In der Automobilbranche hat die Insolvenz eines traditionellen Zulieferers in Baden-Württemberg schwerwiegende Folgen für den Fahrzeughersteller Ineos. Etwa 800 Mitarbeiter am französischen Standort in Hambach müssen aufgrund eines Lieferengpasses in Kurzarbeit gehen. Diese Situation verdeutlicht, wie anfällig die Branche für Probleme in der Lieferkette ist, die immer wieder an die Oberfläche treten.
Der Zulieferer Recaro Automotive, bekannt für die Herstellung von Autositzen, hat Ende Juli Insolvenz angemeldet. Dies hatte zur Folge, dass Ineos Automotive, ein Unternehmen mit britischem Hintergrund, gezwungen ist, die Produktion des Ineos Grenadier vorübergehend zu stoppen. Der Grenadier, der in Hambach, nahe der deutschen Grenze, produziert wird, war als direkte Konkurrenz zum Land Rover positioniert, hat aber mit Absatzschwierigkeiten zu kämpfen.
Massive Auswirkungen auf die Mitarbeiter
Philippe Steyer, Geschäftsführer von Ineos, bestätigte in einem Interview mit der Saarbrücker Zeitung die bedauerliche Lage: „Ab Mitte kommender Woche müssen wir die Grenadier-Produktion stoppen und 700 bis 800 Mitarbeiter, die direkt damit beschäftigt sind, in Kurzarbeit schicken.“ Die Kurzarbeit ist bis Ende des Jahres angesetzt, was für die betroffenen Mitarbeiter eine erheblichen Unsicherheit bedeutet.
Für Ineos sind die Zulieferteile, die von Recaro stammen und in die Grenadier-Modelle verbaut werden, essenziell. Auch andere Komponenten, wie die 8-Gang-Wandlerautomatik von ZF Friedrichshafen, sind für die Vollständigkeit des Fahrzeugs notwendig. Fehlt eine einzige Komponente, kann das gesamte Produktionsprozessen ins Stocken geraten, was in den letzten Jahren durch flächendeckende Lieferengpässe, unter anderem durch den Chipmangel, immer wieder zu beobachten war.
Auch außerhalb des Ineos-Konzerns gibt es bereits ähnliche Entwicklungen. In einem anderen Traditionsunternehmen in Baden-Württemberg müssen ebenfalls Mitarbeiter in Kurzarbeit gehen. Diese Maßnahme wird oft als Reaktion auf geringere Auftragseingänge genutzt und ermöglicht es Unternehmen, die Produktion schnell wieder hochzufahren, sollte sich die Situation zeitnah verbessern.
Rückblick auf die letzten Monate
Ein weiterer Punkt ist die Produktionspause, die Ineos erst kürzlich gegenüber der E-Version des Grenadiers im Magna-Werk in Graz angekündigt hatte. Diese Entscheidung bedrohte rund 2.000 Arbeitsplätze, die ursprünglich von der Einführung des elektrischen Modells profitieren sollten. Das Unternehmen hat sich in der Vergangenheit bereits öfters mit Schwierigkeiten beim Verkauf seiner Modelle konfrontiert gesehen, was die aktuelle Situation umso belastender macht.
Die Kündigung von 800 Mitarbeitenden ist nicht nur eine wirtschaftliche Herausforderung für die Belegschaft von Ineos in Hambach, sondern wirft auch ein Licht auf die Abhängigkeit der Automobilindustrie von Zulieferern. Unternehmen wie Mercedes-Benz sind ebenfalls anfällig für solche Störungen und mussten daher in der Vergangenheit produktionstechnische Maßnahmen ergreifen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Zusammengefasst ist die Insolvenz von Recaro Automotive und die damit verbundene Kurzarbeit bei Ineos ein Beispiel für die Herausforderungen, mit denen die Automobilindustrie konfrontiert wird. Die Entwicklungen zeigen, wie wichtig stabile Zulieferketten für die Aufrechterhaltung der Produktion sind, und unterstreichen die Notwendigkeit, diese Systeme zu diversifizieren, um zukünftige Engpässe zu vermeiden.
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