Wilfried Leuter, ein frustrierter Landwirt aus Brenden bei Wolfegg, steht bis zu den Knöcheln im Wasser, während seine Wiese am Waldrand in ein überflutetes Terrain verwandelt wurde – und die Ursache? Ein Biber! Der nachtaktive Nager hat das Land des 54-Jährigen verwüstet, indem er einen Damm gebaut hat, der die Felder überflutet. „Ich kann meinen Land nicht mehr bewirtschaften – es ist, als hätte man hier einen kleinen Weiher angelegt“, klagt Leuter, während er auf die 50 Zentimeter hohe Wasserstelle zeigt.
Was als harmlose Stadtbegegnung begann, entwickelte sich vor vier Jahren zu einem Albtraum, als der Biber sich in der Nähe eines ehemaligen Weihers ansiedelte. Fast fünf Hektar seine Fläche sind nun betroffen, und zwei Hektar sind vollständig unbrauchbar. „Das war früher bestes Grünland, aber jetzt wird alles wegen eines Tieres zerstört! Die Behörden scheinen hilflos zu sein“, erzürnt sich Leuter. Er hat zuvor seine Wiese fünfmal im Jahr gemäht, doch jetzt bleibt ihm nur der Frust darüber, dass er für ein Tier, das unter EU-Schutz steht, bezahlen muss.
Biber unter Schutz: Ein Dilemma für Landwirte
Gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz darf der Biber nicht bejagt werden, was Leuter und andere Landwirte stark kritisieren. „Es gibt hier einfach zu viele Biber! Der Schutzstatus muss gesenkt werden“, fordert Leuter. Auch Holzwirtschaft und Landwirtschaft sind betroffen, denn die Schäden durch Überschwemmungen und Fraßschäden sind enorm. Horst Wenk vom Landesbauernverband schlägt Alarm: „Die Schäden sind nicht mehr tragbar! Mit tausenden Bibern in Baden-Württemberg können wir nicht von einer bedrohten Tierart sprechen.“ Die Diskussion über die Lockerung des Schutzstatus wird lauter.
Währenddessen bleibt den Behörden nichts anderes übrig, als die Biber-Population zu überwachen. Ein landesweites Bibermanagement wurde vor fast 20 Jahren etabliert, um nachhaltige Lösungen zu finden. Doch Leuters verzweifelter Fall ist exemplarisch für die wachsenden Konflikte zwischen Tierschutz und landwirtschaftlichen Interessen. „Es ist an der Zeit, dass die Behörden Entschädigungen ernsthaft in Betracht ziehen, gerade bei solch extremen Härtefällen!“, betont Kreisökologe Bertrand Schmidt.