Ein Stück Ravensburger Kulturgeschichte geht zu Ende! Das „Tres Amigos“ in der Schussenstraße, bekannt für seine lebendige Atmosphäre und langen Öffnungszeiten, schließt seine Türen nach fast 30 Jahren und soll abgerissen werden. Der legendäre Treffpunkt für Nachtschwärmer, der einst die Nacht zum Tag machte, ist jetzt zum Stillstand gekommen.
Die Anfänge des „Tres Amigos“ reichen zurück ins Jahr 1995, als drei Betriebswirtschaftsstudenten das damalige „Bierbar“ übernahmen. Durch ihren innovativen Ansatz verwandelten sie den Ort rasch in eine beliebte Latino-Kneipe. Samer El-Oraby, einer der Gründer, blieb nach anfänglicher Planlosigkeit sogar zwölf Jahre lang und machte das „Tres“ zum Hotspot für Salsa-Partys und spanische Tapas. „Es war für mich nicht schwierig, Heidelberg und Mannheim den Rücken zu kehren“, sagt El-Oraby, der eine loyale Fangemeinde unter den Besuchern für sich gewinnen konnte.
Die Ära der „Mama“ und der schleichende Verfall
Aber nicht nur El-Oraby prägte das Lokal. Ab 2011 übernahm Miquelina Stadel, die von vielen Gästen liebevoll „Mama“ genannt wurde, das Ruder und empfing vor allem eine jüngere Klientel. „Ich habe immer auf alle aufgepasst“, erinnert sie sich. Doch in der letzten Zeit brachte der fehlende Kneipentrubel und rückläufige Besucherzahlen auch diese Ära zum Erliegen. Stadel beendete ihren Betrieb. „Ich fühle mich halb leer“, so die 65-Jährige, die sich nun der Rente zuneigt.
Jetzt, da das „Tres Amigos“ geschlossen ist, plant die Bürgerliches Brauhaus Ravensburg-Lindau AG, das geliebte Gasthaus abzureißen und Wohnraum zu schaffen. Vorstand Lorenz Schlechter bestätigte, dass eine Bauvoranfrage bereits gestellt wurde. Während im Innenteil des „Tres Amigos“ die Gläser noch in den Regalen stehen, zeigt die Außenansicht nur noch verlassene Räume. Auch die Zukunft des angrenzenden „Zapatas“-Restaurants bleibt ungewiss. Die Stadtverwaltung möchte jedoch den Charakter des Viertels bewahren und schützt das angrenzende Biergarten-Gelände im Rahmen einer Erhaltungssatzung. Damit wird ein weiteres Kapitel der Ravensburger Kneipenkultur stillgeschlossen.
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