In der heutigen Gesellschaft wird das Thema Gewalt gegen Rettungskräfte zunehmend in den Vordergrund gerückt. Ein besonders eindringlicher Verteter dieser Problematik ist der Notarzt Peter Lessing, der an der Oberschwabenklinik in Ravensburg tätig ist. Er hat nicht nur die Pflicht, Menschenleben zu retten, sondern muss sich auch immer wieder der Frage stellen, wie er in Extremsituationen mit Respektlosigkeit und sogar Aggression umgehen kann.
Ein erschreckendes Phänomen
Lessings Erfahrungen sind alarmierend: Regelmäßig sind Sanitäter und Notärzte verbalen wie körperlichen Übergriffen ausgesetzt. „Es hat sich angefühlt, als ob jemand mit einem Messer zugestochen hat“, erinnert er sich an einen besonders brutalen Vorfall, als er nach einem Einsatz k.o. geschlagen wurde. Der Vorfall, der in der Nacht zum 1. Mai vor vielen Jahren geschah, war nicht der erste, aber sicherlich einer der heftigsten. Solche Erlebnisse stellen nicht nur die physische, sondern auch die psychische Gesundheit der Rettungskräfte auf die Probe.
Empathie im Fokus
Die Bedeutung eines respektvollen Umgangs mit Notärzten und Rettungskräften ist essenziell. Lessing betont, dass die Gesellschaft zunehmend gewalttätiger gegenüber Menschen wird, die in schwierigen Situationen Hilfe leisten. „Es geht nur noch um das persönliche Schneller, Höher und Weiter. Manche verlieren sich darin“, sagt Lessing. Diese Veränderungen erfordern ein Umdenken in der Gesellschaft und einen Neubewertung der Werte, die wir miteinander teilen.
Aufklärung und Sensibilisierung
Um das Bewusstsein für die Herausforderungen in diesem Bereich zu schärfen, ist Lessing auch Teil der Initiative „Der Mensch dahinter“. Diese Aktion, die in der Schwäbisch Media stattfindet, sensibilisiert die Öffentlichkeit für die schwierigen Arbeitsbedingungen von Rettungskräften, Busfahrern, Polizisten und anderen Berufsgruppen, die oft Gewalt erleben müssen. Die begleitende Ausstellung wird ab dem 11. September für vier Wochen im Medienhaus der „Schwäbischen Zeitung“ in Ravensburg zu sehen sein.
Gespräch und Austausch
Ein zentraler Bestandteil der Initiative ist ein öffentlicher Talk, der am 11. September von 18.30 bis 21 Uhr im Medienhaus stattfinden wird. Peter Lessing erhofft sich von der Veranstaltung nicht nur Informationen über die Gewalt gegen Rettungskräfte zu verbreiten, sondern auch Raum für Gespräche und den Austausch von Erfahrungen zu schaffen. „Ich möchte, dass das in die Köpfe der Menschen kommt und Verständnis weckt“, sagt er.
Die Notwendigkeit des Wandels
Die Gewalterfahrungen, die Peter Lessing und seine Kollegen erleiden, werfen ein Licht auf eine tiefere gesellschaftliche Frage: Wie gehen wir miteinander um, insbesondere in Stresssituationen? Die Zunahme von Respektlosigkeit gegenüber Rettungskräften erfordert ein dringendes Umdenken und eine Rückbesinnung auf mehr Empathie im Alltag. Nur durch kollektive Anstrengungen und offene Diskussionen kann ein sicherer und respektvoller Umgang in unserer Gesellschaft gefördert werden.
– NAG