Pforzheim – In einer ungewöhnlichen Maßnahme hat ein Gastronom in Pforzheim die Entscheidung getroffen, Gästen den Zugang zu seinem Café zu verwehren, wenn sie in Jogginghosen erscheinen. Der Betreiber Lambros Petrou vom Art Café berichtet von negativen Erfahrungen mit Besuchern, die in dieser bequemen, aber oft als unschicklich angesehenen Kleidung herumschlenderten. „Wir sind keine Kneipe, keine Spelunke, sondern wir sind ein Café“, betont Petrou und macht damit deutlich, dass es ihm nicht nur um die Kleidung selbst, sondern um das damit verbundene Verhalten gehe.
Seit einigen Wochen hängt am Eingang seines Lokals ein deutliches Schild, das darauf hinweist, dass sowohl Hunde als auch Jogginghosen unwillkommen sind. Besonders die grauen Jogginghosen scheinen ihm ein Dorn im Auge zu sein. „Wenn ich solche Träger reinlasse, mache ich meinen Laden kaputt“, erklärt Petrou und hebt hervor, dass die Schilder bereits Wirkung zeigen. Gäste fühlen sich laut seinen Aussagen wohler, insbesondere junge Frauen, die sich in einem gepflegten Ambiente wohler fühlen.
Gestaltungsfreiraum für Gastronomen
Die rechtlichen Grundlagen für diese Vorgehensweise sind klar. Ein Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Baden-Württemberg bestätigt, dass Gastronomen im Rahmen ihres Hausrechts einen Dresscode festlegen dürfen. „Das ist kein Problem“, so Daniel Ohl. Wichtig ist, dass die Regeln des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes beachtet werden, um Diskriminierung, beispielsweise aufgrund von ethnischer Herkunft, zu vermeiden.
Petrou stellt klar, dass bei seiner Entscheidung keine Herkunft oder Religion eine Rolle spielt. Sein Publikum ist vielfältig, von jungen Studenten bis hin zu älteren Gästen. „Ich habe von allem ebbes“, sagt er, und stellt damit klar, dass ihm eine geordnete Erscheinung wichtig ist. Der Gastronom hebt hervor, dass es ihm nicht um einen strikten Dresscode gehe, sondern um ein gepflegtes Auftreten. Der Wunsch nach einem ordentlichen äußeren Erscheinungsbild ist also sein Hauptanliegen.
Die Reaktionen in Pforzheim zeigen, dass diese Maßnahme vielerorts auf Zustimmung stößt. In einer kleinen Umfrage unter Passanten äußerten viele Verständnis für die Initiative von Petrou. Kommentare wie „Das ist ein gutes Experiment“ und der Wunsch nach mehr Anstand in der Öffentlichkeit lassen darauf schließen, dass die Maßnahme als positiv wahrgenommen wird. Freiheit im Kleidungsstil ist jedoch nicht universell akzeptiert; ein Befürworter des Jogginghosen-Looks findet es „abscheulich“, Menschen aufgrund ihrer Kleidung zu diskriminieren.
Ein Schritt in die richtige Richtung?
Petrou ist nicht der erste Gastronom, der versucht, der sozialen Erscheinung seiner Gäste eine Riegel vorzuschieben. Bereits in Städten wie Stuttgart und Mülheim an der Ruhr hatten ähnliche Lokale die Entscheidung getroffen, Jogginghosen zu verbannen. Die Frage, ob Kleiderordnung einen Einfluss auf das Gesamtbild eines gastronomischen Erlebnisses hat, bleibt jedoch weiterhin aktuell. Ohl vom Dehoga erklärt, dass Kleidungsvorschriften immer im Kontext des Gesamterlebnisses einer Gaststätte betrachtet werden müssen.
Petrou ist optimistisch und plant, sein Schild in größerer Ausführung aufzuhängen, um seine Botschaft noch klarer zu kommunizieren. Nach seinen Erfahrungen der ersten Wochen sieht er die Maßnahme als Erfolg, wobei er betont, dass sich alle in seinem Café wohl fühlen. Ob die Verbannung von Jogginghosen als der richtige Schritt zu mehr Anstand und gepflegtem Auftreten angesehen wird, bleibt abzuwarten, doch die Diskussion um Kleiderordnung in der Gastronomie scheint in vollem Gange zu sein.
– NAG