In einem dramatischen Schritt gegen den akuten Fachkräftemangel in der frühkindlichen Bildung haben 49 mutige Quereinsteiger, darunter vier Männer, ihre alten Jobs gekündigt! Diese entschlossenen Personen haben sich für den neuen Bildungsgang „Direkteinstieg Kita“ entschieden, der sie in nur 23 Monaten zu Fachkräften ausbildet. Die Geschwister-Scholl-Schule in Leutkirch und die Edith-Stein-Schule in Ravensburg sind die ersten Schulen, die diese Ausbildung anbieten. Mathias Auch, Leiter der Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg, verkündete stolz die Zahlen bei einem Pressegespräch.
„Das sind 49 konkrete Beiträge gegen den Fachkräftemangel“, erklärte Auch. Rund 40 Prozent der Teilnehmer hatten bereits Erfahrung im Erziehungs- oder Betreuungsbereich, jedoch nicht als Fachkräfte. Zu den Quereinsteigern zählen auch Menschen, die aus der Arbeitslosigkeit kommen, sowie Berufstätige, die sich neu orientieren wollen. Unter ihnen sind Melanie Roos aus Leutkirch und Petra Krane-Lehmann aus Wangen, die beide ihre langjährigen Jobs in der Industrie und im Einzelhandel aufgegeben haben, um einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen.
Ein neuer Weg mit Perspektive
Roos, die 15 Jahre in der Industrie arbeitete, fühlte sich bereit für eine Veränderung, aber eine traditionelle Ausbildung war für sie nicht machbar. „Die Ausbildung zur Kita-Fachkraft kann ich in Teilzeit mit 80 Prozent machen und erhalte einen normalen Verdienst von etwa 2.840 Euro“, so Roos. Innerhalb von nur zwei Monaten entschied sie sich, ihren alten Job aufzugeben. Auch Krane-Lehmann, die 17 Jahre im Einzelhandel tätig war, hat den Schritt gewagt, um mit 45 Jahren neu zu starten. „Die Coronazeit hat mir die Sinnhaftigkeit meines Jobs vor Augen geführt“, erzählt sie.
Die Teilnehmer des Programms bringen nicht nur Lebenserfahrung mit, sondern profitieren auch von einem Ausbildungsplan, der Zeit für das Lernen zu Hause vorsieht. „Fast alle von uns haben selbst Kinder großgezogen“, betont Krane-Lehmann. Auch die Agentur für Arbeit sieht in diesem Bildungsgang eine Chance, die rückläufigen Schülerzahlen in der klassischen Erzieherausbildung auszugleichen und plant, diesen Bildungsgang dauerhaft in der Region zu etablieren.