Rems-Murr-Kreis

Wieslauftalbahn: Massive Schäden nach Unwetter – Wiederinbetriebnahme ungewiss

Im Juni kam es zu verheerenden Unwetterschäden an der Wieslauftalbahn, die die örtliche Infrastruktur erheblich beeinträchtigten. Laut den ersten Gutachten sind die Ausmaße der Schäden erschreckend: Ein Drittel der 11,5 Kilometer langen Strecke zwischen Rudersberg und Schorndorf ist tiefgreifend betroffen. Landrat Richard Sigel teilte beim Sommergespräch zum öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Rems-Murr-Kreis mit, dass die finanziellen Folgen der Starkregen- und Überschwemmungsereignisse auf mindestens 20 Millionen Euro geschätzt werden. Diese Summe umfasst Schäden an den Fahrzeugen, der Infrastruktur sowie den Fahrzeughallen der Wieslauftalbahn.

Trotz der ernsthaften Lage gibt es positive Nachrichten. Das Land Baden-Württemberg hat signalisiert, dass es bereit ist, sich finanziell an den Wiederinstandsetzungsarbeiten zu beteiligen. Es wurde zugesagt, dass die Landesregierung 75 Prozent der Kosten übernehmen möchte, die über die limitierte Versicherungssumme von 20 Millionen Euro hinausgehen. Die bestehenden Versicherungen sind in derartigen Fällen oft nur begrenzt oder bedingt leistungsfähig, was die Sanierungsarbeiten zusätzlich kompliziert.

Anhaltende Schäden und Reparaturbedarf

Die genaue Schadenshöhe ist noch unklar, da sich die Gutachten noch in der Erarbeitung befinden. Durch die schweren Regenfälle sind im Gleisbereich weitreichende Schäden zu verzeichnen: An vielen Stellen fehlt der Schotter, und die Gleisbettstrukturen sind durch die Wassermassen stark erodiert. Berichtet wird auch von massiven Verunreinigungen wie verschlammten Kabelschächten und in den Boden gesickertem Öl. Der Zustand der beiden noch nicht als Totalschaden eingestuften Fahrzeuge bleibt ebenfalls abzuwarten.

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Die Spuren der Naturkatastrophe sind nach wie vor sichtbar. Experten des Beratungsunternehmens Drees & Sommer haben festgestellt, dass über ein Drittel der Bahnstrecke gravierend beschädigt ist. Betonschwellen sind freigelegt, und in vielen Bereichen können Passanten unter den Gleisen hindurchsehen. Besondere Vorsicht ist geboten, da die Züge derzeit nicht fahren können – die Verbindung zwischen Rudersberg und Schorndorf ist gänzlich eingestellt.

Inzwischen hat die Bahn jedoch einen Schienenersatzverkehr initiiert, der wenigstens in den letzten Wochen nach dem Hochwasser gut funktioniert hat. Dieses zielgerichtete Handeln konnte die Mobilität der Anwohner etwas stabilisieren, während die Regulierungsbehörden an einem langfristigen Plan zur Wiederherstellung der normalen Zugverbindungen arbeiten.

Finanzielle Unsicherheiten meistern

Die Diskussionen über die finanziellen Aspekte der Wiederherstellung sind äußerst angespannt. So äußerte Schorndorfs Oberbürgermeister Bernd Hornikel vor einigen Wochen Bedenken hinsichtlich der hohen finanziellen Risiken. Angesichts der katastrophalen Auswirkungen auf seine Stadt war es für ihn untragbar, Verpflichtungen einzugehen, bevor eine zugesicherte Unterstützung durch Land und Bund geklärt ist. Diese Unsicherheiten scheinen jedoch mit der Zusage des Landes für die Reaktivierung des „Wiesels“ etwas gelindert worden zu sein. Landrat Sigel betonte die Dringlichkeit und die Bemühungen, schnellstmöglich mit dem Wiederaufbau zu beginnen.

Die Akquise geeigneter Baufirmen gestaltet sich jedoch als herausfordernd. Aufgrund anderer Großprojekte, wie der Riedbahnsanierung und Stuttgart 21, haben viele Firmen bereits ihre Kapazitäten verplant. Nichtsdestotrotz gibt es den klaren Willen, die Wiederinbetriebnahme der Wieselstrecke so schnell wie möglich voranzutreiben, wobei Richard Sigel bereits darauf hinweist, dass dies abschnittsweise geschehen könnte. Eine präzise zeitliche Prognose bleibt momentan allerdings offen.

Die Wieslauftalbahn hat eine lange Geschichte, die bis in das Jahr 1908 zurückreicht. Der Zweckverband Verkehrsverband Wieslauftalbahn wurde gegründet, um die Strecke wieder zu beleben, die in den 1980er-Jahren teilweise stillgelegt war. 1995 nahm die Württembergische Eisenbahngesellschaft (WEG) den Betrieb wieder auf, und seitdem spielt die Bahn eine wichtige Rolle im Nahverkehr für die Region.

– NAG

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