In der Justizvollzugsanstalt Gotteszell in Schwäbisch Gmünd wird ein innovatives Projekt gestartet, um den Gefangenen einen besseren Zugang zu digitalen Kommunikationsmöglichkeiten zu bieten. Diese Pilotinitiative, bekannt als „Haftraummediensystem“, soll den Häftlingen erlauben, kontrollierte E-Mail-Kommunikation und Videotelefonie zu nutzen. Mit diesem Schritt verfolgt die Anstaltsleitung nicht nur die Ermöglichung persönlicher Gespräche, sondern auch eine wichtige Maßnahme zur Resozialisierung.
„Momentan können unsere Häftlinge auch nach draußen telefonieren, aber der Prozess ist sehr zeitaufwendig und erfordert einen beträchtlichen Verwaltungsaufwand. Wir möchten den Ablauf für alle Beteiligten vereinfachen“, erläutert Claudia Zink, die Leiterin der JVA Gotteszell. Das neue System wird die Kommunikation transparenter gestalten, da etwa zehn Nummern für Telefonate im Vorfeld überprüft werden müssen. Dies zeigt, dass die Sicherheit, trotz der neuen Freiheiten, an oberster Stelle steht.
Wichtiger Schritt zur Resozialisierung
Ein zentraler Aspekt des Projekts ist die Vorbereitung der Häftlinge auf das Leben nach der Haft. Durch den Zugang zu digitalen Medien können Frauen in der JVA gezielt nach Arbeitsplätzen und Wohnmöglichkeiten suchen: „Je einfacher der Übergang in die Gesellschaft gestaltet werden kann, desto geringer ist die Rückfallquote“, so Zink. Studien zeigen, dass eine gut organisierte Entlassung häufig dazu führt, dass Menschen seltener in alte Verhaltensmuster zurückfallen.
Darüber hinaus wird mit dem Einsatz von Computern in den Zellen nicht nur die soziale Integration gefördert. Auch die administrative Effizienz kann durch Minimierung der Papierakten erheblich gesteigert werden. „Wenn Häftlinge Anträge digital stellen können, spart das nicht nur Zeit, sondern sorgt auch dafür, dass alles nachvollziehbarer ist“, erklärt Zink.
Die Anstaltsleiterin ist überzeugt von den Vorteilen des Pilotprojekts und freut sich darauf, einen Teil der Zukunft des Strafvollzugs mitzugestalten. Rund 200.000 Euro hat das Land Baden-Württemberg für diesen Testlauf bereitgestellt, der im Herbst 2022 vorgestellt wurde, und etwa 40 Haftplätze sollen im Rahmen des Tests mit dem neuen System ausgestattet werden.
Zugang zum Internet: Mehr als nur Unterhaltung
Obwohl die Computer grundlegende Funktionen wie E-Mail und Videotelefonie ermöglichen, sind sie nicht für das „unbeschränkte Surfen“ im Internet gedacht. Zink betont, dass der Zugang zu sozialen Medien oder Streaming-Diensten wie YouTube ausgeschlossen ist. Stattdessen sind alle Aktivitäten engmaschig kontrolliert. Die Häftlinge sollen sich jedoch nicht völlig von der Welt abgeschnitten fühlen – in den Gefängnisräumen stehen Fernseher zur Verfügung, und Tageszeitungen werden bereitgestellt, um den sozialen Kontakten eine Plattform zu bieten.
Dieser Schritt macht deutlich, dass die JVA Gotteszell nicht nur das Wohlbefinden der Häftlinge im Blick hat, sondern auch deren Integration in die Gesellschaft. „Eine gut strukturierte Begleitung während der Haftzeit kann entscheidend sein“, sagt Zink. Daher hofft sie, dass das System rasch in Betrieb genommen werden kann, wobei ein Startdatum jedoch noch nicht festgelegt wurde.
Bisherige Projekte haben gezeigt, dass der Zugang zu digitalen Funktionen, auch in Haftanstalten, die Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Resozialisierung schaffen kann. Die JVA Gotteszell zeigt mit diesem Ansatz, dass sie bereit ist, innovative Wege zu gehen, um eine positive Veränderung im Leben der Inhaftierten zu bewirken.Wie www.remszeitung.de berichtet, bleibt abzuwarten, ob das neue System den gewünschten Erfolg bringt und welchen Einfluss es auf das Leben der Frauen in der JVA haben wird.