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Ein Polizeiseelsorger im Schatten der Messerattacke in Mannheim

Nach der erschütternden Messerattacke am Mannheimer Marktplatz, die die Stadtgesellschaft veränderte, spricht Polizeiseelsorger Friedel Goetz über die Herausforderungen und die wichtige Rolle der Seelsorge in Krisenzeiten.

Mannheim. Ein schwerer Schatten lastet über der Stadt, seitdem die dramatische Messerattacke am Marktplatz die Gemeinschaft erschütterte. Polizeiseelsorger Friedel Goetz, der erst vor kurzem mit seiner Familie aus Italien zurückgekehrt war, erlebte die Ereignisse hautnah und spricht über die nachfolgenden Herausforderungen und den Umgang mit der Trauer und der Wut, die diese Tat ausgelöst hat. Mit schockierten WhatsApp-Nachrichten wurde er vom Geschehen informiert, das die Stadt und die Polizei stark belastete.

Die Reaktionen auf die bedauerliche Tat waren vielfältig. Goetz beschreibt die intensive emotionale Belastung, die sowohl als Bürger als auch in seiner Rolle als Polizeiseelsorger empfunden wurde. „Ich war sowohl betroffen als Mensch als auch in meiner professionellen Rolle“, sagt er. Es war eine Zeit, in der der Zusammenhalt und die Unterstützung innerhalb der Polizeigemeinschaft besonders wichtig waren, gerade nach den Schicksalsschlägen durch den Verlust von Polizeipräsident Siegfried Kollmar und dem grausamen Tod von Rouven Laur.

Belastung der Polizeifamilie

Die letzten Monate waren für die Polizeikräfte besonders herausfordernd. Goetz, der als Seelsorger tätig ist, hat beobachtet, wie wichtig es für die Beamten war, ihren Schmerz anzuerkennen und sich in der Gemeinschaft zu unterstützen. „Die Polizeifamilie musste zuletzt einiges durchmachen“, erklärt er. Es fand eine Art von kollektiver Trauerbewältigung statt, bei der die Beamten durch gemeinsamen Austausch und Teamgeist Halt fanden.

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Verbundenheit und Empathie kommen in Goetz‘ Erzählungen deutlich zum Ausdruck. Viele Polizeimitarbeiter versammelten sich in ihrer Freizeit, um über ihre Erfahrungen zu sprechen und um gemeinsam die Trauer zu verarbeiten. Eine zentrale Rolle dabei spielte die Trauerfeier für Rouven Laur, die nicht nur als emotionale Zeremonie diente, sondern auch Hoffnung auf Frieden und Versöhnung vermittelte. „Mitten in der Grausamkeit und Ungerechtigkeit entdeckten die Menschen ihre Stärke in der Gemeinschaft“, reflektiert Goetz.

Diese Art der Solidarität wurde nicht nur von den Einsatzkräften, sondern auch von der allgemeinen Bevölkerung wahrgenommen. Die Bürger der Stadt kamen zusammen, um zu trauern und der Opfer zu gedenken. Goetz hebt hervor, wie wichtig es war, dass die Eltern von Rouven Laur in dieser schweren Zeit ein Zeichen des Friedens setzten und nicht etwa den Hass schürten, was viele als wegweisend erachteten.

„Die Trauerfeier war für viele ein Katalysator, um mit ihren Gefühlen umzugehen und eine positive Wendung zu finden“, sagt Goetz. Auf diesem Weg hat sich eine Möglichkeit zur Heilung entwickelt, was für die Stadt und deren Bewohner entscheidend war. Dennoch spürt er, dass der Fall nachhaltige Narben hinterlassen hat, insbesondere in den Reihen der Polizei. „Der Fall wird nicht vergessen, er hat sich zu tief eingeprägt“, fügt er hinzu.

Im Laufe des Gesprächs wird deutlich, dass Goetz die Wut und den Schmerz der Menschen versteht. Er ermutigt zur Kontrolle dieser negativen Emotionen und betont die Bedeutung von Gemeinschaft und Unterstützung. „Es ist normal, dass man solche Gefühle hat, aber es ist entscheidend, wie man damit umgeht“, erklärt er. Daran, dass die Werte des friedlichen Miteinanders auch in schwierigen Zeiten aufrechterhalten werden müssen, glaubt er fest.

Die rechtlichen Aspekte sind auch für Goetz von zentraler Bedeutung. Der Attentäter wird sich vor dem Oberlandesgericht in Stuttgart wegen Mordes verantworten müssen. „Es ist wichtig, dass für Gerechtigkeit gesorgt wird – nicht nur aus juristischer Sicht, sondern auch im gesellschaftlichen Kontext“, sagt Goetz. Hierbei fühlt er, dass jeder Teil der Gesellschaft an der Verantwortung tragen muss, um ein friedliches und respektvolles Zusammenleben zu gewährleisten.

Als Polizeiseelsorger hat Goetz die Aufgabe, für die Beamten präsent zu sein und sie in ihrer schweren Zeit zu unterstützen. Sein Engagement geht über die Trauerbewältigung hinaus, denn er sieht auch die Aufgabe der Religionsgemeinschaften, den interreligiösen Dialog zu fördern und das gegenseitige Verständnis zu vertiefen. „Gemeinsam müssen wir für ein friedliches Miteinander einstehen“, betont er, was einmal mehr die Wichtigkeit der Zusammenarbeit und des respektvollen Dialogs unterstreicht.

– NAG

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