Eine Fachtagung im Kreismedienzentrum Waiblingen beschäftigte sich mit der digitalen Inklusion und den Herausforderungen, die Menschen mit Behinderungen in der Nutzung digitaler Anwendungen begegnen. Unter dem Motto „Digital und barrierefrei durch den Rems-Murr-Kreis“ haben Vertreter aus verschiedensten Bereichen, darunter Fachleute aus Behinderteneinrichtungen, Behördenvertreter und Interessierte, an diesem Aktions-Tag zusammengefunden, um über Barrieren und deren Abbau zu diskutieren.
Besonders beeindruckend war der Vortrag von Andreas Feuerecker, der bei der Nikolauspflege arbeitet, einem Anbieter, der sich auf die Unterstützung von Menschen mit Sehbehinderung spezialisiert hat. Er schilderte seine Erfahrungen mit der digitalen Welt, die durch innovative Anwendungen wie „Notes on Blindness“ erweitert wird, einer App, die auf einem Audiotagebuch des blinden Autors John Hull basiert. Dies verdeutlichte nicht nur die technischen Möglichkeiten, sondern auch die Notwendigkeit, diese Technologien für alle zugänglich zu machen.
Barrierefreiheit im digitalen Raum
Der Tag wurde von Thomas Heine vom Landeskompetenzzentrum Pflege und Digitalisierung eingeleitet, der die Wichtigkeit des Themas hervorhob. „Das Ziel ist es, Barrieren abzubauen, Akteure zusammenzubringen und erlebbar zu machen“, erklärte er. Diese Aussage unterstreicht den Ansatz der Verantwortlichen, nicht nur physische Hindernisse, sondern auch digitale Zugangsprobleme zu identifizieren und zu beheben. Amanda Breckner vom Landesministerium für Soziales ergänzte, dass das Bewusstsein für diese Barrieren der erste Schritt sei, um allen Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, den Zugang zur digitalen Welt zu ermöglichen.
Ein weiterer zentraler Punkt war das Projekt, welches in Zusammenarbeit mit der Hochschule der Medien Stuttgart entwickelt wurde. Julian Schulte, verantwortlich für Schulungen im Umgang mit iPads bei der Diakonie Kork, berichtete von einem Angebot, das Erklärvideos in einfacher Sprache umfasst. Dieses Projekt kommt insbesondere den Mitarbeitenden und Klienten der Einrichtung zugute. Das Lernen über digitale Hilfsmittel ist eine wichtige Voraussetzung für eine bessere Inklusion von Menschen mit Handicap.
Ein spannender Aspekt der Tagung war die Diskussion über das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), das im kommenden Jahr in Kraft treten wird. Tobias Ableitner, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kompetenzzentrum für Digitale Barrierefreiheit der Hochschule der Medien, erklärte, dass dieses Gesetz Unternehmen dazu verpflichtet, allen Menschen einen einfachen Zugang zu ihren Produkten und Dienstleistungen zu ermöglichen. Damit wird ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der dringend nötig ist, um inklusives Handeln zu fördern.
Praktische Anwendungen und Telemedizin
Das Interesse der Teilnehmenden wurde durch verschiedene praktische Demonstrationen geweckt. Die Tagung bot die Gelegenheit, innovative assistive Systeme auszuprobieren, darunter Technologien zur bewegungs- oder sprachgesteuerten Bedienung. Diese Simulationen ermöglichten es den Teilnehmern, ein besseres Verständnis für die Herausforderungen zu entwickeln, mit denen Menschen mit Behinderungen täglich konfrontiert sind.
Ein Highlight war der Digital-Health-Truck, der vom Gesundheitsministerium finanziert wurde. In diesem mobilen Schauraum wurden verschiedene digitale Anwendungen im Gesundheitswesen vorgestellt, von Selbstuntersuchungssets über Mini-EKGs bis hin zu innovativen Telemedizin-Angeboten. Auch Themen wie elektronische Patientenakten und E-Rezepte wurden erläutert und visualisiert, was die Reichweite der digitalen Gesundheitsangebote demonstrierte.
Die Fachtagung bot somit nicht nur eine Plattform zum Austausch von Ideen, sondern machte auch deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit von unterschiedlichsten Akteuren ist, um Barrieren abzubauen und digitale Technologien für alle nutzbar zu machen. Thomas Heine fasste das Ergebnis der Diskussionen treffend zusammen: „Die Digitalisierung wird sicherlich nicht die Welt retten, aber sie kann als Werkzeug an der richtigen Stelle von großem Nutzen sein, wenn sie zugänglich bleibt.“
Für detaillierte Informationen über die Themen der Fachtagung und die besprochenen Inhalte, siehe den Bericht auf www.stuttgarter-zeitung.de.
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