Der Wohnmobil-Hersteller Hymer, ansässig in Bad Waldsee, befindet sich in einem heftigen Konflikt mit seinem Betriebsrat, nachdem das Gehalt von Betriebsratschef Janusz Eichendorff und einem weiteren Mitglied des Gremiums einseitig um fast 50 Prozent gekürzt wurde. Diese drastische Maßnahme wurde von Hymer mit einem Urteil des Bundesgerichtshofs begründet, das besagt, dass überhöhte Gehälter für freigestellte Betriebsräte möglicherweise der Untreue gleichkommen. Dennoch weist die IG Metall, vertreten durch Frederic Striegler, die Argumentation entschieden zurück und sieht in den Kürzungen einen Versuch, unbequeme Betriebsräte loszuwerden, wie die Schwäbische Zeitung berichtet.
Kampflage vor Gericht
Das Landesarbeitsgericht in Stuttgart beschäftigt sich nun mit diesem brisanten Fall, der in zweiter Instanz verhandelt wird. Hymer hat gegen ein erstes Urteil des Arbeitsgerichts Ravensburg Berufung eingelegt, das den Betriebsräten recht gegeben hatte. Der Betriebsratsvorsitzende und ein weiteres Mitglied wollten die Gehaltskürzungen nicht akzeptieren und klagten erfolgreich. Der andere Betriebsrat wird zu einem späteren Zeitpunkt verhandelt, da er aktuell erkrankt ist, wie SWR berichtet.
Die Situation hat sich seit der Übernahme von Hymer durch den US-Konzern Thor Industries in 2019 merklich verschärft. Die IG Metall vermutet, dass die Kürzungen als Strategie genutzt werden, um den Betriebsrat "finanziell ausbluten zu lassen", und um einen möglichen Aufhebungsvertrag für Eichendorff durchzusetzen. Hymer hingegen verteidigt sich, indem sie auf die Komplexität der Vergütung von Betriebsräten hinweist und erklärt, dass das Unternehmen eine rechtskonforme Lösung anstrebe. Bis zur entscheidenden Verhandlung im November bleibt abzuwarten, wie dieser erbitterte Streit ausgehen wird.
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