Rems-Murr-Kreis

Rems-Murr-Kreis: Baustopp trotz drängendem Wohnungsbedarf

Trotz eines dringenden Bedarfs an 2000 neuen Wohnungen pro Jahr im Rems-Murr-Kreis, der durch eine aktuelle Studie belegt wurde, stockt der Wohnungsbau aufgrund fehlender Renditen und hoher Baukosten unter der Leitung von Landrat Richard Sigel, was die Situation für Wohnungssuchende in der Region weiter verschärft.

Im Rems-Murr-Kreis herrscht eine angespanntes Wohnsituation, die in den letzten Monaten zunehmend an Dringlichkeit gewonnen hat. Trotz eines hohen Bedarfs an bezahlbarem Wohnraum stagniert der Bau neuer Wohnungen. Richard Sigel, der Landrat des Kreises, betont, dass die aktuelle Marktlage kaum Renditen für Bauinvestoren bringt und fordert daher bremsende Maßnahmen. Diese Dilemma ist nicht nur für sozial schwache Gruppen ein Problem, sondern betrifft auch Menschen mit gutem Einkommen, die Schwierigkeiten haben, geeignete Wohnungen zu finden.

Eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung des Pestel-Instituts bekräftigt diese düstere Lage: Bis zum Jahr 2028 sind im Rems-Murr-Kreis jährlich rund 2000 neue Wohnungen erforderlich, um die steigende Nachfrage zu decken. Tatsächlich fehlen derzeit im Kreis über 2590 Wohnungen. Matthias Günther vom Pestel-Institut erklärte, dass der Neubau essenziell sei, um das bestehende Defizit zu beheben. Die Verbandschefin des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel, Katharina Metzger, mahnt zudem an, dass bürokratische Hürden und hohe Baustandards gesenkt werden müssten, um den Wohnungsbau anzukurbeln.

Zahl der genehmigten Wohnungen im Rückgang

Die bundesweite Situation ist ebenfalls alarmierend. Laut Informationen des Statistischen Bundesamtes wurden im Juni dieses Jahres lediglich 17.600 neue Wohneinheiten genehmigt, was einem Rückgang um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Besonders ausgeprägt ist der Rückgang bei Einfamilienhäusern, wo fast ein Drittel weniger Baugenehmigungen erteilt wurden. Die Ursachen liegen in den stark gestiegenen Baukosten, teuren Finanzierungsoptionen und verschärften Energievorschriften, die gemeinsam eine beunruhigende Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt bedingen.

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Die Zahl der Wohnungsgenehmigungen in Baden-Württemberg hat im ersten Halbjahr 2023 einen dramatischen Rückgang erlebt. Nur etwa 3200 neue Wohnhäuser wurden genehmigt, was einem Rückgang von 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Insbesondere das Bauhandwerk leidet stark unter dem Auftragsmangel: Der Landesverband Bauwirtschaft berichtet von einem Umsatzrückgang von über 14 Prozent in diesem Jahr. Die Zahl der Bauunternehmen ist im ersten Halbjahr um sechs Prozent gesunken. Skeptiker befürchten, dass sich die Situation noch weiter verschärfen könnte, wenn nicht bald Lösungen gefunden werden.

Strategien zur Schaffung von Wohnraum

Im Rems-Murr-Kreis bleibt die Hoffnung, dass die kreiseigene Wohnungsbaugesellschaft, die Kreisbau, noch bis 2027 500 bezahlbare Mietwohnungen realisieren kann. Dennoch ist die Situation kompliziert. Der oberste Verantwortliche der Kreisbau, Dirk Braune, hatte erklärt, dass die Mietpreise gegenwärtig so hoch sind, dass man Mieten von über 20 Euro pro Quadratmeter verlangen müsse, um die Projekte rentabel zu gestalten. Landrat Sigel ist sich dessen bewusst und führt aus, dass der Kreis weiterhin daran arbeiten werde, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, benötigt jedoch auch die Unterstützung privater Investoren. „Wir können das nicht alleine leisten“, sagt Sigel, der die Verantwortung klarer verteilt sieht.

Trotz aller Herausforderungen hat der Rems-Murr-Kreis einen Strategieprozess in Gang gesetzt, um die Situation nachhaltig zu verbessern. Angesichts der rasch wachsenden Nachfrage wird es wichtig sein, sowohl öffentliche als auch private Akteure an einen Tisch zu bringen und gemeinsam Lösungen auszuarbeiten. Ohne eine enge Kooperation aller Beteiligten bleibt die Schaffung neuen Wohnraums eine herausfordernde, aber entscheidende Aufgabe für die Region.

– NAG

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