Schleich, der traditionsreiche Spielfigurenhersteller mit Sitz in Schwäbisch Gmünd, hat nach intensiven Verhandlungen mit dem Betriebsrat eine Einigung erzielt, die sowohl die Logistik als auch die Zukunft der Mitarbeiter betrifft. Am Montag gab das Unternehmen bekannt, dass die Logistik weiterhin in Schwäbisch Gmünd bleibt. Diese wird von einem externen Partner, der Abt Service GmbH, übernommen. Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen für den Umzug des Unternehmenssitzes nach München, eine Entscheidung, die bei vielen Mitarbeitern auf Unverständnis stößt.
In der Mitteilung heißt es, dass alle Mitarbeiter aus der Logistik ein Übernahmeangebot von Abt erhalten werden. Zudem kündigte Schleich an, dass den Angestellten Möglichkeiten geboten werden, nach München oder Prag zu wechseln, wo ein neues Service Center eingerichtet wird. Für diejenigen, die nicht in der Lage sind, zu wechseln, wurde eine „sozialverträgliche Lösung“ gefunden, die jedoch nicht näher erläutert wurde.
Proteste und Unstimmigkeiten
Unklar ist, wie viele Mitarbeiter tatsächlich nach München oder Prag wechseln möchten. Laut Julian Liebner von der Gewerkschaft IGBCE wurden in den Verhandlungen zwar einige Fortschritte erzielt, insbesondere was das Halten von Arbeitsplätzen in der Region betrifft, jedoch ist die Rückmeldung zur Kommunikation während der Verhandlungen alles andere als positiv. Liebner kritisierte, dass die Gründe für den Weggang nach München oder Prag bisher nicht überzeugend dargelegt wurden. Er betonte, dass Vorschläge des Betriebsrats zur Erhaltung von Arbeitsplätzen in Schwäbisch Gmünd ignoriert wurden.
Unternehmensperspektive
Auf Seiten des Unternehmens zeigte sich Schleich-Chef Stefan De Loecker hingegen optimistisch über die Einigung. Er bezeichnete die getroffenen Vereinbarungen als Schritt in die richtige Richtung, um das Unternehmen zukunftssicher zu machen. Schleich plant, ein globales Netzwerk von Product Creation Centers aufzubauen, das in München seinen zentralen Punkt haben wird. Damit soll die Fähigkeit, Trends und technische Entwicklungen frühzeitig zu erkennen, signifikant verbessert werden.
Die gesamte Situation verdeutlicht die wachsenden Spannungen zwischen der fortschreitenden Globalisierung und den lokalen Arbeitsmärkten. Die Entscheidung von Schleich, den Hauptsitz nach München zu verlegen, spiegelt einen Trend wider, den viele Unternehmen in Deutschland und darüber hinaus beobachten: Die kontinuierliche Suche nach Optimierung und Kostenreduktion, häufig auf Kosten der regionalen Arbeitsplätze.
Dennoch bleibt abzuwarten, wie viele Mitarbeiter tatsächlich bereit sind, die neuen Standorte anzunehmen und welche langfristigen Auswirkungen diese Entscheidungen auf die Region Schwäbisch Gmünd und die dortigen Arbeitsplätze haben werden. Das Engagement und die Reaktionen des Betriebsrats sowie der Gewerkschaft könnten dabei maßgeblich für den kommenden Dialog zwischen Arbeitnehmern und Unternehmensführung sein.
– NAG