In Baden-Württemberg ist ein bemerkenswerter Trend zu beobachten: Immer mehr Senioren beginnen ein Studium. Diese Entwicklung zeigt, dass das Streben nach Wissen und geistiger Herausforderung auch im Alter nicht endet. Laut dem Wissenschaftsministerium des Landes haben im Wintersemester 2022/23 insgesamt 477 Personen, die 60 Jahre und älter sind, Vorlesungen und Seminare besucht. Im Vorjahr waren es noch 418 Menschen in dieser Altersgruppe, was einen Anstieg darstellt, der die Bereitschaft von Senioren zur Weiterbildung unterstreicht.
Die Zahlen sind eindrucksvoll und deuten darauf hin, dass der Anteil älterer Studierender im Vergleich zu vor zehn Jahren fast doppelt so hoch ist. Interessanterweise ist dies teilweise dem demografischen Wandel zuzuschreiben, der zu einer wachsenden Zahl älterer Menschen in der Gesellschaft führt. Statistiken zeigen, dass 75-jährige Männer durchschnittlich mit weiteren elf Jahren Lebenszeit rechnen können. Im Vergleich dazu hatten sie in den 1970er-Jahren nur mit etwa sieben Jahren zu rechnen. Bei Frauen ist dieser Trend noch ausgeprägter: Sie können heute mit 13 Jahren zusätzlichen Lebenszeit rechnen, während es in den Siebzigern nur acht Jahre waren.
Studierende in Geisteswissenschaften besonders aktiv
Ein Bericht des Akademischen Vereins der Senioren in Deutschland (AVDS) hebt hervor, dass viele Menschen der Babyboomer-Generation, die aus verschiedenen Gründen – wie Kindererziehung oder der Übernahme des elterlichen Betriebs – in jungen Jahren kein Studium aufgenommen haben, nun nachholen, was sie in ihrer Jugend versäumt haben. Dies zeigt sich auch in den Studienrichtungen, die Senioren bevorzugen.
Besonders beliebt sind die Geisteswissenschaften, in denen fast die Hälfte der älteren Studierenden eingeschrieben ist, nämlich 46 Prozent. Daneben spielt auch die Fächergruppe Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eine bedeutende Rolle, die 25 Prozent der Senioren anzieht. Diese Angaben verdeutlichen das breite Spektrum an Interessen, das ältere Studierende an die Universitäten bringt.
In Bezug auf die Geschlechterverteilung unter den Seniorinnen und Senioren zeigt sich, dass Männer nach wie vor die überwiegende Mehrheit ausmachen. Von den 477 eingeschriebenen Senioren im Wintersemester 2022/23 waren 271 Männer und 206 Frauen. Auch in den vergangenen Jahren legte diese Statistik nahe, dass Männer in dieser Altersgruppe klar in der Überzahl sind.
Dieser Trend ist nicht nur in Baden-Württemberg zu beobachten, sondern spiegelt ein wachsendes Interesse von Senioren an lebenslangem Lernen wider. Die Universitäten und Pädagogischen Hochschulen des Landes scheinen gut auf diese Entwicklung vorbereitet zu sein, und es bleibt abzuwarten, wie sich dieses Phänomen weiter entfalten wird.
Eine ausführliche Untersuchung zu diesen Themen findet sich im Bericht auf www.tagesschau.de.