis auch für Familien attraktiv macht.
Einblicke in die Landwirtschaft der Zukunft
Die Veranstaltung zeigt eindrucksvoll, wie die Landwirtschaft im Schwarzwald nicht nur eine wirtschaftliche Tätigkeit, sondern auch ein lebenswerter Teil der Gemeinschaft ist. Solche Einblicke könnten in Zukunft zu einem stärkeren Bewusstsein für nachhaltige Landwirtschaft und lokale Produkte führen. Besonders in der heutigen Zeit, in der globale Lieferketten oft in der Kritik stehen, ist der lokale Bezug relevanter denn je. Die Hummels laden die Menschen ein, sich aktiv mit einer wichtigen Säule unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen, und bieten damit einen inspirierenden Blick auf die Herausforderungen und Chancen in der Landwirtschaft. Wenn Sie das nächste Mal durch den Schwarzwald fahren, denken Sie daran, dass hinter jedem Teller auch eine Geschichte steckt – eine Geschichte von Fleiß, Hingabe und Verbundenheit mit der Natur.
Die „Gläserne Produktion“ ist eine Initiative, die darauf abzielt, den Menschen einen direkten Einblick in die landwirtschaftliche Produktion zu geben. Diese Veranstaltungen sind nicht nur für Interessierte, die mehr über die Herkunft ihrer Lebensmittel erfahren möchten, wichtig, sondern fördern auch das Bewusstsein für regional erzeugte Produkte. Solche Formate unterstützen insbesondere die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe, die sich den Herausforderungen des Marktes stellen müssen.
Der Hummelhof ist ein Beispiel für das Engagement von Landwirten, die innovative Wege finden, um ihre Betriebe nachhaltig zu führen. In den letzten Jahren haben viele kleine Landwirtschaftsbetriebe in Deutschland ähnliche Programme ins Leben gerufen, um die direkte Verbindung zwischen Verbrauchern und Produzenten zu stärken. Durch den Fokus auf regionale Produkte und die Förderung von Erlebnismarketing gelingt es ihnen, sich im Wettbewerb mit größeren Agrarbetrieben zu behaupten.
Nachhaltigkeit und Herausforderungen in der Landwirtschaft
Die vom Hummelhof praktizierte Freilandhaltung ist ein Teilansatz der nachhaltigen Landwirtschaft. Hierbei kommt der artgerechten Tierhaltung eine zentrale Bedeutung zu. Laut dem Statistischen Bundesamt lebten im Jahr 2020 in Deutschland knapp 40 % der Nutztiere unter konventionellen Haltungsbedingungen, während 30 % in ökologischen Betrieben untergebracht sind. Freilandhaltung und regionale Vermarktung sind Wege, um nicht nur die Lebensbedingungen der Tiere zu verbessern, sondern auch die Umweltbelastung zu minimieren.
Dennoch stehen Landwirte, insbesondere im Nebenerwerb, vor zahlreichen Herausforderungen. Hohe Produktionskosten, schwankende Marktpreise und stringentere gesetzliche Vorgaben stellen zusätzliche Belastungen dar. Der Borkenkäfer, auf den während der Waldführung hingewiesen wird, ist ein weiteres drängendes Problem. Laut einem Bericht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat der Borkenkäfer in den letzten Jahren große Waldflächen in Deutschland geschädigt, was wiederum die Forstwirtschaft und die Biodiversität gefährdet.
Regionale Wirtschaft und gemeinschaftliches Engagement
Das Veranstaltungsformat der „Gläsernen Produktion“ fördert nicht nur das Bewusstsein für nachhaltige Landwirtschaft, sondern auch die Unterstützung der lokalen Wirtschaft. Bei Veranstaltungen wie dem Bauernhofbrunch wird die Bedeutung regionaler Produkte unterstrichen: Besucher können frische, unverarbeitete Lebensmittel genießen und lernen so die Hintergründe der Lebensmittelproduktion kennen. Dies trägt zur Stärkung der regionalen Wertschöpfungskette bei.
Zusätzlich wird durch solche Initiativen die soziale Interaktion innerhalb der Gemeinde gefördert. Landwirte können persönliche Beziehungen zu ihren Kunden aufbauen, was zu einer höheren Kundenzufriedenheit und Loyalität führt. Der Hummelhof und ähnliche Betriebe zeigen, wie durch gemeinschaftliches Engagement eine positive Entwicklung in der Landwirtschaft gefördert werden kann.
– NAG