In der Ravensburger Weststadt, einem Stadtteil, der nach dem Zweiten Weltkrieg in Rekordzeit entstand, zeigt sich ein besorgniserregendes Bild: Der Mittelöschplatz, einst ein blühendes Nahversorgungszentrum für rund 10.000 Einwohner, ist mittlerweile ein trostloser Ort. Trotz der ansässigen Geschäfte wie Bäckereien, einer Apotheke und einem Pizzaladen, klagen Händler über sinkende Besucherzahlen. Der Wochenmarkt, der jeden Donnerstag stattfindet, hat mit einer spürbaren Kundenflaute zu kämpfen, wie Stadtrat Rolf Engler berichtet.
An einem nebligen, kalten Morgen wirkt der Platz nahezu verlassen. Massive Asphaltflächen und marode Kinderspielzeuge prägen das triste Gesamtbild. Die einst lebendige Atmosphäre ist einem Gefühl der Verlassenheit gewichen; das Bürgerbüro hat vor drei Jahren geschlossen, und die meisten Geschäfte schließen spätestens um 18 Uhr. Engler fordert dringend die Schaffung von Orten, die die Menschen auch abends anziehen, denn die alte Kegelbahn ist längst Geschichte.
Händler in der Krise
Eines der verbliebenen Geschäfte, die „Kartoffel“, wird bald nur noch an drei Tagen in der Woche öffnen. Geschäftsführer berichtet, dass vor allem Senioren den Laden frequentieren, um bei einer Tasse Kaffee Gesellschaft zu finden. „Ich habe die Sorge, dass immer mehr Händler aussteigen“, warnt Engler und zeigt auf die leerstehenden Geschäfte im hinteren Bereich des Platzes.
Die Stadtverwaltung steht in der Kritik, nicht genug für die Belebung des Mittelöschplatzes zu tun. Engler bemängelt, dass seit der Ankündigung von Bürgermeister Dirk Bastin, den Platz aufzuwerten, nichts geschehen ist. Er fordert eine attraktivere Gestaltung, Unterstützung für die Händler und einen Bürgertreff, um den sozialen Austausch zu fördern und die Lebensqualität zu steigern.
Grüne fordern Quartiersmanagement
Auch die Grünen im Ravensburger Gemeinderat haben sich für ein Quartiersmanagement ausgesprochen. Fraktionschef Ozan Önder betont, dass die Weststadt ein heterogenes Quartier ist, in dem viele ältere Menschen und Bewohner unterschiedlicher Nationalitäten leben. Ein gezieltes Management könnte helfen, die sozialen Strukturen zu stärken und den Mittelöschplatz als kulturelles Zentrum zu aktivieren.
„Es muss was passieren“, sagt Engler. „Hier sieht es trostlos aus, wer will denn da hin?“ Ein neuer Kinderspielplatz könnte der erste Schritt sein, um mehr Leben auf den Mittelöschplatz zu bringen.
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