Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) hat die Schließung von 18 Notfallpraxen im ganzen Land beschlossen, darunter auch die essentielle Praxis in Bad Saulgau. Dieser Schritt trifft auf erbitterten Widerstand seitens der Bevölkerung, wie eine kürzlich gestartete Petition mit rasant steigenden Unterschriften zeigt.
Am Wochenende war die Notfallpraxis überfüllt. Patienten wie eine Frau mit schmerzverzerrtem Gesicht warten stundenlang, während Dr. Andreas Mase und seine Kollegen alle Hände voll zu tun haben. „Es ist unglaublich beruhigend, eine Notfallpraxis in der Nähe zu haben“, sagt die Frau des gequälten Patienten und beschwert sich über die Schließungspläne. Auch Dr. Mase und sein Kollege Dr. Jürgen Selbherr sind empört: „Wir wurden überhaupt nicht eingebunden in diese Pläne, es hat keine Kommunikation stattgefunden“, kritisiert Mase.
Ärzte und Bürger sind am Boden zerstört
Die Enttäuschung über die Schließungspläne ist enorm. Carmen Gessler, Bereitschaftsleiterin des DRK in Bad Saulgau, warnt vor einer Überlastung des Rettungsdienstes. Sie betont: „Das führt klar zu einer Mehrbelastung des hauptamtlichen Rettungsdienstes und dadurch auch für uns im Ehrenamt.“ Stadträtin Larissa Lott-Kessler, die sich jahrelang für den Erhalt der medizinischen Versorgung eingesetzt hat, äußert ebenfalls ihre Besorgnis: „Für unsere Raumschaft bedeutet das eine noch schlechtere medizinische Versorgung.“
Die Schließung der Notfallpraxis wird als weiterer Schlag gegen die ohnehin schon unter Druck stehende medizinische Infrastruktur wahrgenommen. Die selbsternannten „Retter“ aus der Politik haben leere Versprechungen gemacht. „Was wurde aus dem versprochenen Ausbau des Medizinischen Versorgungszentrums?“ fragt Larissa Lott-Kessler verärgert und kritisiert den „weiteren Kahlschlag für den ländlichen Raum“.
Zeitgleich wächst die Unterschriftenzahl auf der Plattform change.org und nähert sich 15.000. Die Bürger sind laut unermüdlich auf der Suche nach Gehör und stehen geschlossen gegen die drohende Schließung ihrer Notfallpraxis. Kirsten Holzmann, eine Unternehmerin aus der Region, erinnert sich: „Nachdem unser Krankenhaus geschlossen wurde, war ich froh, dass wir wenigstens noch eine Notfallpraxis haben.“