Hannover. Die Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), die World Games 2029 nach Karlsruhe zu vergeben, hat in der niedersächsischen Landeshauptstadt für große Aufregung gesorgt. Karlsruhe hatte seine Bewerbungsunterlagen zwar nicht fristgerecht eingereicht, dennoch wurde die Stadt vom DOSB zur Austragungsstätte der Spiele empfohlen. Diese Situation hat den Landessportbund Niedersachsen veranlasst, die DOSB-Ethikkommission einzuschalten, um mögliche Verstöße gegen die Grundsätze einer ordnungsgemäßen Verbandsführung zu überprüfen.
Reinhard Rawe, der Vorstandsvorsitzende des Landessportbundes Niedersachsen, äußerte Bedenken über die Verfahrensweise des DOSB. Er erklärte, dass das Präsidium des LSB der Meinung sei, die Empfehlung des DOSB könnte als potenzieller Verstoß gegen die Good-Governance-Regularien gewertet werden. Dies deutet auf eine ernste Auseinandersetzung hin, die auch das internationale Image des DOSB beeinflussen könnte.
Finanzierung der World Games in Karlsruhe wackelt
Ein weiterer Punkt, der die Situation kompliziert, ist die unklare Finanzierung der World Games in Karlsruhe. Der Sportbürgermeister von Karlsruhe, Martin Lenz (SPD), räumte ein, dass die Zusagen für finanzielle Zuschüsse von Bund und Land noch ausstehen. Diese Unsicherheit hat in Hannover zusätzliches Unmut hervorgerufen, wo die Stadt behauptet, ihre Finanzierungspläne seien weitgehend gesichert gewesen. Rawe leitete deshalb im Juni den Vorgang an die Ethikkommission weiter, die ihre Ergebnisse voraussichtlich am 7. Dezember 2024 auf dem DOSB-Verbandstag in Saarbrücken präsentieren wird.
Die World Games sind eine Art Olympische Spiele für weniger populäre Sportarten wie Beachhandball, Faustball, Kanupolo, Squash, Bowling und Tauziehen. Daher ist die Vergabe für viele Sportler und Verbände von großer Bedeutung. Die Ungewissheit über die Umsetzung der Spiele in Karlsruhe könnte auch die Planungen und das Engagement der Sportler langfristig beeinträchtigen.
Der DOSB mauert
Das Schweigen des DOSB zu den Vorwürfen ist ebenso bemerkenswert. Auf eine Anfrage zu den Vorgängen um die Entscheidung für Karlsruhe bleibt der Verband stumm und verweist lediglich auf die zuständigen internationalen Gremien. Diese mangelnde Transparenz könnte den Druck auf den Verband erhöhen und weitere Fragen aufwerfen, warum gerade Karlsruhe trotz offenkundiger Versäumnisse bevorzugt wurde.
Das gesamte Vorgehen wirft nicht nur Fragen zur Fairness der Bewerbungsprozesse auf, sondern auch Bedenken hinsichtlich der Integrität des DOSB. Die von der Ethikkommission durchgeführte Überprüfung könnte weitreichende Konsequenzen haben, sollte sie Verstöße feststellen. Dies könnte die zukünftigen Vergaben und die allgemeine Glaubwürdigkeit des deutschen Sports nachhaltig beeinflussen.
Dieses komplexe Zusammenspiel von politischen, finanziellen und sportlichen Interessen wird sicherlich weiterhin für Diskussionen sorgen. Das Thema steht auf der Agenda in Hannover, und die Folgen werden noch lange spürbar sein. Details zu den aktuellen Entwicklungen finden sich in einem Bericht auf www.haz.de.