Ein faszinierendes Stück Geschichte wurde im Ritterhaus-Museum Offenburg lebendig! Eberhard Kern, ein pensionierter Lehrer, entführte die Zuhörer mit seinem packenden Vortrag „Vom Seifensieder zum Fabrikanten“ in die glanzvolle Welt der Offenburger Seifenfabrik seiner Familie. Der Vortrag, der am Mittwoch stattfand, war ein emotionales Tribut an seinen verstorbenen Bruder Rainer, der die umfangreiche historische Dokumentation zusammengetragen hatte. Die Atmosphäre im Foyer war elektrisierend, als die Besucher in die Vergangenheit eintauchten und die beeindruckenden Fotografien bestaunten.
Die Wurzeln der Seifenfabrik
Die Geschichte der Seifenfabrik Kern reicht bis ins Jahr 1830 zurück, als der Schneidermeister Philipp Suhm in Ohlsbach seine Seifensiederei gründete. Nach mehreren Generationen übernahm Emil-Theodor Kern das Unternehmen und verlegte es nach Offenburg, wo es florierte. Sofie Kern, seine Frau, führte das Ladengeschäft, während Emil-Theodor die Produkte über Land verkaufte. Trotz der Herausforderungen nach dem Ersten Weltkrieg, als die Rohstoffe knapp wurden, überlebte die Familie Kern und expandierte ab 1922 rasant. Die drei Söhne trugen maßgeblich zum Erfolg bei, indem sie die Bedeutung von Werbung und Markenbildung erkannten.
Die Marke „Oseko“, ein Akronym für „Offenburg Seifenfabrik Emil Kern Offenburg“, wurde bald zum Markenzeichen. Auf der Herbstmesse 1931 sorgte eine spektakuläre Nachbildung des Lorenz-Oken-Denkmals aus 1100 Kilo Kernseife für Aufsehen. Doch der Zweite Weltkrieg brachte eine tragische Wende: Die Produktion wurde 1942 eingestellt, und 1944 fiel Sohn Emil im Krieg. Trotz dieser Rückschläge erlebte das Unternehmen unter dem Namen „Dreikernwerk GmbH“ eine Blütezeit, und beim ersten Seifenkistenrennen 1951 waren die Kisten mit den Namen „Kern“ und „Oseko“ ein fester Bestandteil des Events.
Der Niedergang der Seifenfabrik
Doch die Konkurrenz von großen Unternehmen wie Henkel und Unilever wurde im Laufe der Jahre erdrückend. Die synthetischen Produkte verdrängten die traditionellen Seifen der Familie Kern. 1954 musste die Produktion endgültig eingestellt werden, und in den 1970er Jahren wurden die historischen Gebäude der Seifenfabrik abgerissen. Die Geschichte der Seifenfabrik Kern ist ein eindrucksvolles Beispiel für den Aufstieg und Fall eines Familienunternehmens, das einst ein fester Bestandteil der Offenburger Industrie war.